Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
allem, was du für diese Aufgabe ergattern kannst. Wenn es nicht festgenagelt ist, dann nimm es.«
Fuse sieht sich in der Umgebung um und zeigt auf einen kleinen Berg ausrangierter Maschinen und Minenwerkzeuge. »Ich weiß nich’, Chief. Hier gibt’s nicht viel, das nicht bereits auseinanderfällt. Wie wär’s mit den Kränen? Die könnten ganz hilfreich sein, um ein bisschen Schrott herumzuschieben. Meinst du, die funktionieren noch?«
»Wenn nicht, repariere sie«, antworte ich. »Außerdem hat die alte Frau Maeve gesagt, es wäre noch C-42 im Lager, falls du den zum Schließen der Tunnels brauchen kannst. Früher haben die Minenarbeiter das Zeug benutzt, um Stollen voranzutreiben.«
»Sprengstoff?« Fuses Augen leuchten auf. »Das ändert alles.«
Ich klopfe ihm auf die Schulter. »Dacht ich’s mir.«
Ich will mich gerade wieder auf den Weg machen, als ich Jenkins neben mir erblicke.
»Fuse sprengt was in die Luft?«, fragt er.
»Ja.«
Jenkins’ Augen funkeln vor Begeisterung. »Kann ich helfen?«
»Unter keinen noch so aasigen Umständen!«, sagt Fuse. »Weißt du noch, als du mir das letzte Mal geholfen hast? Ich habe beide Augenbrauen verloren.«
»Na und? Sie sind nachgewachsen.«
»Die Minenbewohner sammeln ihren Schrott weiter hinten«, sage ich und komme einer neuerlichen Streiterei zuvor. »Wie wär’s, wenn du ihnen dabei hilfst?« Ich dirigiere Jenkins weg von Fuse und zu einem Torbogen, der zurück zum Kreuz führt. »Das gibt dir die Gelegenheit, mit deinen Muskeln zu protzen.«
Jenkins grummelt. Schaut sehnsüchtig zu Fuse, der bereits das Führerhaus eines Krans erklommen hat. Er versucht, den Motor zu starten, aber alles, was wir hören, ist das Klicken eines Magnetschalters. Da hat er eine Menge Arbeit vor sich.
»Komm schon, Jenkins.« Ich habe keine Ahnung, welche Aufgabe ich ihm übertragen kann, damit seine Hände beschäftigt sind, aber ich muss sicher sein, dass er nicht in der Nähe des Sprengstoffs ist, sonst habe ich keine ruhige Minute.
»Cowboy«, meldet sich Mimi. »Ich habe eine dringende Nachricht von Maeve.«
»Warte einen Moment, Jenkins«, sage ich. Dann bitte ich Mimi, mich zu verbinden. »Leg es auf den Aural-Link.«
»Durango«, sagt die Frau, deren Stimme wegen der schlechten Verbindung beinahe im Knistern untergeht. »Wir haben hier ein Problem mit dir und deinen Leuten. Es ist dieser Ockham. Er macht Krawall.«
Dieser Scheißkerl . Allmählich habe ich mehr von ihm vorgesetzt bekommen, als ich schlucken kann. »Krawall? Inwiefern?«
»Das schaust du dir am besten selbst an«, sagt sie. »Bitte komm zum Kreuz, ehe jemand getötet wird.«
»Die Schrottsammlung muss warten«, sage ich zu Jenkins. Dann weise ich Vienne und Fuse an, sich im Kreuz mit uns zu treffen. »Offenbar gibt’s Ärger mit Ockham.«
»Mit dem Alten gibt’s immer Ärger«, sagt Jenkins beinahe unhörbar. »Ist es jetzt endlich Zeit, ihn umzulegen?«
»Das habe ich noch nicht entschieden.«
»Darf ich ihn erschießen, wenn es so weit ist?«
»Nein. Vienne darf.«
»Bah«, macht Jenkins. »Nie gönnt mir einer mal ein bisschen Spaß.«
KAPITEL 17
H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
Als wir eintreffen, lehnt Ockham an der Statue des Bischofs. Er hat seine Panzerung abgelegt, das knotige Haar im Nacken zusammengebunden und überwacht Jean-Paul Bramimonde. Der Junge hat eine kauernde Haltung eingenommen und ist bis auf einen Lendenschurz aus Leinen nackt. Um ihn herum bildet eine Gruppe von sechs Minenbewohnern einen offenen Kreis.
Der Rücken und die Schultern des Jungen weisen Verletzungen auf, und seine Haut ist mit Struvitstaub bedeckt. Um sein Fußgelenk ist ein Tau gebunden, das mit einem Nagel am Boden befestigt ist. Dies ist eine der barbarischen Methoden, auf die sich die alten Regulatoren bei der Ausbildung ihrer Akolythen gestützt haben.
Die Minenbewohner lachen. Jeder von ihnen schwingt eine provisorische Waffe – Brechstangen, schwere Schraubenschlüssel und einen Schweißbrenner – und stachelt den Jungen an. Jean-Pauls Augen sind geweitet. Schaum spritzt von seinen Lippen, als er sich auf Jurm stürzt. Aber das Tau um sein Bein spannt sich, und er klatscht mit dem Bauch voran auf den Boden. Als er wieder hochkommt, spuckt er staubhaltigen, schäumenden Speichel aus.
»Stramme Leistung, Junge«, hänselt ihn Jurm. »Ist das alles, was du kannst?«
»Benutz deine Ohren, Bursche.« Ockham spuckt auf die Stufen. Wischt
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