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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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wenig Zeit miteinander verbracht!
    Es war so unmenschlich empörend, dass er sie nicht hatte retten können, es nicht rechtzeitig geschafft hatte. Sie war vor seinen Augen erloschen, ohne sich zu beklagen, und er hatte sich damit beruhigt, dass die Zeit schon reichen würde. Und dann hatte er mit dieser idiotischen Volkszählung angefangen … und hatte seine Chance vertan.
    Kummer und Bitterkeit loderten in seinem Inneren und verzehrten ihn. Kein Tränenmeer vermochte dieses Feuer zu löschen.
    Sergej ging nicht mit, um Polina zu begraben. Er konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Er hatte das Gefühl, dass er nicht aus der Kirche zurückkehren, sondern einfach für immer mit ihr dort bleiben würde.
    Vater Serafim, der nach Polinas Beisetzung bei ihm vorbeikam, murmelte etwas über die Seele, das Gedenken und den ewigen Frieden. Seine Worte waren richtig, aber sie erreichten Sergej nicht. Dieser saß reglos auf dem Bett, unrasiert, wie er seit jener Nacht, in der Polina gestorben war, dagesessen hatte, und starrte vor sich hin. Seit dem Tod seiner
Frau hatte er nicht ein einziges Wort gesprochen, auch nicht zu Denis. Als ihn der Strom unbegreiflicher Worte, die von dem gütigen und aufrichtigen Vater Serafim auf ihn eindrangen, zu ermüden begann, hob er den Kopf. Unter Sergejs schwerem, totem Blick geriet der junge Priester in Verwirrung, verstummte, verabschiedete sich eilig und verließ das Wohnabteil.
    Es ging Sergej nicht einfach nur schlecht. Er ging zugrunde. Es drängte ihn, seiner Frau zu folgen.
    Denis litt ebenfalls, aber auf seine Art. Und dem Jungen gelang es von Anfang an erstaunlich gut, sich zusammenzureißen. Er wusch seine Wäsche selbst, so gut er konnte, und bereitete das Frühstück zu; er verrichtete ohne die geringste Unterstützung seines Vaters aufmerksam und sorgfältig seine Hausaufgaben. Der Junge versuchte mit aller Kraft, sich von dem schrecklichen Gefühl abzulenken, dass er den Menschen verloren hatte, der ihm am nächsten stand.
    Aber am Zustand des Vaters konnte er nichts ändern, obwohl er viel Energie darauf verwendete. Vergeblich: Sergej blieb unerreichbar.
    Die Tage vergingen in schleichender Agonie. Dreimal verpasste Sergej Verhandlungen mit Karawanen, an denen er hätte teilnehmen sollen. An andere Arbeiten war gar nicht zu denken. Die Volkszählung hatte er auch nicht wieder aufgenommen, und ohne ihn kam das Vorhaben zum Stillstand. Alles in allem war die Situation sehr ernst. Walentin Walentinowitsch erschien am Abend des sechsten Tages und redete erregt und mit einigem Nachdruck auf Sergej ein, um ihn zur Vernunft zu bringen.
    »Wir verstehen Sie, Ihren Kummer, der ganze Rat fühlt gewissermaßen mit Ihnen, aber Sie dürfen sich nicht so gehenlassen! Viele Menschen sind auf Sie angewiesen. Der Rat rechnet mit Ihnen. Wir haben uns auf Sie verlassen, als wir Ihnen diese große, verantwortungsvolle Aufgabe übertrugen, deren Ergebnisse das Leben in unserer Kolonie beeinflussen könnten! Sie haben uns diese Volkszählung doch so dringend angeraten. Wir haben Ihnen vertraut, haben das Projekt in unsere Pläne aufgenommen – und Sie sind so stümperhaft daran gescheitert! Wir hatten nie zuvor Anlass, Sie für einen schwachen Menschen zu halten. Immer konnte man spüren, dass Sie einen ernsthaften, ausdauernden Charakter haben. Wo ist das jetzt alles? Sie haben uns enttäuscht, Sergej Dmitrijewitsch, mir fehlen die Worte, um auszudrücken, wie sehr Sie uns enttäuscht haben.«
    Walentin Walentinowitsch redete noch eine Weile weiter. Hinter ihm stand Arkadi Borissowitsch und zog eine leidvolle Miene. Denis saß in der Ecke, schnaufte und tat so, als ob er lesen würde. Sergejs Antwort bestand in anhaltendem Schweigen. Es war schwer zu sagen, ob er überhaupt zugehört und verstanden hatte. Walentin Walentinowitsch fluchte leise und verließ das Wohnabteil. Arkadi Borissowitsch nickte traurig und ging ebenfalls, aber bereits im Flur ertönte sein Lachen.
    Am neunten Tag ereigneten sich gleich drei Dinge, die Sergej mit Gewalt ins Leben zurückholten. Es war am Morgen, und er wälzte sich noch steif im Bett hin und her, ohne jeden Antrieb aufzustehen, als der erste Gast erschien.
    Zunächst vernahm Sergej nur die Stimme.
    »Hm … Dabei hat man mir versichert, dass hier niemand überlebt hat. Aber ich wollte mich persönlich davon überzeugen.«
    Ein kahlrasierter, kraftstrotzender Kerl platzte in ihr kleines Wohnabteil.
    Der Mann hatte sich mit Mühe in einen alten,

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