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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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anderthalb Meter hohen Zaun springen. Anderthalb Meter, von wegen, einen mit etwas Glück, und anschließend hatte er drei Tage Rückenschmerzen!
    Seine Waden schmerzten immer noch von der langen Kletterpartie, und er schüttelte sie heftig und versuchte den Schmerz wegzumassieren, ehe er die letzte Treppe hochstieg.
Wie versprochen, stand die Feuertür einen Spalt weit offen, gerade so, daß es nicht auffiel. Kameras waren in den Fluren nicht angebracht – schließlich gingen ja einige Nachtwächter Streife, überprüften die Bürotüren und steckten am Ende eines jeden Stockwerks Schlüssel in eine Kontrolluhr. Scofield hatte jetzt die oberste Stufe erreicht und zog die Tür einen Spalt auf, um in den Flur zu blicken. Er schob sie sofort wieder zu; ein Wachmann kam direkt auf ihn zu, den schweren Sicherheitsschlüssel in der Hand, den er am Ende des Flurs nur wenige Schritte von der Feuertreppe entfernt in die Uhr stecken würde.
    Scofield hockte sich, plötzlich besorgt, hin, entfernte den Türstopper und hielt die schwere Stahltür mit schmerzenden Fingern, so daß nur ein winziger Spalt Licht zu sehen war. Er mußte den Atem anhalten, um den Schmerz zu unterdrücken, seine Finger brannten wie Feuer. Dann hörte er endlich das Klicken der Zeituhr und die sich in Richtung Aufzug entfernenden Schritte des Nachtwächters. Er zog die Tür wieder einen Spalt auf, schob die linke Hand in den Spalt und steckte die Finger seiner rechten Hand in den Mund, um den Schmerz zu lindern. Der uniformierte Wachmann stand vor einer Lifttür, die sich gerade öffnete. Der Mann verschwand, und Scofield, dem der Schweiß auf der Stirn stand, trat schnell in den düsteren Flur.
    Der Reinigungstrupp hatte seine Arbeit bereits getan, wohltuende Stille umgab ihn. Scofield eilte schnell den Flur hinunter und überflog dabei die Namen und Titel an den Türen.
    Alistair McDowell
Vorstandsvorsitzender
    Es handelte sich um die Tür in der Mitte unmittelbar vor ihm am Ende des Korridors. Links und rechts waren keine ähnlichen Türen zu sehen, was darauf hindeutete, daß Alistair McDowell eine ganze Suite, nicht nur ein normales Büro besaß. Scofield griff nach dem auf Hochglanz polierten Messingknopf und hoffte, daß die von ihm so großzügig bedachte Putzfrau ihr Versprechen gehalten hatte. Das hatte sie. Scofield
drehte langsam den Knopf und öffnete vorsichtig die Tür, bereit, sofort wegzurennen, falls ein Alarm ertönte. Das war nicht der Fall, und so trat er schnell ein, drehte sich um, schloß die Tür hinter sich, knipste seine kleine Taschenlampe an und ließ den blauen Lichtkegel durch den Raum wandern, zuerst über den Boden und dann zu den großen vier Fenstern, deren schwere Vorhänge er zuzog. Jetzt konnte seine Suche beginnen.
    Alistair McDowell hatte Familie und wollte offenbar, daß jeder das wußte. Mit Nachdruck. Auf seinem riesigen, glänzend polierten Schreibtisch und in den Bücherregalen zwischen den Fenstern waren wenigstens zwei Dutzend Fotografien in silbernen Rahmen verteilt. Sie zeigten drei Kinder in verschiedenen Stadien des Heranwachsens, von Babys in den Armen ihrer Mutter bis zur Teenagerzeit. Sie waren mit ihren Eltern und dem ganzen Drum und Dran des jeweiligen Lebensabschnitts abgebildet: Kinderwagen, Taufkleid, Laufstall, Schaukel, Dreirad, Fahrrad, Tennisschläger, Pferde und Segelboote. Das Ganze war ein kurzer Abriß des guten Lebens, so wie es ein gottesfürchtiger Mann verdient, der stolz auf seine Familie, seine Gemeinde, seine Kirche und sein Land war. Die Früchte seines Fleißes waren Wohlstand, Glück und Sicherheit. Es war der American way of life , den er sichtlich genoß.
    Und wenn Beowulf Agates Verdacht sich auch nur annähernd bestätigte, dann würde ein gewisser Alistair McDowell einer der ersten sein, der diesen Traum zerstörte, indem er ihn auf eine auserwählte Elite beschränkte, der Legionen von Speichelleckern – sprich: Sklaven – untertan waren.
    Die Schreibtischschubladen, von denen zwei abgeschlossen waren, stellten kein Problem dar, enthielten aber auch mit Ausnahme vielleicht eines Terminkalenders nichts Nützliches. Scofield zog seine Miniaturkamera heraus und fotografierte jede einzelne Seite des Kalenders; das nahm beinahe eine Viertelstunde in Anspruch. Anschließend durchsuchte er die ganze Suite, angefangen mit dem von ihm nicht erwarteten Schlafzimmer hinter der rechten Wand, dem Büro selbst und schließlich einem Konferenzzimmer auf der linken Seite, das in

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