Das Matarese-Mosaik
Meer Matareisen plötzlich eine wunderbare Ruhe. Er wußte, wo er hingehen würde, wo er hingehen mußte.
In Philadelphia war es 15.38 Uhr, und Benjamin Wahlburg hatte bis jetzt keinen Versuch unternommen, Pryce zu erreichen. Pryce beschloß, daß er nun an der Reihe war, und rief das Büro des Bankiers an.
»Es tut mir leid, Sir. Mr. Wahlburg ist heute nicht ins Büro gekommen.«
»Haben Sie seine Privatnummer?«
»Tut mir wiederum leid, Sir. Es ist uns nicht erlaubt, die Nummer bekanntzugeben.«
Frank Shields war es erlaubt, und er lieferte sowohl die Telefonnummer als auch Benjamin Wahlburgs Adresse. Pryce
rief Scott Walker an, als sich in Wahlburgs Villa niemand meldete, und sie fuhren beide zu dem eleganten Anwesen. Mehrmaliges Klingeln an der Haustür führte zu keiner Reaktion. Schließlich sagte Pryce: »Ich glaube, man nennt das Einbruch, aber unter den gegebenen Umständen sollten wir es in Erwägung ziehen, finden Sie nicht?«
»Erwogen und für gut befunden«, antwortete Walker. »Ich habe einen Ausweis für befugtes Eindringen, wenn es um Belange der nationalen Sicherheit geht.«
»Und was heißt das?«
»Nichts besonderes, aber die meisten lokalen Polizeibehörden spielen da mit. Wir haben unter extremen Umständen einen besonderen Ermessensspielraum für die Durchführung unserer Aufträge, solange wir niemanden an Leib und Leben bedrohen und die Verantwortung übernehmen.«
»Das ist aber ziemlich vieldeutig.«
»Ja, es hat seine Schwächen«, räumte Walker ein. »Ich bin wirklich nicht sonderlich über diese Operation informiert, aber wenn Sie mir sagen, daß die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht – nun ja, Sie sind im Einsatz, und hier ist niemand, der Ihnen widersprechen könnte.«
»Die nationale Sicherheit steht auf eine Weise auf dem Spiel, daß Ihnen die Augen übergehen würden.«
»Hier gibt es sicher eine Alarmanlage. Wir sollten also von der Terrasse oder durch die Küchentür eindringen, und wenn dann jemand auftaucht, nehme ich alles auf mich. Ich weiß, was ich zu sagen habe und wie ich mich verhalten muß.«
»Sie haben das schon mal gemacht…«
»Ich habe das schon mal gemacht«, sagte der Agent ruhig. Die beiden Männer betraten das Grundstück und gingen zum hinteren Teil des Hauses, wo eine Art Wintergarten mit Blick auf einen Tennisplatz zu sehen war. »Sehr gut«, sagte Walker nach einem Blick auf eine der Glastüren, holte seine Automatik heraus und schlug die Scheibe dicht am Türknopf ein, griff durch die Öffnung und öffnete die Tür.
Alles blieb still, was beide verblüffte. »Kein Alarm«, sagte Pryce.
»Für ein Haus wie dieses ist das ungewöhnlich.«
»Gehen wir.« Pryce und Walker gingen über die verglaste Terrasse ins Innere der Villa – und um eine Villa handelte es sich tatsächlich. Die Räume im Erdgeschoß waren mit erlesenem Mobiliar und wertvollen Ölgemälden auf teuren Tapeten angefüllt und enthielten soviel Silber, daß man damit ein Schaufenster bei Tiffanys hätte füllen können.
Allem Anschein nach war das Haus verlassen, denn als Pryce rief: »Bundesregierung, wir sind hier, um mit Benjamin Wahlburg zu sprechen«, und diese Ankündigung mehrere Male wiederholte, gab es keine Reaktion.
»Den Namen habe ich nie gehört«, sagte Walker. »Ich höre wohl schlecht.«
»Entschuldigung, das habe ich vergessen.« Sie gingen die breite Freitreppe hinauf, wo Pryce noch einmal nach Wahlburg rief, wiederum ohne Erfolg. Sie sahen in sämtliche Räume und Bäder im ersten Stock, fanden aber niemand. Schließlich standen sie vor der Tür des Schlafzimmers, die abgeschlossen war. Pryce klopfte zuerst und schlug dann mit der Faust dagegen. »Mr. Wahlburg«, schrie er. »Wir müssen unbedingt mit Ihnen reden!«
»Wir sind schon so weit gegangen«, sagte Walker, »jetzt kommt es darauf auch nicht mehr an.« Mit diesen Worten trat er ein paar Schritte zurück und warf sich dann mit aller Gewalt gegen die Tür. Die Tür splitterte, blieb aber geschlossen. Es bedurfte einiger wohlgezielter Tritte des CIA-Mannes, bis die Tür schließlich nachgab. Sie traten ein.
Auf dem Bett, dessen seidene Überzüge mit Blut und menschlichen Gewebefetzen verspritzt waren, lag die Leiche Benjamin Wahlburgs. Der Bankier hatte sich mit einer.38er Pistole, die er immer noch in der rechten Hand festhielt, in den Mund geschossen.
»Sie haben das nie gesehen, Scott«, sagte Pryce. »Genauer gesagt, Sie waren nicht einmal hier.«
33
D as Hotel Villa
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