Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

geben Sie ihm eine höhere Dosis an Betäubungsmitteln. Ich möchte nicht, dass er sich an diese Unterhaltung erinnert.«
    Aber ich erinnere mich, und diese Erinnerung reißt mich aus dem Schlaf. Ich reibe mir die Augen, ohne zu wissen, wie lange ich geschlafen habe.
    »Nur ein oder zwei Minuten«, klärt Mimi mich auf. »Aber du solltest versuchen, noch ein bisschen Schlaf zu kriegen, Cowboy. Die Reise zur Hölle dauert lang.«

KAPITEL 13
    T RANS P ORT -S TATION B ISHOP , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 9. 15:22
    Als der TransPort-Zug die Endstation erreicht, sind wir das Einzige, was im Gepäckwagen noch übrig ist. Trotz Mimis wiederholter Ermahnungen habe ich wenig bis gar nicht geschlafen.
    Vienne springt als Erste von ihrem Sitz auf. »Bereit, Chief.«
    Fuse und Jenkins schlafen noch in der Sitzreihe vor uns. Jenkins’ Geschnarche hört sich an, als wollte er seinen Gaumen durch die Nase saugen.
    Ich zerre meine Tasche aus dem Gepäckfach. »Auf geht’s, Regulatoren!«
    »Er ist ekelhaft herrisch«, verkündet Jenkins, gähnt und streckt sich ausgiebig.
    »Das liegt daran, dass er der Chief ist«, entgegnet Vienne.
    Jenkins nimmt sich die Zeit, über ihre Worte nachzudenken, und sein Blick wird leer und leerer.
    »Bah, sieh dir an, was du angerichtet hast.« Fuse schnippt mit den Fingern vor Jenkins’ Gesicht. »Sein Gehirn ist überlastet. Du kannst nicht einfach ein Terabyte an Daten durch einen Transistor jagen, Schätz ... äh, Vienne. Vienne!«
    »Raus jetzt, der Reihe nach«, sage ich. »Und zwingt mich nicht, es noch einmal zu sagen.«
    »Herrisch und größenwahnsinnig«, grollt Jenkins.
    Fuse verpasst ihm eine Kopfnuss. »Sorry, Chief, er ist nach der langen Fahrt ein wenig gereizt. Wenn er erst ein bisschen gewandert ist, wird er wieder verträglicher sein.«
    Das Erste, was mir im Ankunftsgebiet auffällt, ist das Pfeifen des arktischen Windes außerhalb der heruntergekommenen Station, gefolgt vom Schwall eisiger Luft, die mir ins Gesicht tost. Als Zweites fällt mir auf, dass es kein Empfangskomitee gibt.
    Nur eine leere Station, die bessere Zeiten erlebt hat. So, wie altertümliche Ruinen bessere Zeiten erlebt haben. Fliesen fallen von der Decke. Der Bahnsteig ist mit Rattenkot bedeckt. Farbe schält sich von Wänden und Geländern. Es ist eine Schande, wie sehr TransPort die Station durch schiere Nachlässigkeit hat verkommen lassen.
    »Aasig kalt hier«, jammert Jenkins, offenbar immer noch ziemlich gereizt. Er lässt seinen Seesack fallen und hüpft herum. »Wo ist unser Empfangskomitee? Ich friere mir den Arsch ab.«
    »Ich bin das Empfangskomitee.« Ein Minenbewohner tritt aus den Schatten hervor, als der TransPort-Zug wieder abfährt. Es ist Spiner, einer aus der Gruppe, die uns angeheuert hat. Hätte nie gedacht, dass ich einmal so froh wäre, solch ein hässliches Gesicht zu sehen.
    »Willkommen im Höllenkreuz, Regulatoren. Mein Name ist Spiner.«
    Ich biete ihm die Hand zum Gruß dar. Er starrt sie an, als wäre sie mit Pestbeulen übersät. »Ich freue mich auch, Sie zu sehen«, sage ich. »Mimi – Umgebung scannen. Finde heraus, was er vorhat.«
    »Versuche, Scanvorgang einzuleiten, Cowboy«, entgegnet sie. »Die akustischen Resonanzen sind hier problematisch. Gib mir dreißig Sekunden.«
    »Fünfzehn.«
    »Ich bin eine KI, keine Zeitmaschine.«
    Jenkins hebt grüßend eine Hand, eine Geste, die Spiner ebenfalls ignoriert. »Wann essen wir, Alter?«
    »Schätze, wenn ihr Hunger habt«, sagt Spiner.
    »Nein, ich meine, wann gebt ihr uns was zu spachteln?«, schnaubt Jenkins noch ein bisschen gereizter als zuvor. »Und ein Bett, wenn wir schon dabei sind.«
    Spiner kratzt sich an seiner konkaven Körpermitte. »Ich wusste gar nicht, dass Dalits genauso wie anständige Leute in Betten schlafen dürfen.«
    »Anständige Leute? Ich hab genug von diesem Mist!« Jenkins packt den Minenbewohner an den Trägern seiner Latzhose und hebt ihn hoch wie eine schmuddelige Lumpenpuppe. »Kein Schlammbohrer redet so mit mir!«
    »Setz ihn ab, Jenks!«, blafft Fuse ihn an. »Wie oft muss ich denn noch mit dir über so was reden?«
    Jenkins lässt den Mann, der wild mit Armen und Beinen rudert, auf den Boden plumpsen. »Hab ihm doch gar nichts getan.«
    Fuse tritt zwischen die beiden und wendet sich an Spiner. »Ich will Ihnen verdeutlichen, was Jenkins auf seine dämliche Art zu sagen versucht: Es ist lange her, seit wir New Eden verlassen haben, und wir hätten gern eine