Das Mallorca Kartell (German Edition)
einen Mietwagen bekäme. Sein Magen knurrte und so beschloss er, in einem kleinen Bistro in Hafennähe zu frühstücken.
Zaragoza hatte er schon lange hinter sich gelassen. Noch etwa hundert Kilometer bis Madrid. Die freudige Erregung verhinderte, dass ihn die Anstrengungen der mehrstündigen Reise erschöpften. Nachdem er den Mietwagen am Bahnhof abgegeben hatte, ließ er sich von einem Taxi direkt zu der Privatklinik fahren, in der Alfonso unter dem falschem Namen Francisco Ramírez Montoya seinen Knochenbruch auskurierte.
Am Empfang erkundigte er sich nach dessen Zimmernummer. Die Arzthelferin erklärte, er liege im vierten Stock im rechten Flügel, wobei er sich mit einem Besuch bis zum kommenden Morgen gedulden müsse, denn die Besuchszeit sei seit einer Stunde vorbei. Die Uhr in der edlen Eingangshalle zeigte zwanzig Uhr an. Er dankte für die Auskunft und verließ das Hospital.
Er konnte warten.
In der Nähe des Krankenhauses entdeckte er ein kleines Hotel, in das er unter falschem Namen eincheckte. Da er bar bezahlte, fragte niemand nach seinen Papieren. Den Ticketausdruck für den Rückflug nach Palma hatte er in der Tasche. Der Flug ging morgens um sieben Uhr. Schon am nächsten Tag wäre er wieder auf der Insel und keiner hätte seine Abwesenheit bemerkt.
Um die verbleibenden Stunden totzuschlagen, streckte er sich auf dem Bett aus.
Gedämpft summend weckte ihn sein Handy. Überrascht stellte er fest, dass er tatsächlich eingeschlafen war. Zwei Uhr morgens. Im Badezimmer spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht, um vollständig wach zu werden. Es durfte ihm kein Fehler unterlaufen. Leise verließ er das Zimmer. Die Hotelrezeption war verwaist.
Auf der Straße war keine Menschenseele zu sehen. Trotzdem bewegte er sich vorsichtig im Schatten der Häuser bis zur Klinik. Dort legte er sich auf die Lauer. Ein Krankenwagen fuhr mit Martinshorn und blinkenden Lichtern am Haupteingang vorbei. Dieser Notfall kam wie gerufen.
Die Belegschaft der Nachtschicht lief hektisch zum Nebeneingang, wo die Notfallpatienten eingeliefert wurden. Die Rezeption war unbesetzt. Er schlüpfte durch den Eingang in den hinteren Teil des Gebäudes, wo sich der Treppenaufgang befand. Den Fahrstuhl zu nehmen, schien ihm zu riskant. Mit klopfendem Herzen erreichte er den vierten Stock. Er steckte den Kopf durch die Tür, die zum Gang führte, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das Schwesternzimmer lag am Ende des linken Flügels, so konnte er unbemerkt in den rechten Teil gelangen.
An den Türen waren Namensschilder angebracht, und so entdeckte er schnell das Zimmer, in dem Alfonso lag. Es stand noch ein weiterer Name darauf. Warum zum Teufel lag Alfonso nicht in einem Einzelzimmer? Das verkomplizierte die Sache. Sollte sein Zimmergenosse sich einmischen, würde eben auch er das Krankenhaus nicht lebend verlassen.
Er holte seine Waffe aus dem bunten Rucksack, der ihn als Urlauber auswies, zog den Schalldämpfer heraus und schraubte ihn auf den Lauf.
Geräuschlos öffnete er die Zimmertür. Die Betten waren durch einen weißen Stoffvorhang voneinander abgeschirmt. Er zog seine Schildmütze tief ins Gesicht und zog den ersten Vorhang einen Spalt zurück.
»Schwester? Ich kann nicht schlafen. Wären Sie so lieb, mir ein Schlafmittel zu bringen?«, drang eine heisere Stimme zu ihm durch.
Der Raum lag im Dunkeln. Dadurch war ihm nicht klar, aus welchem Bett die Stimme kam, die eindeutig nicht zu Alfonso gehörte. Er steckte die Waffe durch den Stoff, zog die Stoffbahn weiter zurück und bemerkte, wie das Notlicht Schatten auf ihn warf und sich seine Silhouette am Vorhang abzeichnete.
»Francisco Ramírez Montoya liegt nebenan?« Er zeigte mit der Pistole auf das Nachbarbett.
Der Patient riss die Augen auf, das Weiß leuchtete im schwachen Licht. Ohne ein Wort nickte er zögernd.
»Wenn Sie mir keine Schwierigkeiten machen, werde ich Ihnen auch keine bereiten. Mit Ihnen hat das nichts zu tun. Wenn Sie jedoch nach der Schwester klingeln, sind Sie tot. Verstanden?«
Der verängstigte Mann nickte bestätigend.
Er trat zurück, ging zum Nebenbett, zog den Vorhang beiseite und schoss drei Mal auf den schlafenden Mann, wobei nur ein dumpfes Ploppen zu hören war.
***
Cristina sah auf die Uhr. »Wo bleibt er nur? Martin weiß genau, dass ich mit dir zu Carmens Grab fahren will!«
»Er wird ausschlafen. Es ist immerhin Feiertag. Er kommt schon noch.« Célia stand vom Tisch auf. »Setzen wir uns in den Garten.
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