Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
seiner schweren Schlichtheit streng, aber elegant
wirkte. Bei seiner Suche war er auf einige Gegenstände gestoßen, die eine gründlichere Untersuchung erforderten. Dazu gehörte in erster Linie ein hinter einer Reihe ledergebundener juristischer Werke versteckter Wandsafe. Die Bücher waren Scofield aufgefallen, weil McDowell zwar ein vielgerühmter Manager, aber kein Jurist war.
    Die dicken Bände standen da, um seine Besucher zu beeindrucken, nicht als Arbeitsexemplare. Und zugleich bildeten sie eine ausgezeichnete Tarnung für einen Wandsafe. Die nächste Entdeckung war eine versperrte winzige Kammer, die so klein war, daß sich dort nur eine Person aufhalten konnte, mit einem Computer modernster Bauart und einem einfachen Plastiksessel. Und dann war da schließlich noch ein versperrter Mahagoni-Aktenschrank, der ein wenig deplaziert unter einem Gemälde mit einer Jagdszene stand, als hätte der Innenarchitekt vergessen, ihn in die Wand einzubauen. Der letzte Fund war der verblüffendste: eine große freistehende Musikbox, die bestimmt fünfzig Jahre alt war, auf einem geschnitzten Schränkchen aus Kirschbaumholz – eine Rarität, die bestimmt fünfzigtausend Dollar wert war, wenn nicht erheblich mehr.
    Als Scofield das Schränkchen mit Hilfe seines Drahtinstruments geöffnet hatte, reizte freilich dessen Inhalt seine Neugierde weit mehr als die Rarität selbst. Es handelte sich um ein elektronisches Gerät, das Beowulf Agate sofort erkannte: die Schreibmaschinentastatur und die vier Zylinder, die sich vorwärts und rückwärts drehen ließen, langsam und gemächlich, geradezu schicksalhaft, bis alle synchronisiert waren und zum Stillstand kamen, weil ein schwieriges Problem gelöst und ein Code gebrochen war. Es handelte sich um eine Dechiffriermaschine, die nach dem Prinzip der berühmten Enigma gebaut war, des Konvertierungsapparats, der im Zweiten Weltkrieg den Code der deutschen Obersten Heeresleitung geknackt hatte.
    Die Maschine hatte einen modernen Zusatz, der offensichtlich ihre Zugehörigkeit zum Computerzeitalter bestätigte. Anstelle einer gedruckten Seite, die unten herauskam, war oben ein kleiner Monitor angebracht. Scofield erinnerte sich an die
Zeit, als er in London mit dem britischen Nachrichtendienst zusammengearbeitet und fasziniert Geschichten über Enigma gehört hatte. Ein englischer Kollege war mit ihm in ein Zweigbüro in Oxford gegangen, wo eine modernisierte Version des Originals im Einsatz war, ganz in der Nähe der Universität, falls wissenschaftliche Recherchen erforderlich sein sollten.
    »Tippen Sie das Wort ›Aardvark‹ ein«, hatte der junge MI5-Beamte namens Waters gesagt. Bray war der Aufforderung nachgekommen, und auf dem Bildschirm war sofort in grünen Lettern HAU AB, ARSCHLOCH erschienen. »Einige unserer jungen Mitarbeiter haben leider einen etwas skurrilen Humor«, hatte Geoffrey Waters schmunzelnd gesagt. »Jetzt tippen Sie den Satz ›Der Apfel rollt weit vom Stamm.‹« Auch das hatte Scofield getan, aber diesmal reagierte der Bildschirm zivilisiert. TREFFEN STUTTGART BESTÄTIGT WIE GEPLANT. »Das war eine Sendung, die wir letzte Woche aufgefangen haben. Sie kam von einem Maulwurf im Foreign Office, der sie zur Stasi in Ostberlin abgesetzt hat.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Oh, er ist schon nach Stuttgart gefahren, aber er ist leider nicht mehr zurückgekommen. Einer unserer Jungs auf der anderen Seite der Mauer hat die Stasi wissen lassen, daß er ein Doppelagent sei.«
    Scofield schaltete Alistair McDowells persönliches Dechiffriergerät ein. Weil ihm nichts Besseres einfiel, tippte er ›Aardvark‹ ein. Der Bildschirm antwortete darauf mit UNZULÄNGLICH. Zumindest hatte das amerikanische Produkt bessere Manieren. Dann gab er den Satz ›Der Apfel rollt weit vom Stamm‹ ein. Der Bildschirm wurde hell, die Zylinder fingen an, sich zu drehen, und kamen schließlich wieder zum Stillstand. Diesmal erschien der Satz: ZUSÄTZLICHE DATEN BENÖTIGT – NULLSUCHE. Stämme und rollende Äpfel waren also nicht zu entziffern. Scofield zog seine Kamera wieder heraus und machte ein paar Aufnahmen von dem Gerät in der Hoffnung, den Hersteller ausfindig machen zu können. Es mußte sich um ein Unternehmen handeln, das auf oberster Geheimhaltungsstufe militärische und nachrichtendienstliche Stellen versorgte. Im Fachjargon also eine ›Möglichkeit‹.

    Jetzt wandte Scofield sich wieder dem Aktenschrank zu und schaltete eine der Stehlampen ein. Der Schrank hatte vier

Weitere Kostenlose Bücher