Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
Vom Netzwerk:
zwischen zwei nicht sonderlich reizvollen Möglichkeiten. Entweder er schlug seinen Cousin zu Boden, oder er enthüllte ihm Nummer Sechs seines Plans. Seine Selbstbeherrschung trug den Sieg davon. „Ich habe gerade die letzten Formalien eines äußerst interessanten Erwerbs unterschrieben, Cousin .“
                  „Nichts, was du tust, könnte mich ...“ Pole kniff bestürzt die Augen zusammen und blähte die Nüstern. „Nein!“
                  „Soweit ich informiert bin, musstest du den Familienbesitz auflösen? Was für ein Pech du doch beim Kartenspiel hast! Vielleicht ist dir in der Liebe ja mehr Glück beschieden.“ Und mit diesem letzten verbalen Hieb drehte er sich auf dem Absatz um und marschierte davon.
                  Aber Poles Gebrüll schallte hinter ihm her. „Was hast du gekauft?“
                  Cyrus blieb stehen und wandte sich noch einmal zu Pole um. „Na, was wohl? Den Landsitz natürlich, Cousin. Den du beim Spiel verloren hast ... den Landsitz, auf dem meine Mutter aufgewachsen ist, und deren Mutter und Großmutter und Urgroßmutter. Dein Anwalt meinte, du wolltest über die Identität des Käufers nicht unterrichtet werden, ich aber dachte mir, es würde dich freuen zu erfahren, dass der Grundbesitz letztlich doch in der Familie bleibt.“
                  Und damit wandte er sich endgültig um und schritt davon, ohne die Antwort seines Cousins abzuwarten. Den faszinierten Blicken seiner Zuhörer begegnete er mit einer betont gleichmütigen Miene, die wie festgefroren auf seinem Gesicht stand. „Mrs. Iffleigh“, sagte er und ergriff die Hand der ersten Frau, die er kannte. „Wenn Sie für diesen Tanz nicht vergeben sind, wollen Sie dann mir die Gunst gewähren?“
                  „Aber natürlich, Mr. Ravensthorpe“, erwiderte die junge Ehefrau und knickste mit leuchtenden Augen.
                  Und als Cyrus sie zum Rand des Tanzparketts führte und die ersten Walzerklänge den Saal erfüllten, beugte sie sich vor und flüsterte: „Bravo!“
                  Offensichtlich gab es doch einige, denen Poles widerwärtiges Benehmen aufgefallen war, und die es wagten, ihren Abscheu zu zeigen. Cyrus lächelte Mrs. Iffleigh an und führte sie auf den Tanzboden.
                  Auch wenn er äußerlich gefasst schien, war ihm doch bewusst, dass er seit seiner Schulzeit nicht mehr so kurz davor gestanden hatte, die Beherrschung zu verlieren. Wie er am starken Pochen seines Herzens merkte.
                  Es war ein Trost, dass sein Cousin vermutlich ebenso aufgewühlt war. Mit dem Kauf des Familienbesitzes hatte er Pole einen ordentlichen Nierenhaken versetzt — obgleich das nicht der Hauptgrund für den Kauf gewesen war.
                  Grundbesitz zu erwerben war immer schon ein wichtiger Teil von Cyrus´ Plan gewesen. In den Adel einheiraten, ein passendes Landhaus kaufen — obgleich er sich nie hätte träumen lassen, dass das Haus seiner Ahnen zum Verkauf stehen würde —, durch Schenkung der Krone einen Titel erhalten (der Kredit, mit dem derlei Ehrentitel erworben werden konnten, war bereits geschickt platziert), und schließlich seiner Mutter wieder den ihr gebührenden Platz in der Gesellschaft verschaffen. Damit würde er auch den alten Skandal tilgen.
                  Seiner Mutter mochte dieser Skandal gleichgültig sein, ihm hingegen nicht.
                  Tatsächlich hätte ein unbeteiligter Beobachter meinen können, dass dieser Skandal das Einzige war, was Cyrus Ravensthorpe kümmerte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

6
     
    „Wo in aller Welt hast du nur gesteckt?“, schalt Lady Towerton, als Lucy nach einem kurzen Aufenthalt im Damenzimmer, wo sie sich die Nase gepudert hatte, wieder an ihrer Seite erschien. „Deine Tanzkarte ist voll, und du hast bereits zwei Tänze verpasst. Ich musste dich entschuldigen, und das war furchtbar peinlich.“
                  Lucy setzte sich und starrte auf die Tanzkarte, die ihre Mutter ihr auffordernd vor die Nase hielt. In jeder Zeile stand ein hastig hingekritzelter Name. „Was sagst du da?!“
                  Die Miene ihrer Mutter ähnelte der eines Drachens, der prüfend seinen Goldschatz taxiert. „Alle Tänze vergeben“, verkündete sie triumphierend. „Als Nächstes tanzt du die

Weitere Kostenlose Bücher