Das Matarese-Mosaik
kommt?«
»Natürlich. Um mir meine Anweisungen zu geben.«
»Dann rufen Sie mich bitte sofort an. Er hat dann noch die Fahrt vom Büro oder vom Flughafen vor sich, nicht wahr?«
»Natürlich. Vielleicht muß er auch noch einen Umweg machen, der geile Bock.«
»Ich werde ihn nach Ihrem Anruf unterwegs aufhalten. Könnte sein, daß er sich zum Abendessen verspätet.«
Marcia Fredericks drehte sich halb zur Seite und warf Guiderone einen flehenden Blick zu. »Wann darf ich da raus, Mr. G.? Ich habe kein eigenes Leben mehr. Es ist die Hölle!«
»Sie kennen die Regeln. Nie. Ich will es anders formulieren – jedenfalls nicht jetzt.«
»Aber ich kenne die Regeln nicht! Ich weiß nur, daß es welche gibt, weil Leonard immer sagt, daß es so ist. Aber wie diese Regeln lauten, weiß ich nicht.«
»Sie werden doch sicherlich verstehen, daß sie mit dem vielen Geld zusammenhängen, das Ihr Mann nach Hause bringt…«
»Als ob ich etwas davon hätte! Und ich habe keinen Schimmer, was er tut, um es sich zu verdienen.«
Guiderone erwiderte Marcias Blick, sah ihr starr in die Augen. »Nein, sicherlich nicht, meine Liebe«, sagte er leise. »Halten Sie noch eine Weile durch. Häufig regeln sich die Dinge irgendwie von selbst. Werden Sie tun, worum ich Sie gebeten habe?«
»Das Inn on the Park. Paravacini.«
Die Straßenlampen in den Vororten Londons waren vor kurzem eingeschaltet worden. Hinter den Fenstern der gepflegten Häuser flammte der Reihe nach das Licht auf. Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es in diesen Vorortsvierteln schnell dunkel, weil die Häuser dort so dicht beieinander stehen, daß die letzten Strahlen der Sonne die Straße nicht mehr erreichen.
In dieser besonderen Straße parkte ein unauffälliger grauer Ford gegenüber von Leonard Fredericks’ Haus am Randstein. Julian Guiderone saß hinter dem Steuer und rauchte eine Zigarette, den linken Arm über dem Beifahrersitz, den Blick auf den Rückspiegel gerichtet. Da waren sie. Die Scheinwerfer
eines langsam dahinrollenden Wagens, der jetzt nach rechts abbog. Leonard Fredericks.
Von der oft bestätigten Annahme ausgehend, daß ein verblüffter Mann nicht darauf achtet, was er sagt, schaltete Guiderone die Zündung ein, riß das Steuer herum und ließ den grauen Ford direkt vor das herannahende Fahrzeug rollen. Unmittelbar bevor es zu einem Zusammenstoß kam, trat er auf die Bremse, blieb reglos hinter dem Steuer sitzen und wartete auf die Reaktion. Sie bestand darin, daß Fredericks aus dem Wagen sprang und ihn anschrie: »Verdammt noch mal, was machen Sie da?«
»Ich glaube, die Frage kann man umdrehen, Leonard«, erwiderte Guiderone ruhig, stieg seinerseits aus und starrte den Londoner Matarese an. »Was, zum Teufel, haben Sie gemacht?«
»Mr. Guiderone…? Julian? … Um Himmels willen, was machen Sie hier?«
»Ich wiederhole, was haben Sie gemacht, wo immer Sie jetzt gerade waren, Leonard? Sie waren unauffindbar. Sie haben auf keinen Anruf und keine Codenachricht reagiert. Es war, wie Adler es formuliert hat, als ob Sie vom Erdboden verschwunden wären. Das ist alles sehr beunruhigend.«
»Lieber Gott, das brauche ich Ihnen doch sicher nicht zu erklären!«
»Was erklären?«
»Deshalb habe ich doch Kurzurlaub gemacht… bis die Dinge geklärt waren.«
»Wie geklärt, Leonard?« fragte Guiderone scharf.
»Amsterdam ist off limits ! Jordan hat es mich wissen lassen – und er hat es von Ihnen.«
»Von mir…?«
»Sicher. Er hat gesagt, Sie würden meine Auffassungsgabe ganz besonders schätzen. Er hat ja praktisch zugegeben, daß er ein Bote von Ihnen ist.«
»Hat er das?«
»Aber sicher. Er wußte alles. Die K-Gracht, Atlantic Crown, Swanson und Schwartz, selbst über den redseligen Anwalt, diesen Stuart Nichols, wußte er Bescheid und auch über Wahlburg und Jamieson Fowler. Er hat alles gewußt!«
»Beruhigen Sie sich, Leonard. Nun zu diesem Jordan…«
»Der amerikanische Bankier , Julian«, fiel ihm Fredericks hektisch ins Wort. » Andrew Jordan. Natürlich habe ich Erkundigungen über ihn eingezogen; der Mann ist authentisch, obwohl die Beschwerde, die er bei uns eingereicht hat, das wirklich nicht war. Und ich habe getan, was Sie durch Jordan von mir verlangt haben – ich habe den Amerikanern klargemacht, daß sie jeden Kontakt mit Amsterdam abbrechen sollen.«
»Ihre Gewährsleute?«
»Anonym, genau wie Sie das angeordnet haben.«
»Dieser Andrew Jordan, Leonard, würden Sie ihn mir beschreiben?«
»Ihnen
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