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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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beschlossen sie, doch nicht mehr am selben Tag aufzubrechen. Der Junge war zwar nicht so erschöpft wie nach der letzten Heilung, aber er schlief dennoch mehrere Stunden. Außerdem wünschte er sich, vor ihrer Abreise noch einmal das Mädchen zu besuchen.
    Sie wurden noch mit zwei Mahlzeiten versorgt, bei denen es sich ohne jeden Zweifel um lokale Delikatessen handelte: eine Fleischbrühe, Brot, das mit irgendwelchen Gewürzen gebacken war – Sergej konnte die einzelnen Zutaten nicht genau ausmachen, aber es schmeckte köstlich –, so wie gebratenes Fleisch.
    »Ich hoffe, es ist nicht Ratte oder Plorg«, brummte Max, der misstrauisch daran schnüffelte. »Hör mal, Sergej, ich habe das immer noch nicht begriffen. Erklär mir bitte, was dein Sohn bei diesen Verhandlungen getan hat. Ich weiß nur, dass er mich die ganze Zeit mit irgendetwas gepiekst hat …«
    Sergej blickte zu seinem schlafenden Sohn hinüber.
    »Er hat sie miteinander versöhnt.«
    Max hätte sich um ein Haar an einem Stück Fleisch verschluckt.
    Am Abend besuchte Denis Anna und kehrte zufrieden und glückstrahlend von dort zurück. Er erzählte, dass das
Mädchen zu sprechen angefangen habe, wenn auch nur ganz wenig. Sie hatte versucht, sich aufzusetzen. Jemand hatte ihr wohl erklärt, dass Denis sie von der schrecklichen Krankheit befreit hatte. Aber es gelang ihr noch nicht, sich persönlich für ihre Rettung zu bedanken und auszudrücken, was ihr Herz und ihre Seele fühlten.
    »Aber ich konnte es in ihren Augen sehen«, sagte der Junge lächelnd.
     
     
    Mit ihren eigenen Waffen ausgestattet und mit Munition und Marschverpflegung versorgt, satt und ausgeruht, standen Max, Sergej, Angin und Denis am Rande der Stadt. Der Tag brach an. Vor ihnen erstreckten sich endlose Felder, die am äußersten Horizont von einem Streifen schwarzen Waldes gesäumt wurden: Zu ihrer Rechten zog sich in einiger Entfernung eine Hügelkette entlang, deren Bewohner unsere Helden nicht nur nicht zu fürchten brauchten, sondern die sie sogar zu sich eingeladen hatten.
    Die Männer und der Junge wurden von einem riesenhaften, finsteren Wilden begleitet, dessen Namen sie nicht hatten herausfinden können. Sergej war froh, eine Gasmaske zu tragen, denn von der »Duftnote« der Talmenschen hatte er endgültig die Nase voll. Tichon Ignatjewitsch hatte ihnen den Wilden zur Seite gestellt, denn der Mann sei, wie der Alte meinte, ein ausgezeichneter Führer, der sie bis zum Wald bringen würde, und außerdem in der Lage sei, sich bei Bedarf mit den Amazonen zu einigen.
    Es sei natürlich schön, dass der Mann sie über das Brachland führen wollte, hatte Sergej ihm entgegnet, aber der
Marsch an sich sei nicht wirklich das Problem. Vielmehr war es lebenswichtig, das Flachland möglichst bei Tageslicht zu überqueren, andernfalls würden sie gezwungen sein, unter freiem Himmel zu nächtigen. Sergej erkundigte sich auch, was Tichon mit dem Ausdruck »Amazonen« gemeint hatte, und brachte seine Zweifel hinsichtlich irgendwelcher Verhandlungsfähigkeiten des wortkargen Wilden zum Ausdruck.
    Daraufhin erklärte ihm Tichon, dass es sich bei den Amazonen um verrückte Weiber handelte. Und wenn einer sich mit denen einigen könne, dann ihr Führer, auch wenn er so schweigsam wirkte.
    »Und wer sind die Angler?«, fragte Sergej schließlich. Er brauche sich nicht weiter darum zu sorgen, entgegnete Tichon, die Höhlenmenschen hätten bereits alle getötet. Aber Sergej nahm einen besorgten Unterton in Tichons Stimme wahr.
    »Hauptsache, ihr bringt den Jungen heil nach Moskau. Er ist ein Wunder, wie es vielleicht kein zweites auf dieser Erde gibt. Ihr könnt zur Not alle zugrunde gehen, aber den Jungen müsst ihr durchbringen«, hatte Tichon am Ende ihrer Unterhaltung erklärt, worauf Sergej spöttisch entgegnete: »Wenn wir draufgehen, wer sorgt dann dafür, dass der Junge nach Moskau kommt?«
    Und jetzt waren sie also unterwegs. Sie gingen nahe beieinander, als lose Gruppe, ohne eine bestimmte Aufstellung. Der riesengroße, bärtige Wilde in ihrer Begleitung war lediglich mit einer primitiven Gasmaske und einer Keule als Bewaffnung ausgestattet. Der Mann veränderte ständig seine Position. Mal ging er voraus, spurte ihren Weg durch
den knie- bis hüfthohen Schnee, dann wieder marschierte er rechts oder hinter ihnen, wandte den Kopf wachsam nach allen Seiten und spähte die Umgebung aus.
    Gelegentlich übernahmen Angin oder Max das mühsame Schneespuren, doch meistens war es doch der

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