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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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aufzuspüren.
    »Fuse ist an der Zhao-Zhou-Brücke«, sagt Mimi und zeigt mir Fuses Koordinaten über den Aural-Vid-Link. »Du weißt, was jetzt dahinten los ist?«
    »Jep. Ich habe beschlossen, dass die beiden das allein ausdiskutieren können.«
    »Was genau sollen sie denn ausdiskutieren?«
    »Ihren kleinen Revierkampf. Wir müssen als vereinte Kraft gegen die Dræu antreten. Je eher sie lernen, zusammenzuarbeiten, desto besser.«
    Mimi schweigt, aber ich habe das beunruhigende Gefühl, dass sie den Kopf schütteln würde, wenn sie noch einen hätte.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Manchmal, Cowboy«, sagt sie, »frage ich mich, ob du womöglich selbst so rau und undurchdringlich bist wie eine Symbipanzerung.«
    »Ich bin, der ich bin«, antworte ich und gehe los, um mir die Brücke anzuschauen.

***
    Am Ende des Gangs erwartet mich eine große Höhle. Überall um mich her sind hohe Klippen. Korrektur: keine richtigen Klippen, sondern Einkerbungen. Die meisten Wände dieser gewaltigen Höhle wurden von Maschinen in den Fels getrieben und in großen Brocken abgetragen, sodass die Wände nun aussehen wie die Eingangsstufen zum Haus eines Riesen. Es sieht aus wie Tagebau unter Tage. Die Wände sind dunkelbraun, wirken aber überall dort, wo das Licht der in Reihen angeordneten Deckenlampen sie nicht erreicht, tiefschwarz. Der fehlende Himmel vermittelt mir ein klaustrophobisches Gefühl. Es hilft auch nicht, dass die Höhle von einer tiefen Schlucht in zwei Teile getrennt wird und dass diese Schlucht offenbar bodenlos ist.
    So lässig ich kann, schlendere ich an den Rand der Schlucht und werfe einen Stein in den schwarzen Schlund. Ich zähle die Sekunden, warte darauf, dass der Stein auf den Boden prallt. Als ich bei hundert angekommen bin, gebe ich auf.
    Gott sei Dank gibt es Brücken, sage ich mir und mache mich auf den Weg zu Fuse.
    Die Zhao-Zhou-Brücke ist ungefähr hundertfünfzig Meter lang und zwölf Meter breit, erbaut aus einzelnen, schwalbenschwanzverbundenen Platten. Der halbrunde Hauptteil erhebt sich hoch über die Schlucht, die den Gang durchbricht, der vom Höllenkreuz zu einer breiten Klippe auf der anderen Seite führt. Auf beiden Seiten der Brücke sind dekorative Geländer angebracht. An den Enden befindet sich jeweils ein Schwingtor in einem Rundbogen.
    Die Oberfläche der Brücke ist übersät mit den Kadavern defekter Maschinen und Werkzeuge. Überreste, die weggeräumt werden müssten. Auf der rechten Seite zähle ich sechs große Kräne. Rost überzieht die Führerhäuser, in denen einst der Kranführer saß; die schweren Trossen, die von ihren Auslegern herabhängen, türmen sich neben den Gleisketten zu rostigen Bergen. Weiter entfernt, in der Nähe der Nebentunnels, sehe ich eine endlose Reihe Frachtcontainer, jeweils zu zehnt übereinandergestapelt. Früher dienten sie dazu, das Erz über die Fördergerüste zu transportieren. Nun liegen sie herum wie riesige Bauklötze.
    Bauklötze, das ist eine Idee.
    »Mimi«, sage ich, »behalte weiter die Umgebung im Auge. Gib mir Bescheid, wenn du irgendwas auffängst.«
    »Wird gemacht. Aber diese wiederholten Scans belasten die Funktionsfähigkeit deines Anzugs und damit auch deine eigene, Cowboy. Dein Körper braucht Schlaf.«
    »Ich schlafe, wenn ich tot bin.«
    »Was eher früher als später der Fall sein wird, wenn du dich nicht ausruhst.«
    »Bis dahin kannst du mich ja kneifen, wenn ich eindöse.«
    Als ich Fuse erreicht habe, hält er einen Elektrostatbogen in der Hand. Aber er hält ihn verkehrt herum und kratzt sich am Kopf, als hätte er es nicht mit einer Karte zu tun, sondern mit einem unlösbaren Rätsel. Kartografie gehört offensichtlich nicht zu seinen Stärken.
    Fuse erschrickt, als ich mich hinter ihm anschleiche. »Mann, Chief!« Er greift sich an die Brust. »Du hättest mir beinahe einen Herzinfarkt verpasst. Sag deinen Jungs doch, wenn du unterwegs bist, ja?«
    »Tut mir leid, Fuse.« Ich drehe die Karte um. »Dein erster Befehl lautet, jeden zweit- und drittrangingen Tunnel zu schließen, der zu diesem Gang führt. Wir werden die Dræu über diesen Haupttunnel da drüben und über die Brücke zu einer Schanze lotsen, die Vienne und Áine gerade planen.«
    »Dann ist das also eine Brücke?«, fragt er und zeigt auf die Karte.
    »Vielleicht die, auf der du gerade stehst?«
    »Oh, ja, richtig. Jetzt verstehe ich. So sieht es schon besser aus. Also, ich soll einen Haufen Tunnel verschließen. Gut. Womit kann ich arbeiten?«
    »Mit

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