Das Mallorca Kartell (German Edition)
Die Sonne vertreibt hoffentlich deine miese Laune.« Célia ging durch die Küche hinaus auf die Veranda.
»Ich bin nicht schlecht gelaunt. Ich bin nervös und weiß nicht warum.« Mit einem Seufzer setzte sie sich die Sonnenbrille auf und ließ sich in einen der bequemen Sessel fallen.
»Sei nicht so ungeduldig«, entgegnete Célia beschwichtigend.
»Ich weiß selbst nicht, warum ich so unruhig bin.« Es gab keinen Grund, sich über Martin zu ärgern. Er war nur dreißig Minuten zu spät. Trotzdem hätte er ans Handy gehen können.
Das Knirschen der Kieselsteine auf der Zufahrtsstraße ließ sie aufhorchen. »Da kommt er ja endlich.«
Die Klingel wurde in dem Moment gedrückt, als sie die Haustür öffnete. Vor ihr stand nicht Martin, sondern Ángel.
»Buenos días«, grüßte sie reserviert. Sie hatte seine falsche Beschuldigung nicht vergessen. »Was führt Sie zu dieser frühen Stunde hierher? Neue Anschuldigungen?«
»Buenos días«, erwiderte er. »Könnten wir das bitte im Haus besprechen?« Sein ernster Gesichtsausdruck ließ sie erstarren. Wortlos trat sie beiseite, um ihn einzulassen, bevor sie voraus auf die Veranda ging.
»Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte Célia.
»Gerne«, antwortete Ángel, der Célia begrüßte und den angebotenen Platz annahm.
Cristina schenkte zwei Tassen Kaffee ein. Ángel sah müde aus.
»Ich komme mit schlechten Nachrichten. Gestern Nacht hat ein Autofahrer Martin in Ihrem Wagen aufgefunden. Er scheint die Kontrolle über das Fahrzeug verloren zu haben. Auf der Strecke nach Soller ist es einen Abhang hinuntergestürzt. Es hat sich mehrmals überschlagen. Hätte er kein Licht angehabt, wäre er vielleicht gar nicht gefunden worden. Das Scheinwerferlicht hat ein vorbeifahrendes Fahrzeug irritiert. Der Fahrer fuhr Gott sei Dank nicht vorbei, sondern sah nach und entdeckte den Jeep. Die Bergungsarbeiten haben Stunden gedauert. Martin lebt, aber sein Zustand ist kritisch. Er ist nicht bei Bewusstsein. Genaueres können die Ärzte erst sagen, wenn er aufwacht. Die Kopfverletzungen sind beträchtlich. Ohne Sicherheitsgurt hätte er den Unfall kaum überlebt. Der Airbag hat ebenfalls Schlimmeres verhindert.«
Cristina schloss die Augen. Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein! Warum war sie nicht mitgefahren? Sie hätte sich durchsetzen müssen. Sie hatte gewusst, wie schlecht es Martin ging. Er musste unkonzentriert gefahren sein. »Sind Sie sicher, dass es ein Unfall war?«, fragte sie mit leiser Stimme.
Erst Carmen, dann Ana und nun auch noch Martin! Ihr Herz krampfte sich zusammen und ihre Hände zitterten.
»Alle Spuren deuten darauf hin. Er ist ins Schleudern geraten und rückwärts den Abhang hinuntergestürzt. Wie es dazu kommen konnte, ist nicht klar. Es waren keine Bremsspuren zu sehen. Allerdings sah man im Geröll deutlich die Schleuderspuren.«
Seine Stimme klang mitfühlend. Auch der Inhalt seiner Worte beruhigte sie etwas. Es gab Schleuderspuren, also hatte er sich nicht umbringen wollen. Ein Selbstmörder würde Gas geben und über die Klippe fahren. Schleuderspuren bedeuteten, dass er versucht hatte, das Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bringen. »Kann ich ihn besuchen?«
»Er ist nicht ansprechbar. Hat er Verwandte hier auf der Insel?« Ángel trank den Kaffee leer und stellte die Tasse ab.
»Nein. Seine Eltern leben in Kempten, irgendwo in den Bergen. Ich werde sie anrufen. Könnte ich trotzdem zu ihm?« Sie musste Martin einfach sehen. Doch zuerst musste sie seine Eltern informieren. Sie könnte ihnen ihr Stadthaus überlassen, das war allemal besser als ein unpersönliches Hotel.
Ángel erhob sich schwerfällig. Die Müdigkeit war ihm anzusehen. Offensichtlich war er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Sie begleitete ihn zur Tür. »Ich werde Martins Eltern bei mir wohnen lassen, falls Sie Kontakt mit ihnen aufnehmen wollen. In welchem Krankenhaus liegt Martin?«
»Wir haben ihn ins Klinikum Rotger gebracht.«
»Ich danke Ihnen, dass Sie persönlich hergekommen sind, um die Nachricht zu überbringen«, sagte Cristina steif.
»Sagen Sie mir bitte Bescheid, sobald Martins Eltern gelandet sind.«
Er wandte sich zum Gehen. Auf dem Treppenabsatz fiel ihm noch etwas ein. »Ihr Wagen steht auf dem Polizeihof. Totalschaden. Wir müssen ihn vorerst dort behalten, bis alles geklärt ist.«
Niedergeschlagen schlurfte Cristina hinaus auf die Terrasse und ließ sich kraftlos in einen Sessel fallen.
Célia sah sie mitfühlend an und
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