Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou
ist.«
»Vielleicht«, sagte Margaux und räumte ihre Papiere zusammen. Sie schaute die Rechercheure des Sonderteams an und sagte: »An die Arbeit!«
»Viel Glück«, rief ihnen Jean-Marc Real zu, der die Tür zu seinem Arbeitszimmer schloss, eine Flamme aus dem Gasfeuerzeug schießen ließ und damit seine Gitane wieder anzündete. Er nahm einen tiefen Zug und rief seinen alten Freund Ronsard an.
Jacques’ Rückkehr
A ls das Flugzeug gestartet war, wachte Jacques auf wie aus einem Albtraum. Zum Glück wusste er nicht, dass der wirkliche Albtraum noch folgen würde.
An dem Morgen, als er mit Brahim aus Kik kommend in Marrakesch im »Riad Laârouss« bei den Gwanas unterschlüpfen wollte, erhielt er über Brahims Leute die Nachricht von Jil, die nicht wusste, wo er abgeblieben war, die Luft sei rein. Die Luft war auch rein.
In derselben Nacht, als er durch die Rettaras geflüchtet war, hatten marokkanische Sicherheitskräfte eine Gruppe von islamischen Terroristen ausgehoben, die angeblich den Anschlag verübt hatte. Ali hatte also recht gehabt. Es wurde eine große Menge Schwarzpulver gefunden.
Für wie dumm hält der marokkanische Geheimdienst uns bloß? Die Presse kann man mit Schwarzpulver in die Irre führen. Aber wir wissen doch, dass Schwarzpulver niemals so viel Sprengkraft entwickeln könnte, um einen Bus zu zerstören.
Nachdem Jacques im »Riad« bei Jil geduscht und sich frisch angezogen hatte, lud er sein Handy wieder auf. Beim ausgiebigen Frühstück erzählte Jil, dass Hariri den Unfall schwer verletzt überlebt habe und noch in der Nacht mit einem Sanitätsflugzeug nach Paris geflogen worden sei.
Rossi war tot.
Jacques berichtete kurz, was er erlebt hatte, und wie er selbst fast von einem Lastwagen in den Hades befördert worden wäre. Auch das wäre kein Unfall gewesen.
»Für mich gibt’s hier nichts mehr zu tun«, sagte Jacques. »Ich werde mal im Internet nachschauen, ob ich heute Nachmittag noch einen Flug nach Paris bekomme.«
»Das kann ich für dich machen«, sagte Jil. »Ich rufe bei Royal Maroc an. Da kenne ich jemanden. Geh du nach oben und schlaf noch ’ne Mütze.«
Drei Stunden später spürte Jacques den warmen Körper von Jil unter der Bettdecke. Sie sagte leise: »Heute ist alles ausgebucht. Morgen früh um elf geht ein Direktflug nach Orly. Darauf hast du einen Platz.«
Am nächsten Tag um halb vier nachmittags stieg Jacques am Flughafen Orly-Sud in den Wagen von Kommissar Jean Mahon. Er hatte ihn am Morgen noch von Marrakesch aus angerufen und seine Ankunft angekündigt, aber kaum über den Fall geredet.
»Ich hol dich ab«, sagte Jean Mahon. »Dann können wir im Auto alles besprechen. Wir wissen inzwischen einiges mehr, so viel dass ich glaube, wir könnten den Fall bald aufklären.«
Damit hatte der Kommissar Jacques’ Neugier geweckt.
»Kannst du eine Andeutung machen?«
»Wir wissen, was in Genf geschehen ist, und wir wissen, wer der wirkliche Onkel war. Mehr nicht. Aber das reicht ja auch.«
Gleich danach rief Jacques bei Margaux an.
Auf seinem Laptop hatte er in der digitalen Ausgabe von Margaux’ Blatt die Schlagzeile und den Artikel über den Corbeau und den anonymen Brief gelesen.
Er fragte sie, ob in dem Artikel von ihr alles stehe, was sie wisse.
»Nein«, sagte Margaux, das sei der Auftakt für eine Serie. Als sie fragte, ob sie sich sehen könnten, zögerte er kurz. Es sei wichtig, sagte sie. Vielleicht hätte sie Informationen für ihn.
»Gut«, sagte Jacques, aber er müsse zuerst ins Palais de Justice. Da gebe es einiges anzuleiern. Es könne später werden.
»Dann sehen wir uns im Bistro ›Aux Folies‹?«
»Warum nicht.«
Aber er gab zu bedenken, dass im »Aux Folies« viele Ohren gespitzt würden.
Jacques überlegte kurz, ob er auch Jérôme anwählen sollte, um sich nach dem Zustand von Kalila zu erkundigen, doch das schien ihm schließlich zu gefährlich.
Auf der Fahrt vom Flughafen zur Île de la Cité berichtete der Kommissar, der ihn abgeholt hatte, sachlich über die neuen Erkenntnisse, die Jacques noch nicht kennen konnte:
»Erstens: Der Onkel war Georges Hariri. Sagt Kalila.
Zweitens: die Million auf Mohammeds Konto in Genf wurde von dem Zahlenkonto überwiesen, dessen Eigentümer der ehemalige Minister Ronsard ist. Das hat Françoise herausgefunden.
Drittens: der anonyme Brief an Margaux besagt, dass Hariri fast 150 Millionen als Provision erhalten hat. Und es scheint so, als sei der Name von Hariri und einem
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