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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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und sicheren Ort, an dem sie schlafen können. Dieser Ort wird ständig bewacht, denn während des Schlafes sind wir hilflos. Deshalb ist es für Nathaniel sehr gefährlich, wenn er so weitermacht. Er wäre angreifbar, verwundbar und könnte leicht getötet werden. Für einen Jäger ist der Eintritt in den starren Schlaf äußerst schmerzhaft und noch schmerzhafter ist es, wieder daraus zu erwachen.“ Sie sah Emmaline mit ihren großen dunklen Augen eindringlich an, „Die wenigen von uns, die sich dafür entschieden haben, sind allerdings selten wieder aufgewacht, denn sie wurden entweder getötet, oder für tot gehalten und beigesetzt. “
    „ Aber Nathaniel würde so etwas doch niemals wollen, egal, wie schlecht es ihm geht!“
    „ Das dachten wir auch. Aber irgendetwas ist mit ihm geschehen, dass er nicht mehr unter uns sein will.“
    „ Wir müssen ihn finden!“, Emmaline war den Tränen nahe.
    „ Deshalb haben wir dich geholt. Niemand kennt Nathaniel so gut, wie du. Wo würde er hingehen, wenn er wüsste, dass er bald in die Starre fällt? Es müsste ein Ort sein, an dem er sich sehr sicher fühlt und nicht entdeckt wird.“
    Emmaline sah in die Flamme der Kerze auf dem Tisch.
    Natürlich wusste sie wo er war.
    „ Könnt ihr mir einen Wagen leihen?“
    „ Selbstverständlich, Liebes.“ Georgianna stand auf und lief ins Haus, kurz darauf kam sie mit einem Schlüssel in der Hand zurück. „Möchtest du nicht, dass dich einer von uns begleitet?“
    „ Nein“, Emmaline war bereits auf dem Weg zur Tür, „Ist schon gut. Er würde wollen, dass ich alleine komme.“

42.

    Leichter als erwartet fand sie den kleinen Weg, der hinunter zum Fluss führte. Sie folgte ihm mühelos, denn der Mond schien hell und es war eine sternenklare Nacht. Obwohl sie nur einmal und das vor langer Zeit mit Nathaniel hier gewesen war, wusste sie noch genau, wo die mächtige alte Trauerweide den Eingang zur Höhle verbarg.
    Sie schlüpfte hinein und zog die mitgebrachte Kerze aus ihrer Tasche. Mit zitternden Fingern zündete sie den Docht an, bevor sie vorsichtig über den rauen Steinboden in den hinteren Teil der Höhle ging.
    Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch. Dann streckte sie die Kerze nach vorne, ein schwacher Lichtschein fiel in den kleinen Raum. Schatten tanzten über die unebenen Wände und durch das Loch in der Decke funkelten die Sterne.
    Die Höhle war leer.
    Tränen schnürten plötzlich ihre Kehle zu. Nathaniel war nicht hier. Sie blies die Kerze aus und sank zu Boden. Dann kroch sie bis in die Mitte unter die Öffnung und schlang ihre zitternden Arme um die Knie. Starr sah sie zu, wie der dunkle Nachthimmel irgendwann heller wurde und die Sterne der Dämmerung wichen. Tageslicht erhellte zuerst ihre kauernde Gestalt und zog dann weite Kreise um sie, bis schließlich die Stämme in den Höhlenwänden sichtbar wurden.
    Das Flechtwerk aus Bäumen, Erde und Stein bildete eine unruhige Oberfläche mit allerlei Nischen, an denen die Sonne langsam höher glitt.
    Emmaline glaubte, noch niemals eine derartige Leere in sich gefühlt zu haben. Sie war schlimmer als der Schmerz nach Danieles Tod, vernichtender als der Hass auf Massimo und unerträglicher als alles, was sie kannte. Was sollte sie nun tun? Wohin gehen? Wie sollte sie ihn nur finden?
    In der Stille der uralten Höhle bereute sie es bitter, nicht früher zu Nathaniel gekommen zu sein. Wie selbstsüchtig war sie gewesen in ihrem Schmerz.
    Dabei stimmte es, was Victor gesagt hatte: allein sind wir nichts. Allein war auch sie nichts.
    Daniele hatte gewollt, dass sie glücklich war, er hatte sie angefleht, das Gute in allem zu sehen, selbst als er im Sterben lag und sie hatte sein Andenken mit Füßen getreten. Jetzt wusste sie, dass auch er es gut geheißen hätte, wenn sie ihrem Herzen gefolgt wäre und zu Nathaniel zurückgekehrt wäre. Sie hätte ihn nicht verraten, sondern seinem Andenken Ehre erwiesen. Und Nathaniel hätte sie nicht zurückgewiesen, er hatte so lange auf sie gewartet. Mit ihrer Abwesenheit hatte sie ihn erneut verletzt und dieses Mal für immer verloren.

    Nachdem die Sonne für eine Weile senkrecht über ihr gestanden war, wanderte sie weiter und ihre Strahlen glitten über einen anderen Teil der Höhlenwand, über etwas, das kurz aufleuchtete und dann wieder erlosch.
    Mühsam und unsicher auf ihren steifen Beinen stand Emmaline auf und betrachtete die Wand genauer. In einer kleinen Nische, an einem trockenen Zweig, hing ein

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