Das Matarese-Mosaik
ich!«
Sie erreichten eine schwere Metalltür mit der Aufschrift KEIN ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE. Considine zog einen Schlüssel heraus, schloß die Tür auf und öffnete sie. Sie traten in einen kleinen weißgetünchten Raum, in dem ein langer Tisch mit einer Resopalplatte stand, ein paar braun gepolsterte Drehstühle und eine große Leinwand auf der rechten und ein Diaprojektor auf der linken Seite.
»Was ist das?« fragte Montrose junior.
»Die Piloten halten hier nach geheimen Einsätzen ihre Besprechungen.«
»Und wie sind Sie an den Schlüssel gekommen, Lieutenant?«
»Der Sicherheitsoffizier war früher mal mein Staffelkommandant, bis der Stab auf die Idee kam, daß er entweder zu schlau oder zu blind zum Fliegen war. Er ist immer noch mein Zimmerkollege und glaubt, ich hätte ein Rendezvous mit einem dunklen Engel der Barmherzigkeit.«
»Das war sehr nett von ihm.«
»Nett, von wegen! Ich habe seine Spielschulden in Rhodos bezahlt. Nimm dir einen Stuhl, und ruh dich aus. Ich werde diesen Schalter umlegen, dann steht draußen neben der Tür in Leuchtschrift Eintritt verboten .«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Sir.«
»Das brauchst du nicht, Jamie. Es reicht, wenn du mir noch ein wenig erzählst, und – vergiß nicht – wenn du mich angelogen hast, bin ich meine Streifen los.«
»Sie können mir glauben, ich habe Ihnen die Wahrheit…«
»Ich glaube dir ja!« unterbrach Luther Considine ihn, und seine schwarzen Augen blitzten. »Ich glaube dir, weil es so verrückt ist und du so jung bist und der Sohn eines Kampfpiloten, den wir für den besten in der ganzen Navy gehalten haben. Warum solltest du also lügen? Aber der Captain, der Knabe mit den vier Streifen, der diese schwimmende Metropole fährt, glaubt, du seist aus meinem Quartier weggerannt und ich könnte dich nicht finden, weil unser Nachrichtendienstoffizier dir befohlen hat, mit Washington zu reden.«
»Auf keinen Fall!« erregte sich der junge Mann. »Sie reden von anlügen – man hat mich oft genug angelogen!«
»Okay, okay, ist schon gut. Und jetzt noch mal – was haben die beiden Typen am Kennedy Airport genau gesagt?«
»Nicht sehr viel. Im Grunde genommen nur, daß meine Mutter zu einem Geheimeinsatz eingeteilt worden sei und daß sie mich deshalb, falls es irgendwelche undichten Stellen geben sollte, ›aus dem Verkehr‹ ziehen wollten.«
»Und was ist mit Ausweisen? Vergiß es. Die Typen dürften keine Mühe haben, sich Fälschungen zu besorgen. Und du hast ihnen geglaubt?«
»Also, mir sind die richtig nett vorgekommen, wissen Sie? Ich meine, sie waren so besorgt, ich hatte das Gefühl, daß denen
das alles wirklich leid tut. Und dann haben sie mich sogar bis ins Flugzeug gebracht, ohne Ticket und ohne Paß und so.«
»Und du hast ihnen keine Fragen gestellt?«
»Ich habe sogar eine ganze Menge gefragt, aber die wußten auch nicht viel mehr als ich.«
»Was haben sie dir denn gesagt?« fragte Considine und musterte den jungen Mann dabei scharf.
»Na ja, sie haben gesagt, das Flugzeug würde nach Paris fliegen, aber das konnte ich natürlich auch selbst auf der Tafel lesen. Dann haben sie gesagt, ich würde weiter fliegen, aber sie wüßten nicht, wohin. Bloß, daß da in Orly wieder zwei Leute seien, die mich abholen würden.«
»Und über deine Mutter und ihren Einsatz haben sie sonst nichts gesagt?«
»Weil sie nichts gewußt haben. Ich hatte den Eindruck, daß das stimmte. Dann habe ich ihnen gesagt, ich müßte mit ein paar Leuten telefonieren, und die haben gesagt, nur zu. Ich habe zu Hause angerufen, aber da hat sich niemand gemeldet, und der Anrufbeantworter war nicht eingeschaltet. Dann habe ich einen Offizier angerufen, der mit meiner Mutter befreundet ist und häufig mit ihr zusammen gearbeitet hat. Da hat sich die Vermittlung eingeschaltet und gesagt, die Nummer habe sich geändert und die neue Nummer sei nicht eingetragen. Und an dem Punkt stand für mich ziemlich fest, daß da wirklich eine echte Geheimoperation im Gang war. Aber all das habe ich Ihnen schon erzählt, Lieutenant.«
»Nicht alles, das mit den Telefongesprächen ist mir neu. Aber trotzdem, ich will es immer wieder hören, könnte ja schließlich sein, daß mir irgendwas entgangen ist.«
»Da gibt es nichts, was einem entgehen könnte, Lieutenant.«
»Spar dir den ›Lieutenant‹, Jamie. Sag einfach Luther. Wer weiß, wenn du mich das nächste Mal siehst, bin ich vielleicht wieder ein gewöhnlicher Matrose. Vom Piloten zum
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