Das Matarese-Mosaik
verhindern, also haben sie ihn getötet.«
»Wer führt jetzt diese internationalen Gesellschaften, seit Mouchistine tot ist?«
»Die sind dermaßen ineinander verschachtelt, daß es Monate, wenn nicht Jahre dauern wird, alles zu entwirren.«
»Aber irgendwo in den Höhlen der Finanzwelt könnten die Matarese lauern, verstehe ich das richtig?«
»Wir wissen es nicht, aber wir nehmen es an. Das Ganze ist so wenig greifbar, daß wir es einfach nicht wissen.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Mouchistines Auftrag an Lavalle lautete: ›Finden Sie Beowulf Agate.‹«
»Wen?«
»Beowulf Agate. Das war die Codebezeichnung des KGB und der ostdeutschen Stasi für Brandon Scofield, unseren erfolgreichsten Mann während des kalten Krieges. Das Verrückte ist, daß er sich schließlich mit einem Mann zusammengetan hat, den er haßte und der ihn haßte, als sie beide die Matarese in Korsika aufspürten.«
»In Korsika? Das ist Wahnsinn!«
»Der andere hieß Wassilij Taleniekov, Codename ›Schlange‹, ein berüchtigter Offizier des KGB-Nachrichtendienstes. Er hatte die Ermordung von Scofields Frau arrangiert, und Scofield hatte Taleniekovs jüngeren Bruder getötet. Sie waren Todfeinde, bis sie sich beide einem Feind gegenübersahen, der größer war als sie beide.«
»Die Matarese?«
»Die Matarese. Am Ende hat Taleniekov sich selbst geopfert, um Beowulf Agate das Leben zu retten, ihm und der Frau, die Scofield inzwischen geheiratet hat.«
»Großer Gott, das klingt wie eine griechische Tragödie.«
»In vielfacher Hinsicht war es das auch.«
»Also?«
»Sie sollen Beowulf Agate finden. Die ganze Geschichte von ihm erfahren. Das ist ein Anfang. Und niemand kennt sie besser als Scofield.«
»Hat er denn nie berichtet?«
»Scofield war nicht sehr kooperativ. Er sagte, sein Auftrag sei erledigt und aus alten Geschichten gebe es nichts zu lernen. Alle, auf die es ankomme, seien tot. Er wolle bloß aus dem Ganzen raus, und zwar verdammt schnell.«
»Das ist ein höchst eigenartiges Verhalten.«
»Er hielt es für gerechtfertigt. Sie müssen wissen, es gab da einen Punkt, da hatte man ihn als ›Nicht zu retten‹ eingestuft.«
»Zur Exekution freigegeben?« fragte Pryce erstaunt. »Von den eigenen Leuten?«
»Man war der Ansicht, daß er für unsere Leute überall auf der Welt gefährlich sei. Er kannte sämtliche Geheimnisse. Der Präsident selbst mußte sich einschalten, um das ›Nicht zu retten‹ rückgängig zu machen.«
»Aber warum hatte man es denn überhaupt veranlaßt?«
»Ich sagte Ihnen doch gerade, Scofield war so etwas wie eine wandelnde Zeitbombe. Er war zum Feind übergegangen; er und Taleniekov hatten zusammengearbeitet.«
»Um diese Matarese zu kriegen!« protestierte Pryce.
»Das haben wir erst später erfahren. Beinahe zu spät.«
»Vielleicht sollte ich besser unseren Präsidenten kennenlernen … Okay, ich werde versuchen, ihn zu finden. Wo fange ich an?«
»Er hat sich in die Karibik zurückgezogen, auf eine der Inseln. Wir haben bereits unsere Fühler ausgestreckt, aber bis jetzt liegen uns keinerlei konkrete Informationen vor. Wir geben Ihnen alles, was wir haben.«
»Vielen herzlichen Dank. Das ist ein ziemlich großes Gebiet mit einer ganzen Menge Inseln.«
»Vergessen Sie nicht, wenn er noch am Leben ist, ist er jetzt Mitte sechzig. Seine Ausweisfotos von damals werden also nicht viel nützen.«
»›Beowulf Agate‹, was für ein blöder Name.«
»Ich weiß nicht. Das ist auch nicht schlimmer als Taleniekovs Name – Schlange. Übrigens, Ihr Code in Taschkent lautete ins Englische übersetzt »Nockenwelle Miezekatze«.
»Ach, halten Sie doch den Mund, Frank.«
Das Wasserflugzeug landete in den ruhigen Gewässern des Charlotte-Amalie-Hafens in St. Thomas auf den Virgin Islands. Dann fuhr es zu der Streifenstation der Coast Guard am linken Ufer, wo Cameron Pryce über die schwankende Leiter auf den Steg hinunterkletterte. Der junge Stationskommandant in seiner weißen Uniform empfing ihn. »Willkommen in Charlotte Ah-ma-lie« , sagte der Marineoffizier und schüttelte ihm die Hand, »und wenn Sie hier nicht anecken wollen, sollten Sie das auch so aussprechen.«
»Ganz Ihrer Ansicht, Lieutenant. Wo soll ich anfangen?«
»Zunächst einmal hat man für Sie einen Tisch im Eighteen Sixty-nine House auf dem Berg reserviert. Verdammt gutes Restaurant, und im übrigen war der Typ, dem es gehört, einmal in Ihrer Branche tätig. Er wird also den Mund
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