Das Matarese-Mosaik
untergebracht, dort hat auch Eugene Denny, der Verbindungsmann von Shields, sein Zimmer. Und mein ›Typ‹, wie du ihn nennst, Liebling, ist auf dem selben Gang wie wir untergebracht … Wir haben nicht einmal weit zu gehen, um zusammenzukommen, während du vor dich hin schnarchst.«
»Ha!« rief Scofield und grinste. »Da sehen Sie es mal wieder, Cam, es gibt tatsächlich Leute, denen nicht einmal ein Kinderbett heilig ist. Je jünger, desto besser!«
»Dafür darfst du dir deine Eier jetzt selbst holen, mein Lieber.«
»Ich will keine Eier. Du sagst immer, daß sie mir nicht bekommen.«
»Wer hat das hier alles hergerichtet?« wollte Pryce wissen.
»Warum? Denken Sie, es könnte vergiftet sein?«
»Das nicht gerade, aber interessieren würde es mich trotzdem.«
»Sie sind mißtrauisch, junger Freund.«
»Ich will es Ihnen sagen«, erklärte Antonia, die sich heute offenbar für Auskünfte zuständig fühlte. »Alles Essen wird in den Küchen von Langley zubereitet, hermetisch verschlossen, verdrahtet, etikettiert und dann jeden Morgen und jeden Abend jeweils um sechs per Helikopter hierhergebracht.«
»Den Lärm habe ich gehört.« Pryce nickte. »Aber ich dachte, das sei vielleicht Luftüberwachung oder irgendein VIP, der uns besuchen kommt … Wie haben Sie das alles rausgekriegt, Toni? Ich meine das Essen, wo die Leute schlafen…«
»Ich stelle Fragen.«
»Sie machen das gut.«
»Bray hat es mir beigebracht. Wenn man sich in einer scheinbar passiven Lage befindet, so wie wir jetzt beispielsweise, sollte man immer Fragen stellen – nett und unschuldig, so als ob man wirklich neugierig wäre. Er behauptet immer, Frauen könnten das besser als Männer, also mache ich das.«
»Er ist ein richtiges Herzchen. Das bedeutet zugleich auch, daß die Wahrscheinlichkeit größer ist, daß Sie erschossen werden.«
Scofield schnaubte. »Du mußt nachdenken, bevor du kaust«, sagte er. Dann wurde er plötzlich ernst. »Wir haben von dem SET-Corporal gehört, der gestern nacht ins Gras gebissen hat. Diese Mistkerle!«
»Von wem haben Sie es gehört?«
»Von Colonel Bracket. Er kam herauf, um Denny ins Bild zu setzen, und dann gab es ein ziemliches Durcheinander – Vorwürfe,
wenn Sie so wollen. Toni und ich sind dann aufgestanden und haben mitgemischt.«
»Was für Vorwürfe?«
»Alles nur Bockmist, das ist alles.«
»Nein, das ist nicht alles.«
»Lassen Sie nur, Cam«, sagte Antonia. »Mr. Denny war ›ein wenig von der Rolle‹, wie ihr Amerikaner sagt.«
»Was hat er gesagt?«
»Er wollte wissen, wer Montrose erlaubt hätte, das Gelände mit einem Fahrzeug zu verlassen«, antwortete Scofield. »Bracket hat ihm gesagt, daß sie als seine Stellvertreterin von niemandem eine Erlaubnis brauche.«
»Im Grunde genommen hat er damit gesagt, daß er es ihr erlaubt hat«, fügte seine Frau hinzu. »Der Colonel.«
»Das stimmt nicht«, sagte Pryce. »Ich habe ihr den Befehl erteilt, und zwar aufgrund meiner Erfahrung als Außenagent, der eine logische Analyse vorgenommen hatte. Bedauerlicherweise hatte ich recht … Was hat Denny gemacht? Für wen, zum Teufel, hält er sich eigentlich?«
»Ich bin Verbindungsbeauftragter von Deputy Director Shields und trage in seiner Abwesenheit die volle Verantwortung für alles, was hier geschieht.« Die Worte kamen von einem mittelgroßen, schlanken Mann mit schütter werdendem Haar, der in diesem Augenblick durch die Tür auf die Veranda herausgekommen war. Sein freundliches, jugendliches Gesicht wollte nicht so recht zu seiner beginnenden Glatze passen, und seine Stimme konnte als eintönig beschrieben werden. »Und eine derartige Verantwortung«, fuhr er fort, »bringt auch Autorität mit sich.«
»Sie sind nicht nur von der Rolle, Denny«, sagte Pryce, stand auf und baute sich vor dem CIA-Beamten auf, »Sie liegen völlig daneben! Jetzt hören Sie mir einmal zu, Sie heißer Feger. Ich kann mich nicht erinnern, gestern nacht von Ihnen irgendwelche verantwortlichen Erklärungen gehört zu haben, als ein toter Killer zwischen zwei Wachleuten, denen er den Hals von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten hat, von einer Wand plumpste. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, daß Sie überhaupt anwesend waren!«
»Ich war dort, Mr. Pryce, wenn auch nur kurz – es gab nichts, was ich hätte beitragen können. Vielmehr hielt ich es für notwendig, sofort mit Director Shields Verbindung aufzunehmen. Wir haben ziemlich lange miteinander telefoniert und alle möglichen
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