Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)
des Imperiums
mochte das anders sein, aber die befanden sich ja nicht hier.
Die Herkunft der Shonta, das gaben sie selbst freimütig zu, lag im Dunkeln. Soweit sich
Gedächtnis
entsinnen konnte, zogen Shonta-Stämme – ganz wie Vaniyaa das vermutet hatte – als Jäger und Sammler durch die Tiefen dieses gewaltigen, bizarren Kunstkosmos, der für die Zwerge völlig normal war. Sie wanderten entlang ihrer sorgsam markierten Pfade, denn die Welt war natürlich gefährlich. Die Maschinen der
Herren des Imperiums
kümmerten sich nicht weiter um sie, und da überall in der Welt gebaut, umgebaut, repariert und umstrukturiert wurde, mussten die Shonta selbstverständlich sehr aufpassen, wie sich die Bedingungen der Umgebung veränderten.
Vaniyaa sog die Informationen begierig in sich auf. Eine völlig fremdartige Welt tat sich hier auf, die über ganz erstaunliche Facetten verfügte, wie sie sich das in ihrer bizarrsten Phantasie nicht hätte erträumen lassen.
Die Shonta lebten schon seit Generationen hier, wie es schien – sie besaßen keinen klaren Zeitbegriff und keine Zeitmessung, jedenfalls kamen in ihren Reden keine derartigen Begriffe zum Vorschein, und Rückfragen führten zu ratlosen Gesichtern –, und es wurde nach und nach deutlich, dass die
Zwölf Stämme
so etwas wie ein rudimentäres Staatswesen darstellten. Es handelte sich um zwölf weitläufig miteinander verwandte Großfamilien, die sich höchstwahrscheinlich aufgrund ökonomischer Notwendigkeiten zusammengeschlossen hatten.
Die Plattform, auf der sich die Yantihni derzeit aufhielten, war eine Form von Rats- und Versammlungsplatz, auf dem sich von Zeit zu Zeit der weitläufige, gemeinsame Clan sammelte. Warum sie das gerade jetzt taten, überstieg offenbar die Fähigkeiten des Translators. Es gab dazu seitens des sprechenden Shonta ein paar Bemerkungen, die sich aber beim besten Willen nicht übersetzen ließen. Es schien irgendetwas mit Nahrung und mit einem Ruf zu tun zu haben… Quin allein mochte wissen, was das hieß.
Vaniyaa lenkte, weil Yuuricor auf seine Uhr am Arm zeigte und damit stumm darauf hinwies, dass ihre Zeit hier strikt limitiert war, das Gespräch seufzend wieder auf die Tassaier zurück. Sie wusste schon jetzt, dass ihr der Abschied von diesen Zwergenwesen unglaublich schwer fallen würde. Sie hätte vermutlich auch 22 Tage hier zubringen können wie jüngst die Tassaier, allein, um das Volk der Shonta besser zu verstehen. So eine Chance kam nicht wieder, davon war sie fest überzeugt. Das machte alles nur noch trauriger.
Was man von diesen Wesen alles erfahren könnte, wenn man ZEIT hätte!
Doch genau das war es eben, was sie nicht besaßen.
Yuu hatte leider Recht. Sie mussten daran denken, dass die RHON-2 sich hier nicht unendlich lange aufhalten konnte und der
Finger des Imperiums
schließlich Anstalten machte, das Xoor’con-System zu verlassen.
Es war wirklich besser, nicht mehr hier zu sein, wenn er startete. Selbst wenn das bedeutete, dass sie die Shonta wohl nie mehr wieder sah.
„…die Tentakelschlinger? Wohin sie sind…? Ach, das weiß ich nicht“, sagte
Gedächtnis
gerade. Er rieb sich dabei süß das runzlige Kinn und wirkte absolut treuherzig.
Ein echter Prachtbursche, fand die Linguistin. Ein fremdartiges Wesen, aber unglaublich liebenswert, geradezu handzahm. Den würde sie auf jeden Fall vermissen.
„Aber ihr müsst doch wissen, wo sie sind“, insistierte sie eindringlich. „Die tassaiischen Wissenschaftler waren hier und haben mit euch über diesen Translator kommuniziert.“
Sie klopfte auf die grünliche Metallscheibe zwischen sich und dem Rat der Shonta.
„Ja, das stimmt.“
„Und vor achtzehn Tagen hat der Translator das letzte Mal seine Herren und Gebieter gesehen… wohin sind sie dann gegangen?“
„Lass mich überlegen…“, sinnierte
Gedächtnis
. „Ich habe natürlich zwischendurch auch geschlafen… niemand kann die ganze Zeit wachbleiben…“
Er wandte sich zur Seite zu seinen Gefährten und schwatzte eine Weile glucksend und schnalzend mit den anderen Shonta.
„Van, wenn du mich fragst, ist hier irgendwas faul“, raunte Yuuricor ihr zu.
„Du siehst Gespenster!“, wies sie das ab. Er mit seinem pathologischen Misstrauen!
„Hör mir zu, meine Liebe… ich habe das dumme Gefühl, dass wir hier hingehalten werden. Die Shonta warten auf irgendetwas und erzählen uns zwischendurch Geschichten, um uns bei Laune zu halten“, insistierte er. Sorge zeichnete sich in seinem
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