Das Matarese-Mosaik
sind zu schnell und zu klein.«
»Und ich dachte, das wäre so leicht wie das Rauchen.«
»Sehr lustig … Sir. Wenn das Objekt Vollgas gibt, verlieren wir es. Mit Aufhalten oder Entern ist da nichts drin.«
»Ich will niemanden aufhalten und ganz bestimmt niemanden entern, Lieutenant.«
»Dann sagen Sie mir bitte, Sir, warum, zum Teufel, wir hier sind?«
»Ich möchte genau wissen, wo das Zielobjekt hinfährt. Das können Sie doch feststellen, oder?«
»Wahrscheinlich. Wenigstens zu einer Landmasse, einer Insel vielleicht. Aber davon gibt es eine ganze Menge, und wenn er eine davon anläuft, und wir ihn ins Radar kriegen, und er dann wieder zur nächsten weiterfährt, ist Schluß!«
»Sie, Lieutenant, sie.«
»Oh? Also auf die Idee wäre ich nie gekommen.«
»Machen Sie jetzt Ihre Radarpeilung, ich riskiere es.«
Die fragliche kleinere Insel hieß auf den Karten einfach »Outer Brass 26«. Unbewohnt; kaum Vegetation; nicht für künftige Besiedlung geplant. Es handelte sich um nicht einmal vier Quadratmeilen Vulkangestein, die die Tiefen des Ozeans ausgespien hatten, mit ein paar Hügeln, auf denen die Großzügigkeit der Tropensonne und die regelmäßigen Regenfälle am Nachmittag dichtes Grün hatten entstehen lassen, das sich im Lauf der Zeit bis hinunter in die Täler ausgebreitet hatte. Obwohl die Insel früher einmal als Teil der spanischen Karibik betrachtet worden war, hatte in jüngster Zeit niemand regelrechte Besitzansprüche angemeldet. Die Insel war ein Waisenkind in einem Meer illegitimer Kinder, und niemand interessierte sich für sie.
Cameron Pryce stand mit einem Taucheranzug bekleidet, den ihm die Coast Guard zur Verfügung gestellt hatte, mittschiffs. Eine Leiter führte zu einem Schlauchboot mit einem leisen Drei-PS-Motor hinunter, das ihn ans Ufer tragen würde. In der linken Hand hielt er seine wasserdichte Flugtasche mit den ausgesuchten Gegenständen.
»Es kommt mir verdammt komisch vor, Sie einfach hier allein zu lassen, Sir«, sagte der sehr junge Skipper des Schiffs.
»Nicht nötig, Lieutenant. Deshalb bin ich ja hergekommen. Außerdem kann ich Sie jederzeit erreichen, wenn ich will, oder?«
»Natürlich. Wir warten hier draußen, Ihren Instruktionen gemäß, ungefähr fünf Meilen vom Land entfernt, außer Sichtweite bei entsprechendem Licht.«
»Bei Tag bleiben Sie einfach vor der Sonne. Die alten Indianerfilme hatten in dem Punkt eindeutig recht.«
»Ja, Sir, das lernen wir in unseren Kursen zur Gefechtstaktik auch. Viel Glück, Mr. Pryce. Und Waidmannsheil, was auch immer Ihr Ziel ist.«
»Ich werde von beidem ein wenig brauchen.« Cameron Pryce kletterte die Leiter zu dem schwankenden PVC-Boot hinunter.
Der Motor gab gurgelnde Laute von sich, als Pryce das kleine Boot langsam ans Ufer steuerte. Er entschied sich für einen Strandabschnitt, der ihm im Mondlicht wie eine kleine Bucht erschien; ein paar Palmen standen dort und boten Deckung. Er sprang aus dem Boot, zog es zwischen den Felsen auf den Sand und band es am Stamm einer Palme fest. Dann nahm er seine wasserdichte Tasche heraus und hängte sie sich über die rechte Schulter.
Er wußte, wonach er zunächst Ausschau halten mußte: Licht. Ein Feuer oder Batteriebeleuchtung, das eine oder das andere. Auf einer verlassenen Insel ohne beides zu leben war nicht nur unbequem, sondern schlichtweg gefährlich. Er setzte sich nach rechts in Bewegung, ging vorsichtig am felsigen Ufer entlang und spähte immer wieder in das dichte Blattwerk zu seiner Linken. Keinerlei Spuren von Licht oder Leben zu erkennen. So trottete er fast zwanzig Minuten dahin, nur von Dunkelheit umgeben, bis er es schließlich sah. Aber es war weder Licht noch Feuer, nur ahnbare metallische Reflexe im Mondlicht; eine Unzahl kurzer im Boden verankerter Stangen mit Spiegeln oben drauf, die zum Himmel gerichtet waren. Er ging auf sie zu, riß die Taschenlampe heraus und sah die Drähte, die die Stangen miteinander verbanden. Es waren Dutzende; sie bildeten am felsigen Ufer einen Halbkreis. Fotozellen, die die Sonnenstrahlen vom frühen Morgen bis in die Mittagsstunden hinein auffingen. Als er weitersuchte, fand er ein dickes Kabel, das in den Tropenwald hineinführte. Er folgte dem Kabel ein Stück, bis ihn eine schroffe Stimme von hinten auf Englisch ansprach:
»Suchen Sie jemanden? Falls ja, gehen Sie recht amateurhaft vor.«
»Mr. Scofield, nehme ich an.«
»Da wir nicht in Afrika sind, und Sie nicht Henry Stanley sind, trifft Ihre Annahme
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