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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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schliefen. Sie hatten noch lange über den Fall geredet. Hariri und Ronsard waren gebacken. Da waren sich beide sicher. Aber die Frage blieb, wer hat Mohammed erschossen? Und warum?
    Auch Alexandre Dati schlief. Er hatte die Verhaftung von Ronsard mit Schadenfreude in allen Abendnachrichten im Fernsehen verfolgt.
    Georges Hariri schlief schlecht. Vor seinem Krankenzimmer saßen zwei Polizisten, die sich freuten, wenn eine Schwester Kaffee kochte.
    Ronsard konnte nicht einschlafen. Seine Knochen schmerzten vom harten Bett im Gefängnis La Santé in Paris. Seine Eitelkeit war verletzt worden, als die Gefangenen den ehemaligen Innenminister mit lautem Gegröle empfingen. Vielleicht hätte er die Polizisten nicht so grob beleidigen sollen. Sie waren zwar Arschlöcher. Aber man braucht es ja nicht gleich herauszuposaunen. Vielleicht würde er dann noch in seinem Bett in Fréjus schlafen. Und auch nicht allein.
    Jérôme schnarchte. Er war spät aus dem Bistro »Aux Folies« in seine Wohnung gewankt und hatte deshalb darauf verzichtet, noch ein paar Takte mit Fabienne, der unbefangenen Polizistin in seiner Praxis, zu flirten.
    Félix Dumas dachte an die kleine Frau und das Mädchen. Mit Sophie verband ihn ein besonderes Vertrauensverhältnis, das auch einmal in eine kleine Affäre ausgerutscht war, ohne dass es jemandem wehgetan hätte. Der Untersuchungsrichter hatte am Nachmittag angerufen und gefragt, ob das Mädchen nicht endlich so weit sei, befragt werden zu können. Wahrscheinlich könne Sophie doch vorsichtig anfangen, von Ricou vorformulierte Fragen in ihr Spiel mit Kalila einfließen zu lassen.
    Linda hatte Nachtschicht im Kinderkrankenhaus Necker. Sie dachte nur an ihr eigenes Projekt. In den nächsten Tagen wäre sie reif. Dann müsste Gao Qiu abends ausnahmsweise im Bett bleiben und sich nicht wie in den letzten Nächten rumtreiben mit Aufgaben für die Triade 14 K und erst morgens todmüde einschlafen. Sie beherrschte die Kunst, ihn wach zu halten.
    Kalila schlief. Mit ihrem rechten Arm drückte sie den weichen Marienkäfer an ihre Wange.
    Fabienne schlief. Auf dem Boden neben der Couch im Vorzimmer der Praxis lag ihre entsicherte Dienstpistole.
    Kommissar Jean Mahon wertete zusammen mit vier Leuten seiner Truppe aus, was die Durchsuchungen bei Ronsard und bei Hariri ergeben hatten. Sie würden Tage, wenn nicht Wochen brauchen, um jedes Detail einordnen zu können. Allein der Computer von Ronsard und sein Telefon erlaubten einen tiefen Blick auf die versteckte Welt von Geld und Politik. Die letzte Kurzmitteilung auf dem Handy von Ronsard lautete: Das Objekt wird nächste Nacht behandelt. Was immer das bedeutet: Es wäre diese Nacht.
    Gao Qiu beobachtete den jungen Kerl, der die Rue de Belleville hochgelaufen kam und den Raucher im Eingangsbogen ablöste. Take five! Diesmal wartete Gao Qiu eine Weile, nachdem der junge Kerl in dem Haus mit der Arztpraxis verschwunden war.
    Sophie hatte geschlafen. Um drei klingelte es kurz. Sie machte dem jungen Mann auf, den Jérôme scherzhaft »den Leibwächter« nannte, und mit dessen Leib sie die Zeit in dieser Abgeschiedenheit ein wenig verspielte.
    Unterhalb der Regenrinne, die Gao Qiu vergangene Nacht hochgeklettert war, stand die alte Karre mit Gummirädern, die er von zwei jungen Mitgliedern der Triade 14 K mitten am Tag dort hatte abstellen lassen. Darauf stand eine schwere, verrostete Gasflasche.
    Gao Qiu schloss einen dünnen Plastikschlauch an den Eisenbehälter und kletterte hoch bis zu dem kleinen Loch, das er in der letzten Nacht in das Fenster gebohrt hatte, steckte ein Ende des Schlauchs durch die Öffnung, befestigte es mit Klebeband, kletterte wieder hinunter und drehte den Hahn langsam bis zum Anschlag auf. Dann rannte er leise ins Dunkel des Eingangsbogens und kauerte sich hin.
    Das Betäubungsgas würde eine halbe Stunde brauchen, bis es sich in der ganzen Etage verbreitet hätte. Wer schlief, schlief tief weiter. Wer wach war, schlief tief ein.
    Die Schlösser zu öffnen, war für Gao Qiu ein Kinderspiel. So etwas gehörte zur guten Ausbildung eines Mannes, der allein arbeitete und Aufträge wie diese annahm. Für viel Geld muss man auch Perfektion bieten.
    An der Tür zur Praxis legte er sein Ohr ans Holz.
    Er hörte nichts.
    Er klopfte leise zehn kurze Schläge und zog sich auf die Treppe nach unten zurück. Eine Minute, zwei, drei vergingen. Keine Reaktion. Das Gas hatte gewirkt. Alle waren betäubt.
    Das Schloss aufzumachen, kostete ihn vier

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