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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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wollte sogar, dass wir ihn bei den Entführern lassen. Warum sollte sie nun an das Ende der Welt reisen, um ihn zu retten?
    Ich glaube auch nicht, dass Ebi ihren Bruder retten wollte. Das Mädchen mag ihn so innig lieben, wie sie behauptet, aber ich bezweifle ernsthaft, dass sie einen so großen Einfluss auf ihre Mutter hat. Es muss einen anderen Grund geben.
    »Chief?« Vienne deutet auf eine Phalanx Dræu, die soeben die Zhao-Zhou-Brücke überqueren. Sie tragen ein weißes Banner mit sich, das an einen Gewehrlauf gebunden ist.
    In Formation gehen wir ihnen entgegen. Maeve schreitet ein paar Meter vor uns, Áine ist direkt hinter ihr, und dann komme ich. Wenige Meter weiter tritt ein Mann aus der Phalanx vor und kommt auf uns zu. Er trägt eine lange, fließende Robe. Sein Kopf ist rasiert, und ihm geht ein Bauch voraus, der Buddha zur Ehre gereicht hätte. Er wäre glatt als Mönch durchgegangen, wäre da nicht die Faustfeuerwaffe in dem Halfter, das an einem Ledergürtel an seiner Hüfte hängt, der bei jedem Schritt knarrt. Als er nahe genug ist, rieche ich Parfümöle und Schweiß. Darunter nehme ich den einzigartigen, würzigen Odeur der Ekstase wahr. Er dringt aus seinen Poren, liegt in seinem Atem und spiegelt sich auf seinem geröteten Gesicht wie eine ewig währende Schamesröte.
    »Du!«, brüllt Ebi den Mann an.
    »Er?«, fragt mich Vienne. »Chief, was geht hier vor?«
    »Auf die Frage hätte ich auch gern eine Antwort«, sage ich.
    Fuse dreht sich zu mir um. »Wer ist der Mann?«
    »Er heißt Postule. Er hat sich darauf spezialisiert, Kinder zu entführen und zu quieken wie ein angestochenes Schwein. Hat mal für die Dame Bramimonde gearbeitet ...«
    Ein schriller Schrei hallt durch die Höhle. Jean-Paul stürmt aus dem Nichts herbei und schwingt einen Schraubenschlüssel wie eine Keule. »Ich bringe dich um, Postule!«
    »... dann hat er ihre Kinder entführt und versucht, Lösegeld für sie zu erpressen.«
    Ehe wir den Jungen schnappen können, rast er schon an uns vorbei. Springt auf die Mauer. Bewegt sich schneller als ein Neutron. Ebi will ihm nachsetzen, aber Vienne packt sie am Handgelenk und zieht sie zurück ins Glied.
    »Warte auf Anweisungen. Chief?«, fragt sie, um herauszufinden, ob wir wegen des Jungen etwas unternehmen wollen.
    »Lasst ihn laufen«, sage ich. Wir können so oder so nichts tun, es sei denn, wir wollen ein Feuergefecht provozieren.
    Jean-Paul hat die Strecke schnell hinter sich gebracht. Nun macht er einen letzten Satz, den Schraubenschlüssel hoch erhoben. Postule hebt die Arme, um sein Gesicht zu schützen, und der Junge nutzt die Gelegenheit, um mit voller Wucht auf dem Bauch des fetten Mannes aufzuprallen.
    Der harte Schlag schleudert Postule zurück. Als der Junge erneut den Schlüssel zum Schlag erhebt, packt einer der Dræu die Waffe und zieht Jean-Paul einfach mit ihr in die Luft. Der Junge kämpft und kratzt und tritt so heftig um sich, dass die Schienbeine des Dræu zu bluten anfangen.
    »Was ist mit den Kindern passiert, die Postule entführt hat?«, will Fuse wissen.
    »Wir haben sie befreit.«
    Fuse grinst. »Aber ihr Entführer ist davongekommen, richtig?«
    »Positiv. Er hat mich beim Wettlauf geschlagen.«
    »Ts! Ich dachte, du wärest besser zu Fuß, Chief. Noch ein paar Kekse, und dieser Schürfer hat die halbe Tonne voll.«
    »Fuse?«
    »Ja.«
    »Das war ein Scherz.«
    »Hey!«, protestiert er. »Du musst einem einfachen Burschen doch einen Hinweis geben. Oder eine Pointe, wenn du vorhast, ihn an der Nase rumzuführen. Ich dachte, du meinst das ernst, vor allem, wenn die Dræu nur ein paar Meter entfernt sind.«
    »Und jetzt«, fahre ich fort, »scheint es, als würde Postule für die Dræu arbeiten.«
    »Mich wundert, dass sie ihn nicht verspeist haben«, sagt Fuse. »Der ist fett genug, um sie zwei Wochen lang zu ernähren.«
    »Ich bin überzeugt, er ist auf die eine oder andere Weise nützlich«, sage ich. »Aber vielleicht haben sie ja erkannt, dass er nach Struvit schmeckt.«
    Fuse lacht. »Siehst du, Chief. Dieses Mal wusste ich, was du im Sinn hast, und es hat meine Lachmuskeln gekitzelt. Da kannst du mal sehen, was passiert, wenn man sein Publikum erst ein bisschen weich klopft.«
    »Ruf deinen Köter zurück«, brüllt Postule. »Das ist ein Besuch auf diplomatischer Ebene.«
    »Akolyth«, rufe ich dem Jungen zu. »Wegtreten!«
    Sofort hört Jean-Paul zu kämpfen auf. Sein Körper wird starr, und der Dræu hat Mühe, ihn noch länger in der

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