Das Mallorca Kartell (German Edition)
los?
»Setzen Sie sich auf das Sofa. Und um eines klarzustellen: Wir werden weder Ihnen noch Cristina ein Haar krümmen. Wenn Sie sich kooperativ verhalten, ist spätestens morgen alles vorbei.«
Célia drückte sich in eine Ecke des Sofas und versuchte zu ergründen, worum es hier überhaupt ging. »Was wollen Sie?«
»Nichts, worauf Sie nicht verzichten könnten.« Er zog einige Unterlagen aus seiner Jacketttasche und hielt sie ihr unter die Nase. »Das hier ist eine Generalvollmacht, die Sie jetzt unterschreiben werden. Damit gehe ich zum Notar und lasse Ihren Besitz auf einen anderen Namen umschreiben. Sie ziehen aus und keinem geschieht etwas. Ganz einfach.«
Trotzig schüttelte Célia den Kopf. »Wie kommen Sie darauf, dass ich das unterschreibe?«
»Ganz einfach, Lady, weil Cristina sonst sterben muss. Und das wollen Sie doch nicht, oder?« Er hielt ihr einen Kugelschreiber hin.
Célia war den Tränen nahe. Was sollte sie nur tun? Wenn sie nicht unterschrieb, würde dieser fürchterliche Mensch Cristina etwas antun. Doch was geschähe, wenn sie unterschrieb?
»Und was geschieht dann mit uns?«
»Wir werden Sie und Cristina in einem anderen Haus unterbringen. Sobald ich den Besitz weiterverkauft habe, werden sie frei sein. Ein Zwangsumzug mit voller Verpflegung sozusagen.«
Célia überlegte nicht lange. Sie hatte keine Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Cristina schwebte in Lebensgefahr. Sie selbst ebenso, doch darum machte sie sich keine Sorgen. Sie hatte ihr Leben gelebt. Doch Cristina stand am Anfang ihres jungen Lebens.
Ohne das Dokument zu lesen, führte sie den Stift zur vorgezeichneten Linie und unterschrieb.
»Das ging ja schneller, als erwartet.« Er nahm das Dokument an sich und war im Begriff zu gehen.
Unvermittelt drehte er sich noch einmal um. »Sie sind schlauer, als ihre Freundin Carmen. Sie hat sich bis zuletzt gesträubt. Genützt hat es ihr natürlich nichts.«
Fassungslos starrte Célia diesem Mann nach. Er hatte Carmen auf dem Gewissen. Niemals wäre ihr der Verdacht gekommen, Carmens Tod könnte ein hinterhältiger Mord gewesen sein. Wie konnte jemand so grausam sein, eine alte Frau wegen eines Hauses umzubringen? Erschrocken sah sie zu María, die mit unbewegter Miene im Zimmer stand.
»Warum? Warum haben Sie das getan? Carmen war eine gute Frau. Sie hat Ihnen Arbeit gegeben und Sie bei sich wohnen lassen!«
Ein verächtlicher Zug umspielte Marías Mund. »Glauben Sie allen Ernstes, ich will in meinem Leben immer nur den Dreck anderer Leute wegräumen? Ganz bestimmt nicht! Ich habe Besseres verdient, als mir den ganzen Tag irgendwelche Befehle erteilen zu lassen. In ein paar Tagen ist das Vergangenheit. Dann lasse ich mich bedienen und mir den Kaffee servieren.«
»Damit werden Sie nicht durchkommen. Wie konnte ich mich so in Ihnen täuschen? Ich hielt Sie und Ihren Bruder für anständige Leute.«
»Gabriel hat damit nichts zu tun. Dafür hat er nicht die Nerven. Mein Bruder wird davon auch nichts erfahren. Wir werden einfach gehen. Er folgt mir widerspruchslos überall hin. Alleine wäre er gar nicht lebensfähig.«
María sagte das ohne Verachtung in ihrer Stimme, was Célia wunderte. Ganz offensichtlich liebte diese durchtriebene Person ihren Bruder aufrichtig. »Glauben Sie tatsächlich, Ihr Freund belastet sich mit Ihnen und Ihrem Bruder? Sitzen lassen wird er Sie!«
»Ach, halten Sie den Mund!«, keifte María.
Bedrohlich fuchtelte sie mit einem Fleischermesser durch die Luft. Das Messer hatte Célia bisher übersehen. María musste es aus der Küche mitgebracht haben. »Was wissen Sie schon von uns? Er liebt mich!«
Nichts weiß ich, dachte sie bitter. Doch konnte sie sich schwer vorstellen, was ein eleganter Mann von einer billig wirkenden Frau wollte. María würde auch in Designerkleidung keine vorzeigbare Frau abgeben.
»Ich kenne diese Art von Mann.« Célia versuchte María zu verunsichern. Vielleicht würde sie sich von ihrem Plan abbringen lassen. Doch sie schwieg. Célia war sich sicher, dass sich María selbst schon gefragt hatte, ob sich ihr Romeo nicht ohne sie aus dem Staub machen würde. Noch hatte sie Zeit, María auf ihre Seite zu ziehen. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Vielleicht könnte sie Hilfe rufen?
»Gehen Sie ran, aber nur ein falsches Wort, und Cristina stirbt«, befahl María drohend. »Doch vorher schneide ich Ihnen den Hals durch!«
Célia erhob sich mühsam vom Sofa und ging langsam auf das Telefon zu.
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