Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
ihren Lippen. Cyrus küsste sie so leidenschaftlich wie der Pirat in ihren Träumen.
Das Traurige war nur: Obwohl ihr die Knie zitterten, und ihr ganzer Leib vor Fieber glühte (ein ganz und gar undamenhaftes Gefühl), war es nicht genug.
Ihre ganzen Tagträume ... und sie hatte das Wesentliche nicht begriffen. Hatte ihre eigene Fantasie missverstanden. Es ging nicht darum, dass der Piratenkönig seine Geliebte an seine Brust drückte und küsste. Es ging darum, wie der Pirat seine Geliebte anschaute .
Cyrus Augen funkelten mehr schwarz als grün. Sie erkannte Begehren in ihnen, spürte es am heißen Pochen seines Körpers. Er neigte den Kopf, und sein Mund glitt von ihrem Mund an ihrer Kinnlinie entlang ... und dabei hielt er sie immer noch an sich gepresst.
Lucy hatte Cyrus begehrt, seit sie ihn zum ersten Mal sah, doch damals war sie noch zu unerfahren gewesen, um ihre Gefühle zu verstehen. Und jetzt lechzte er nach ihr. Das Verlangen war wie eine brennende Kraft, die sie aneinander band; jeder Zoll ihres Körpers sehnte sich nach seiner Berührung.
Und dennoch war es nicht genug. Was für eine bittere Ironie! Als sie dieses Zimmer betreten hatte, war es mit dem festen Vorsatz geschehen, ihn zu behalten, weil er ein so schöner Mann war ... und nun, da sie ihn haben konnte — wollte sie ihn nicht mehr.
Ihr beiderseitiges Verlangen hob nur stärker hervor, was zwischen ihnen fehlte. Die Wahrheit brannte tief in Lucys Kehle wie Tränen, die sie nicht weinen konnte. Sie wollte Respekt und Ergebenheit. Und wahre Zuneigung. Sie wollte, dass er sie ansah , und sie wollte in seinen Augen mehr gewahren als pures Begehren.
Flüche, die sie nie laut ausgesprochen hätte, drängten sich auf ihre Zunge.
Sie durfte nicht zulassen, dass sie durch Cyrus kompromittiert wurde. Nicht für einen flüchtigen Augenblick der Leidenschaft. Wenn er sie begehrte, ohne sie wirklich zu lieben, würde es ihr das Herz brechen. Sie war bereits halb verliebt in ihn, in seinen Ernst, in seinen klugen Blick, in seine vollkommene Zurückhaltung ... und nun auch in die Glut seiner Liebkosungen.
Er würde ihr das Herz brechen. Vor wenigen Minuten hatte er noch nicht einmal ihren Vornamen gewusst, und nun küsste er sie, als ob er etwas für sie empfände.
Doch das tat er nicht. Wie denn auch?
Dieser Gedanke ernüchterte Lucy vollends, und sie wurde sich seiner Hände bewusst, die wie beschwörend auf ihrem Rücken lagen, gerade über der Rundung der Hüften.
Sie löste sich, sah ihn wieder in seiner ganzen Männlichkeit und musste an sich halten, um ihm nicht erneut in die Arme zu sinken.
Sie trat einen Schritt zurück. „Cyrus“, begann sie mit schwacher Stimme. Seine Augen flammten auf, und er streckte die Arme nach ihr aus. „Nein!“, keuchte sie.
„ Doch! “, knurrte er.
Immerhin klang seine Stimme keineswegs als gleichgültig, sondern warm und begehrlich. Doch in seinem Blick lag nichts Verwundbares — und woher auch? Man konnte nur durch einen Menschen verletzt werden, der einem etwas bedeutete.
Wer hätte gedacht, dass sich Leidenschaft so leer anfühlen konnte? Vielleicht sollte sie nicht auf ihre innere Stimme hören und es geschehen lassen, dass der Skandal seinen Lauf nahm. Jeden Augenblick konnte Lady Summers zurückkehren, oder Olivia würde auftauchen ...
Nein. Denn trotz aller Leidenschaft bedeutete sie ihm nichts. Lucy wusste sehr gut, dass Cyrus sie nur geküsst hatte, weil sie ihm leidtat, weil sie ein Mauerblümchen war. Wenn sich etwas anderes aus diesem Kuss entwickelte ... aber es war ja nicht Liebe. Konnte es gar nicht sein.
„Meine Eltern sind der Meinung, dass unsere Verlobung gelöst werden muss!“, stieß sie hervor.
Seine Hände glitten von ihren Schultern. „Natürlich.“
Sie holte tief Luft. „Ich werde absolut ehrlich sein.“
„Warum habe ich das Gefühl, dass Sie stets ehrlich sind?“ In seiner Stimme war ein neckender Ton,
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