Das Mallorca Kartell (German Edition)
»Díga?«, flüsterte sie.
»Juán Carlos hier«, meldete sich der Privatdetektiv. »Cristina sollte mich doch anrufen. Ist sie immer noch nicht zurück?«
María presste ihr Ohr an den Hörer, um kein Wort zu verpassen. Das Messer hielt sie ihr an den Hals. Célia räusperte sich. »Sie ist noch unterwegs. Offenbar hat sie einen Ausflug mit Freunden gemacht und vergessen, es mir gegenüber zu erwähnen.«
Juán Carlos stieß einen Seufzer aus. »Ich habe versucht, Cristina auf dem Handy zu erwischen, doch sie nimmt das Gespräch nicht entgegen. Ist wirklich alles in Ordnung?«
»Natürlich«, stammelte Célia. »Was sollte auch sein? Bestimmt hat sie das Handy vergessen. Sie meldet sich schon noch.«
»Sagen Sie ihr, dass ich dringend versuche, sie zu erreichen. Es ist wirklich ausgesprochen wichtig.« In Juán Carlos` Stimme klang Ärger mit.
»Ich werde es nicht vergessen.« Célia beendete das Gespräch und blieb reglos stehen. Die Klinge an ihrem Hals ängstigte sie.
Endlich trat María einen Schritt zurück. »Wer war das?«
Célia überlegte, keinesfalls konnte sie die Wahrheit sagen. »Das war der Gutachter von der Autoversicherung. Er will den Schadensfall wohl schnell vom Tisch haben.«
»Ein Autounfall? Steht deswegen ein Leihwagen vor der Tür?«
María wusste offensichtlich nichts von Martins Unfall. Sie würde ihr auch nichts davon erzählen. »Ja, jemand ist ihr ins Auto gefahren und nun steht es in der Werkstatt.«
María nickte nur, schob sie in die Küche, zog eine Schublade auf, holte eine Rolle Paketschnur heraus und dirigierte sie zurück ins Büro zum Schreibtischstuhl.
»Ich habe keine Lust, die ganze Zeit auf Sie aufzupassen. Hände nach hinten, verstanden?«
Célia streckte die Arme nach hinten und María fesselte sie an die Lehne des Stuhls. Sie unterdrückte ein Stöhnen. María legte das Messer zur Seite, um Célias Beine ebenfalls festzubinden. Nach getaner Arbeit verschwand sie und ließ Célia mit ihren Gedanken allein.
Hatte Cristina mit ihrem Verdacht gegen ihren Chef Recht gehabt? War dieser Mann ihr Chef? Sie versuchte sich an die Situation zu erinnern. Zwei Männer waren damals gekommen, als die Bäume auf Carmens Grundstück gefällt werden sollten. Einer war Cristinas Chef gewesen, der andere sein Freund aus Kolumbien. Sie hatte beide Gesichter genau vor Augen. Sie hatten sich beide bewundernd umgesehen. Doch welchen der beiden Männer hatte Cristina als ihren Chef vorgestellt? Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Alles war so schnell gegangen, und sie war wegen dieser Holzfäller so aufgeregt gewesen, dass sie einfach nicht darauf geachtet hatte. Jedenfalls trug dieser Mann schuld an Carmens Tod. Enrique Zapatero hatte offensichtlich etwas bei der Leichenschau übersehen.
Sie überlegte, ob sie nach Cristina rufen sollte. Doch wenn diese immer noch betäubt war, würde sie nichts hören, und sie selbst würde nur Marías Zorn auf sich ziehen.
Ihre einzige Hoffnung war der angekündigte Besuch des Inspektors. Wenn niemand die Tür öffnete, würde er vielleicht misstrauisch werden und etwas unternehmen. Sie klammerte sich an diesen Gedanken. Erschöpft schloss sie für einen kurzen Moment die Augen.
Aus dem Nachbarzimmer drangen Stimmen. Sie drehte ihren Kopf, um einen Blick auf die Uhr an der Wand zu werfen und stöhnte auf. Ihr Nacken schmerzte. Es war vier Uhr nachmittags. Sie musste mehrere Stunden in sitzender Position geschlafen haben. Ihr Körper fühlte sich steif an. Um die Verspannung zu lösen, bewegte sie ihren Kopf hin und her, was ihr kaum Erleichterung verschaffte. Sie hörte Schritte. Geistesgegenwärtig ließ sie ihren Kopf auf die Brust sinken und stellte sich schlafend.
»Siehst du? Sie schlummert immer noch ganz friedlich.« María kam auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen.
»Dann hattest du wenigstens deine Ruhe. Irgendetwas scheint im Gange zu sein. Carlos war ziemlich nervös. Die Papiere sind umgeschrieben. Wir sollten den Besitz gleich noch an die Firma weiterverkaufen. Dann hätten wir das Geld und könnten endlich abhauen.«
Die Stimme des Mannes hatte einen nervösen Klang.
Célia glaubte, Schritte auf der Treppe zu hören. War etwa noch jemand im Haus? Außer ihr schien niemand etwas bemerkt zu haben.
»Warum bist du denn so nervös?«
»Ich hab eine Nase dafür, wenn etwas schief läuft. Am besten, wir machen die Firmenkonten leer und verschwinden!«
Jetzt waren die Schritte, die rasch näher kamen, deutlich
Weitere Kostenlose Bücher