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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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vollführte Max eine unanständige Geste. »Lass uns abhauen. Mit diesen, hm … Anglern«, er zwinkerte Sergej zu, »setzen wir uns unterwegs auseinander …«
    Ja, dachte Sergej lächelnd, so ist es richtig. Mit ihren Reisegefährten hatten sie beide, Vater und Sohn, auch Glück gehabt. Vielleicht würden sie es ja tatsächlich bis nach Moskau schaffen.
     
    Denis kam erst am nächsten Tag wieder zu sich. Zitternd vor Schüttelfrost fragte er nach Anna. Man erzählte ihm,
dass es ihr besserging, woraufhin er nickte und bat, jemand möge ihn zur Toilette führen. Er bewegte sich mühsam, schwankend, wäre mehrmals fast gefallen, wenn sein Vater ihn nicht rechtzeitig gehalten hätte. Nach seiner Rückkehr legte sich der Junge wieder hin und schlief erneut zwei Stunden. Als er zum zweiten Mal erwachte, wollte er etwas essen. Er verzehrte die Portion eines erwachsenen Mannes und trank dazu Tee. Allmählich nahmen seine Wangen wieder Farbe an, und er erkundigte sich, was während seiner Bewusstlosigkeit geschehen war. Sergej erzählte von dem Kampf mit den Höhlenmenschen und von Tichons neuer Wunde. Es wäre sinnlos gewesen, sie zu verheimlichen, schließlich würde der Junge sie demnächst mit eigenen Augen sehen. Allerdings erklärte Sergej eilig, dass Tichon keinerlei Hilfe bedurfte, da die Verletzung ungefährlich war und von selbst heilen würde. Aber das alles schien den Jungen überhaupt nicht zu interessieren.
    »Wann brechen wir auf?«, fragte er.
    »Sobald du bei Kräften bist«, entgegnete Max.
    »Ich habe hier noch eine Sache zu erledigen«, sagte Denis.
    »Was solltest du hier noch zu erledigen haben?« Max war schon wieder drauf und dran, sich zu ärgern, aber Denis sah ihn auf eine Weise an, dass der große, kräftige Kerl verdattert schwieg.
    Der Junge bat um ein Gespräch mit Tichon. Wie sich herausstellte, war der Alte unterwegs zum Fässerlager, weil dort schon wieder Aufruhr herrschte. Denis befahl, bei Tichons Rückkehr augenblicklich geweckt zu werden, streckte sich auf seinen Matratzen aus und schlief erneut ein.
    Max ging zu Sergej hinüber.
    »Was hat der Junge vor?«, fragte er im Flüsterton.
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete Sergej bissig. »Ich weiß überhaupt nicht, was in ihm vorgeht. Oder glaubst du, ich hätte mir vor einem Monat träumen lassen, dass mein Sohn mit seinen eigenen Händen jemanden von einer solchen Seuche befreien kann?«
    »Papachen«, sagte Denis plötzlich mit seiner normalen, hellen Jungenstimme, ohne dabei die Augen zu öffnen. »Mach dir bitte keine Sorgen. Ich habe dich sehr lieb. Und Onkel Max und Onkel Angin auch … Alles wird gut. Lass mich nur einfach meine Sache hier zu Ende bringen, dann können wir gehen.«
    »Was für eine Sache, mein Sohn?« Sergej antwortete verdutzt und ebenfalls im Flüsterton, in der Hoffnung, dass sein Sohn ihn hörte.
    Und er täuschte sich nicht.
    »Du wirst es erfahren. Ihr alle werdet es erfahren, ganz bestimmt.«
    »Sehr beruhigend«, brummte Max und setzte sich wieder auf seine Matratze.
    Bald darauf kehrte Tichon Ignatjewitsch zurück. Denis wurde augenblicklich darüber informiert: Ein großer, streng riechender, bärtiger Wilder mit Keule schaute zu ihnen hinein und zeigte mit seinem schmutzigen Finger in Richtung Tichons Zimmer, wobei er einige heftige Laute ausstieß. Der Junge erhob sich und sagte: »Ich gehe allein …«, ehe er in die Dunkelheit eintauchte. Er blieb ziemlich lange weg. Sergej wurde allmählich unruhig und überlegte, ob er Denis folgen sollte. Aber das vage Gefühl, damit die Pläne
seines Sohnes zu durchkreuzen, hielt ihn schließlich davon ab. Obwohl, genaugenommen war der Junge doch erst zehn Jahre alt! Welche Pläne konnte ein Vater schon durchkreuzen, ein Vater, der zudem der letzte lebende Verwandte des Kindes war? Dennoch konnte sich Sergej nicht entschließen.
    Endlich kam der Junge zurück. Er stand mit einem verschämten Lächeln auf der Schwelle und murmelte: »Noch ein Tag, dann können wir aufbrechen.« Er steuerte seine Matratzen an, sah sich nach den Konservendosen und zerdrückten Blechtassen auf dem Boden um: War noch etwas zu essen für ihn übrig? Sergej hielt ihm seine Dose hin, die noch zu einem Drittel gefüllt war.
    Am nächsten Tag – Sergej hatte hier viel größere Schwierigkeiten als in der Kolonie, die Tageszeit zu bestimmen – machte sich in den weitläufigen unterirdischen Kellern unter dem Stadthaus spürbare Hektik breit. Aus dem Gang drangen Getrappel und

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