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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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hoch. Er sah eine kleine Hand, die vorsichtig den Plüschkäfer aus einer Spalte im Rücksitz des Mordwagens hervorschob, so als sollte er die Lage peilen.
    Und dann saß Fabienne an der Tür des Autos und gab dem Mädchen zu trinken.
    »Erinnerst du dich an das Video«, fragte Jacques, »das Video, in dem sie Hariri als den Onkel angibt, der den Vater zum Tatort bestellt hat?«
    »Ja, ich erinnere mich, Jacques. Und ich höre sie wieder singen.«
    »Il y a longtemps que je t’aime, Maman, jamais je ne t’oublierai – ich liebe dich seit langem, Mama, nie werde ich dich vergessen. Jetzt ist sie bei Mama«, die letzten Worte flüsterte Jacques nur noch. Sein Kummer schnürte ihm die Kehle zu.
    Margaux weinte.

Der Auftraggeber
    R echtsanwalt Philippe Tessier hörte die Nachricht mittags im Auto. Er drückte sofort die Taste Telefon, sagte den Namen Hariri, und die Elektronik wählte automatisch dessen Nummer. Ein Grunzen antwortete.
    Dann fragte Hariri sofort, wie es mit dem Antrag auf Haftverschonung stehe.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte Tessier, »Untersuchungsrichter Ricou sitzt am längeren Hebel. Er hat einfach zu viel Macht. Aber es gibt was Neues, das dir gefallen wird. Die Zeugin, die gegen dich aussagen sollte, lebt nicht mehr.«
    »Welche Zeugin, was meinst du?«
    »Das Mädchen. Die Tochter von Mohammed. Sie lebt nicht mehr.«
    »Red keinen Quatsch!«, sagte Hariri. »Weshalb sollte sie nicht mehr leben? Die ist gerade sechs Jahre alt.«
    »Sie ist heute Nacht ermordet worden. Ich habe es eben im Radio gehört.«
    »Wie, von wem? Was weißt du?«
    »Ich weiß nicht viel. Sie ist tot aufgefunden worden. Und die Polizei geht von Mord aus, lässt aber keine Details raus.«
    »Kümmer dich um meine Haftverschonung, das muss doch ein Anwalt von deinem Renommee schaffen.«
    »Da irrst du dich. Gegen einen Richter wie Ricou komme auch ich nicht an.«
    Hariri hatte aber schon aufgehängt.
    Er überlegte einen kurzen Augenblick, dann rief er laut nach der Wache vor seiner Tür, bis ein Polizist den Kopf hereinsteckte.
    »Monsieur, kommen Sie rein«, sagte Georges Hariri. »Ich möchte ein Geständnis ablegen.«
    »Gut, ich werde es dem Untersuchungsrichter melden.«
    »Nix da. Ich werde es sofort machen. Geben Sie mir die Mappe vom Tisch. Und den Füller«, sagte Hariri. »Und jetzt setzen Sie sich hin. Ich werde laut vortragen, was ich schreibe, hinterher werden Sie als Zeuge mitunterschreiben. Das sind meine Bedingungen. Sie können dann voller Stolz Ihrem Chef sagen, Sie hätten mich zu der Aussage überredet. Es dauert auch nicht lange. Es sind höchstens zehn Zeilen. Aber die haben es in sich.«
    Hariri beschrieb zunächst eine Routine. Ronsard hatte den Vermittler um Hilfe gebeten, weil er niemanden hatte, der ihm beim illegalen Geldtransfer half. Im Gegenzug versprach Ronsard seinem Freund Hariri, ihn bei internationalen Verträgen stets als Vermittler anzugeben. Mit einer ordentlichen Beteiligung.
    Hariri vermittelte Mohammed dann an Ronsard. Und er verabredete für den Innenminister die Termine mit Mohammed, wenn es darum ging, Geld von den Konten aus der Schweiz zu holen. Ronsard hatte nie direkten Telefonkontakt mit Mohammed. Wenn Ronsard und Mohammed sich zur Geldübergabe trafen, hatte Hariri Ort und Uhrzeit für sie ausgemacht. Aber er selbst war nie dabei.
    Dann aber erschwerten persönliche Schwächen plötzlich die Beziehung zwischen dem Minister und seinem Geldboten. Mohammed war zu gierig geworden. Vielleicht hatte ihm Hariri auch zu viel erzählt.
    Mohammed erpresste Ronsard mit der Drohung, die Existenz seiner Schweizer Konten der Presse zu verraten. Nach einigem Zögern und lauten Auseinandersetzungen bei einer Geldübergabe überwies Ronsard schließlich eine Million an seinen Erpresser und glaubte, damit könne er dessen Gier stillen. Doch da Mohammed wusste, dass Ronsard mehr als sechzig Millionen in der Schweiz geparkt hatte, forderte er mehr. Und er würde immer mehr fordern.
    Ronsard hatte nur ein Ziel: Er wollte Präsident der Republik werden.
    Bei der nächsten Wahl in fünf Jahren rechnete er sich Chancen aus. Dafür benötigte er das Geld aus der Schweiz.
    Und da Ronsard ein im Kampf um die Macht unerbittlicher Politiker war, gab es nur eine klare Lösung.
    Er bat seinen Vermittler Georges Hariri, Mohammed um neun Uhr in den Wald von Ville-d’Avray zu bestellen.
    Der Polizist hörte gespannt zu.
    »Der ehemalige Innenminister soll ein Mörder sein? Monsieur Hariri, ich kann

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