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Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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hübsches, sondern auch ein scharfsinniges Mädchen. Sie knickste hastig, murmelte etwas über ihre Tanzkarte und verschwand in der Menge. So blieb ein Kreis angeblich wohlerzogener Menschen übrig, die sich damit amüsierten, Lucy und Ravensthorpe so begierig anzustarren, als erwarteten sie mindestens eine Opernarie.
                  „Wie schön, Sie zu sehen, Miss Towerton“, bemerkte Ravensthorpe.
                  „Wenn Sie mir bitte ...?“, sagte sie im gleichen Moment, als er „Darf ich ...?“ fragte.
                  „Ja“, sagte sie nur und nahm seinen Arm, bevor er ihn ihr angeboten hatte.
                  Ravensthorpe geleitete sie zur Tür des Ballsaals. Vermutlich wollte er zur Bibliothek, wo die Erfrischungen gereicht wurden. Und auch dort würden sich Gäste drängen, und das war gut so, denn so konnte sie sich im Handumdrehen kompromittieren.
                  Doch Lucy wusste immer noch nicht, ob sie den Mut haben würde, einem Mann, der so uninteressiert schien, einen Kuss aufzuzwingen.
                  Die Wahrheit war die, dass ihr Mut, seit sie Ravensthorpe Auge in Auge gegenüberstand, wieder gewaltig gesunken war. Für eine Frau wie sie war er einfach zu schön. Es lag nicht nur an seinem Gesicht ... auch seine Schultern waren breiter als die der meisten Männer, wie Olivia ganz richtig erkannt hatte. Jeder Zoll seiner großen, schlanken Gestalt sah sehr männlich und dennoch elegant aus.
                  Schlimmer noch als ihre Bedenken, ihm nicht ebenbürtig zu sein, war die Tatsache, dass sie keinerlei Gefühl in seinen Augen entdeckte. Sie hätte statt seiner Verlobten eine ganz entfernte Bekannte sein können. Mit einem Mal kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht besser wäre, einen Mitgiftjäger zu heiraten, statt jeden Morgen beim Frühstück mit dieser unendlichen Gleichgültigkeit konfrontiert zu sein.
                  Selbst Lord Chester hatte sie mit Wohlgefallen betrachtet. Lucy konnte sich keine Ehe vorstellen, in der man sich unendlich nach seinem Mann sehnte und im Gegenzug nicht die leiseste Wertschätzung erhielt.
                  Als sie sich, immer noch schweigend, der Tür des Ballsaals näherten, wichen die Menschen auf beiden Seiten zurück. „Ich komme mir vor wie Moses“, murmelte Lucy.
                  „Es fühlt sich ähnlich an wie ein Exodus“, bemerkte Ravensthorpe trocken. „Sollen wir versuchen, eine Limonade zu ergattern, oder möchten Sie mir die Neuigkeit in der relativen Abgeschiedenheit der Eingangshalle mitteilen?“
                  Lucy schenkte ihm das süßeste Lächeln, dessen sie fähig war, obgleich sie ihn am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte. War er denn so eifrig bestrebt, sie loszuwerden? Ein beiläufiges Gespräch in der Halle, und dann würde er der Frau, der er die Ehe versprochen hatte, einfach den Rücken zukehren? „Nein“, erklärte sie kategorisch. „Ich würde lieber einen Ort aufsuchen, wo wir wirklich ungestört sind.“
                  Das erschreckte ihn; sie sah es in der Sekunde, bevor wieder die Maske der Höflichkeit über sein Gesicht glitt. „Auf einem Ball ist ein verschwiegenes Plätzchen schwer zu finden, Miss Towerton.“
                  Doch Lucy wandte sich an ihre Gastgeberin, die zufällig in der Nähe der Tür stand.
                  „Teure Lady Summers“, begann sie mit gedämpfter Stimme, die gleichwohl für die begierig lauschenden Zuhörer laut genug war. „Mr. Ravensthorpe und ich haben eine ernste Angelegenheit zu besprechen, und ich würde Sie bitten, uns zu einem ruhigen Ort zu führen. Ich versichere Ihnen, dass meine Mutter keinerlei Bedenken hegt, wenn ich meinen Verlobten allein spreche.“
                  Lady Summers beeilte sich, ihren Mund wieder zuzuklappen. „Selbstverständlich hat Ihre Mutter nichts dagegen“, bestätigte sie. „Kommen Sie, kommen Sie nur!“ Im Vollgefühl ihrer Wichtigkeit führte sie die beiden an der Bibliothek vorbei zur nächsten Tür. „Mein Wohnzimmer.“ Sie nickte dem Lakaien zu, der vor der Tür stand. „James! Gehen Sie bitte zum Vordereingang!“
                  „Vielen Dank“, säuselte Lucy. „Meine Mutter wird Ihre Fürsorglichkeit zu schätzen wissen.“
                  „Ihre Mutter und ich sind uralte Freundinnen.“ Ihre Ladyschaft warf

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