Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Districts.
Rund um die Bar hockt eine bunt gemischte Sammlung verschiedener Söldner. Die meisten sind freiberufliche Regulatoren wie Jenkins und Fuse, die sich in die hinterste Ecke verzogen haben. Ihr Tisch besteht aus einer auf die Seite gelegten Drahtseiltrommel.
Vienne lehnt mit dem Rücken an der Wand und hält einen Metallbecher in der Hand. Ihr Blick ist in den Gastraum gerichtet, wachsam wie eh und je. Ich erhasche ihre Aufmerksamkeit und gehe zum entgegengesetzten Ende des Tresens, wo ganz in meiner Nähe die Minenbewohner mit einem außer Dienst gestellten Regulator namens Ockham sprechen, der seine Fertigkeiten nun auf dem freien Markt anbietet. Er sieht aus wie ein Fünfundzwanziger, vielleicht auch etwas älter. Er hat eine Glatze mit grauem Haarkranz, und in seinem Gesicht zieht sich eine rosarote Narbe quer über die Nase bis hin zur leeren linken Augenhöhle.
»Ihr wollt was von mir?«, sagt Ockham, begleitet von donnerndem Gelächter. »Für wie viel? Ich wusste gar nicht, dass ihr Minenbewohner Sinn für Humor habt, obwohl ihr ständig die Köpfe in den Dreck steckt. Hab euch immer für eine mürrische Bande gehalten. Und nun sagt ihr mir allen Ernstes und ohne eine Miene zu verziehen, dass ihr einen Regulator sucht, der tausend Kilometer nach Süden reist, um eine erschöpfte Mine zu bewachen. Ha!«
Er klopft einem der Männer auf den Rücken. Die Knie des Mannes geben nach, und er fängt den Hieb ab, indem er zu Boden fällt. Kein Wunder, dass die Bergleute Hilfe brauchen, wenn das alles ist, was sie zu bieten haben.
»Das ist unser Ernst«, sagt der Mann, als er sich aufrappelt. »Schade, dass du uns abweist.«
Ockham schüttelt eine Faust. »Ihr habt Nerven, einfach hier in den Pub zu walzen und Respektspersonen zu beleidigen.«
Trottel. Idioten. Schwachköpfe. Piru vieköön. Die nächsten Schritte in diesem Tanz kann ich mir ausmalen: Das Mädchen beleidigt den Söldner. Besagter Söldner pickt sich ein Stück aus seinem Waffenarsenal heraus und tötet alle drei. Kein Gericht wird ihn verurteilen. Er ist ein Regulator, und das Mädchen und die Männer sind nur Minenbewohner.
»Verdammt«, fluche ich tonlos. »Mimi, irgendwelche Ratschläge?«
Ich erhalte keine Antwort – sie ist im Ruhemodus. Da ich mir nicht anders zu helfen weiß, tue ich etwas Vorhersehbares. Und Dummes. Vorhersehbar dumm. »Ockham! Du alter Sohn eines schwanzlosen Köters, lass mich dir einen Drink ausgeben! Nein, zwei!«
Mit den Ellbogen bahne ich mir einen Weg zum Tresen und klemme mich zwischen das Mädchen und Ockham. Dann bitte ich den Wirt, diesem tapferen Kämpfer einen weiteren Drink zu servieren, und berühre zugleich die Seite meiner Nase, um Vienne mitzuteilen, dass Ärger bevorsteht. Sie nickt. Dann lächelt sie.
»Das hältst du wohl für witzig!«, beklagt sich das Minenmädchen, weil ich ihr dazwischenfunke. »Bist du nicht der ungehobelte Kerl von draußen?«
Ich kehre ihr den Rücken zu, hebe ein Glas und proste Ockham zu. »Auf die Corporation!«
Ockham wirkt vorübergehend leicht benebelt, aber ein kostenloses Getränk genügt, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. »Auf das Kommando!« Er stößt mit mir an. »Der war gut. Wie wär’s mit noch einem?«
»Noch einen«, rufe ich.
»Noch einen!«, brüllt er.
Dann ist Vienne neben mir. »Schaff die Bergleute aus dem Pub«, flüstere ich ihr zu. »Ich treffe mich draußen mit ihnen.«
»Ja, Chief.« Sie krümmt einen Finger und bedeutet den Minenbewohnern, ihr zu folgen. »Keinen Mucks. Gehen wir.«
Aber das Mädchen gibt sich bockig und schüttelt den Kopf. Sie weigert sich zu gehen, und die beiden Männer können sich nicht entscheiden, auf wen sie hören sollen. Also tun sie gar nichts. Was für ein Haufen dämlicher Schürfer. Sie werden alles vermasseln.
Die nächste Runde wird serviert. Ich hebe mein Glas. »Sláinte!«
»Sláinte!« Ockhams verbliebenes Auge blinzelt zweimal. »Kenne ich dich, Junge?«
»Wir sind uns ein paarmal begegnet. Du weißt schon, hier. Und da. Vor allem da. Dann und wann hier, einige Male da. Aber vor allem – vor allem hier?«
Ockham beugt sich näher an mich heran und kneift das Auge zusammen. Dann wirft er einen langen Blick auf die Hand, mit der ich mein Glas halte, und konzentriert sich dabei auf den kleinen Finger. Plötzlich weitet sich sein Auge. »Dalit!« Er knallt sein volles Glas auf den Tresen. »Hätte nie gedacht, dass ich mal mit einem von eurer Sorte einen zur Brust nehme.«
»Ich
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