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Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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... aber wie denn auch? Cyrus kannte sich mit so etwas nicht aus, und er hatte nie daran gedacht, seine Verlobte zu fragen, ob sie bereits eine Neigung zu einem Mann gefasst habe.
                  Seine Gastgeber erwarteten ihn an der Tür des Ballsaals. Und hielten es nicht einmal für nötig, ihn ordentlich zu begrüßen. Lady Summers sagte ohne Umschweife: „Ravensthorpe, wie ich gerüchteweise vernommen habe, sind Sie wieder ein freier Mann.“
                  „Ach, tatsächlich?“ Er küsste ihr die Hand. „Davon habe ich ja noch gar nichts gehört.“
                  „Aber Sie müssen doch Kenntnis von Miss Towertons veränderter Situation haben!“, rief sie, und ihre Augen strahlten vor Vergnügen, weil sie die Erste war, die ihm die Neuigkeit mitteilen konnte.
                  „Es ist höchst unziemlich, dass du dieses Thema zur Sprache bringst“, sagte Lord Summers zu seiner Frau. Ihre hämische Freude war ihm offenbar peinlich.
                  Doch Cyrus meinte, er könnte es ebenso gut gleich erfahren. Dann war es überstanden. Ohnehin hielt jeder in Hörweite den Atem an und wartete gespannt auf seine Reaktion. „Ich wünsche Miss Towerton nur das Allerbeste für jegliches Glück, das ihr zuteil wird“, sagte er absolut gelassen.
                  „Sie wird eine Erbschaft machen“, teilte ihm Ihre Ladyschaft mit, von Cyrus´ gefasster Haltung doch ein wenig enttäuscht. „Eine Tante Towertons hat ihr ein Vermögen hinterlassen. Dadurch hat sich ihre Situation natürlich grundlegend verändert.“
                  „Zweifellos“, sagte Cyrus und verneigte sich. „Ich darf Sie nicht aufhalten, Lady Summers.“ Und er ließ sie stehen, wieder einmal erstaunt über eine heiße Zorneswelle, die an seinem Rückgrat emporstieg.
                  Lucy Towerton gehörte ihm , und es war verdammt egal, ob sie ein Vermögen erbte. Er hatte mehr als genug Geld für beide.
                  Doch sein nächster Gedanke rief ein zynisches Lächeln hervor. Sie würde ihr Vermögen einsetzen, um sich einen Mann von höherem Stand zu angeln. Einen Titelträger.
                  Die Frage war nur, wann sie ihm mitteilen würde, dass die Verlobung gelöst sei: Heute Abend noch, oder erst später, wenn sie ihn allein sprechen konnte? Cyrus glaubte, dass es noch heute Abend geschehen würde. Lucys Mutter würde sie dazu zwingen, selbst wenn Lucy einen diplomatischeren Weg vorzöge.
                  Tatsächlich hatte der einzige Nachteil an einer Heirat mit Lucy in der Person ihrer Mutter bestanden. Cyrus hatte Lady Towertons Gegenwart nur deshalb ohne Mordgelüste ertragen, weil er im Geiste skrupellose Manöver an der Börse plante, die er dann noch am gleichen Tag ausführte. Wenn sein Kopf beschäftigt war, schaffte er es, Lady Towerton eine Stunde pro Woche zu ertragen, ihre kleinen, vor Abscheu glitzernden Augen auszuhalten, einem Abscheu, den sie nicht einmal zu verbergen suchte.
                  Warum auch? Ihre Tochter würde einen Mann heiraten, der nicht einmal das Recht besaß, sich „Gentleman“ zu nennen. Den kostbaren Titel „Esquire“ hätte Cyrus durchaus führen können, wenn er einen Antrag beim Heroldsamt gestellt hätte ... doch er hatte sich einfach nie die Mühe gemacht.
                  Seinen Vater scherte das nicht. Und da Cyrus beabsichtigte, dass die Krone ihm dereinst einen viel höheren Rang als Esquire zugestehen sollte (das war Nummer Sieben seines Plans), war es ihm ebenfalls gleichgültig.
                  Es war allzu offensichtlich, dass Lady Towerton furchtbare Seelenqualen hatte ausstehen müssen, als sie ihre Tochter einem Mann versprach, der, obwohl er in Eton gewesen war, im Rang kaum höher stand als ihr Metzger.
                  Nun, diese Schmach würde sie nicht länger erdulden müssen. Und er musste Lady Towerton nicht mehr ertragen ... wenn das nicht erfreulich war?!
                  Es gab folglich keinen Grund für die Trostlosigkeit, die ihn befallen hatte. Cyrus würde sich nun der nächsten adligen Dame auf seiner Liste zuwenden können. Eine Verlobung, die kaum einen Monat gehalten hatte, rechtfertigte doch wohl kaum solche Wut und das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein? Und doch war ihm, als säße seine Haut zu straff über seine Knochen

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