Das Matarese-Mosaik
anfangen?«
Beowulf Agate befand sich in Wichita, Kansas, der Zentrale von Atlantic Crown Limited. Jemand in der Vorstandsetage dieser Firma hatte die Anweisungen an Lieutenant Colonel Leslie Montrose geschrieben und sie in Paris, London, Kairo, Athen und weiß der Himmel wo sonst noch verbreiten lassen. Dieser Jemand gehörte der Führungsebene der Matarese an, und Brandon war fest entschlossen, herauszufinden, wer dieser Jemand war.
Die Uhr am Armaturenbrett seines gemieteten Wagens zeigte 2.27 Uhr morgens an. Der riesige Parkplatz von Atlantic Crown war fast leer. Lediglich die Fahrzeuge der Sicherheitsabteilung
standen hell erleuchtet im Scheinwerferlicht, wo ihre Aufschrift Patrol Vehicle nicht zu übersehen war. Scofield lächelte. Die Sowjets damals waren wesentlich raffinierter gewesen; sie hatten nie auf sich aufmerksam gemacht. Er zog ein Jagdmesser aus der Scheide, öffnete die Fahrertür, trat ins Freie und schloß die Tür lautlos hinter sich. Dicht an den Boden gepreßt, drang er in die hellerleuchtete Zone ein und ging daran, sämtliche Reifen der Streifenfahrzeuge anzustechen. Dann arbeitete er sich im Schatten an eine Seitentür heran und studierte das kleine Kästchen der Alarmeinrichtung, das immer den schwächsten Punkt einer gutbewachten Anlage darstellte. Es war beinahe primitiv, dachte Scofield. Atlantic Crown hielt wie so viele Firmen ihrer Größenordnung nicht viel von elektronischen Sicherheitsvorrichtungen, vermutlich weil es für sie unvorstellbar war, daß ihre Sicherheit je in Gefahr sein könnte. Die Gehälter des Sicherheitspersonals waren eine notwendige Ausgabe, komplizierte elektronische Anlagen machten häufig mehr Ärger, als sie wert waren, und waren eigentlich überflüssig.
Scofield stemmte das Kästchen mit einem Werkzeug auf, das er am Gürtel trug, holte eine Taschenlampe heraus und sah sich die Drähte an. Primitiv – nein, eher vorsintflutlich. Dank euch, ihr unbekannten Erbsenzähler, schmunzelte er, während er seinen Lichtstrahl auf die verschiedenen Drähte richtete. Rot, Weiß, Blau, Blau, Orange, Weiß, Blau . Amateure! Bray zog eine kleine Kneifzange heraus und knipste die drei blauen Drähte durch. Er wartete auf eine Reaktion. Es kam keine. Er hatte den östlichen Quadranten des Systems lahmgelegt.
»Jetzt kann der alte Mann sich an die Arbeit machen«, flüsterte Beowulf Agate im Selbstgespräch. »Los geht’s, Junge!«
Mit winzigen Drahtspitzen manipulierte Scofield das Schloß der Seitentür und trat ein. Die Gänge lagen im Dunkeln. Die Neonröhren an der Decke leuchteten nur schwach, grau in grau, alles gedämpft und ohne Schatten. Scofield wußte, daß er den Aufzug nicht benutzen durfte. Also suchte er nach einem Treppenhaus und begann den Aufstieg. Das Gebäude von Atlantic Crown war siebzehn Stockwerke hoch; er mußte ins sechzehnte.
Und das tat er.
Scofield verspürte ein seltsam belebendes Gefühl. Da war natürlich die Angst, und das war gut; er war zu lange außen vor gewesen und brauchte die Bremsen der Vorsicht. Aber er hatte all die Werkzeuge seines ehemaligen Berufs wieder hervorgeholt: die Schuhe mit den dicken Kreppsohlen, die seine Schritte dämpften; die Dietriche, eine Taschenlampe mit blauem Licht, ein mit Magneten versehenes stethoskopähnliches Meßgerät für Safes, eine Sprühdose mit lähmendem Gas, eine Miniaturkamera, eine.25er Heckler & Koch, natürlich mit Schalldämpfer, und eine Drahtgarotte. Er trug einen Kampfanzug mit zahlreichen Taschen und hatte besonderen Spaß an der Vorstellung, daß Frank Shields die ganze Ausrüstung bezahlt hatte, ohne die Wahrheit zu kennen.
»Sie werden nicht im Feld arbeiten!« hatte sich der CIA-Analytiker erregt. »Darüber hatten wir uns geeinigt.«
»Natürlich nicht, Squinty«, hatte Beowulf Agate darauf geantwortet. »Glauben Sie, ich bin genauso bescheuert wie Sie? Ich weiß doch, was ich kann und was nicht, auch wenn ich ein gutes Stück jünger bin als Sie.«
»Nicht mal ein Jahr, Brandon. Weshalb dann all die Ausgaben?«
»Weil der Hinweis, den ich bekommen habe, vielleicht zu dem Durchbruch führen könnte, den wir hier brauchen.«
»Das beantwortet meine Frage nicht.«
»Also schön, ich will offen sein, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und ich rate Ihnen gut, das zu akzeptieren. Ich habe den besten Agenten engagiert, den die Stasi je hatte, einen kaltblütigen Hurensohn, der von ein paar Regierungen und von Interpol gesucht wird. Er ist aus allen Agentenlisten
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