Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
Vom Netzwerk:
beschwichtigen, Mr. Ravensthorpe. Sagen Sie doch, dass ich für eine Bohnenstange ganz gut aussehe, dann können wir dieses peinliche Gespräch beenden und in den Ballsaal zurückkehren.“
                  Doch Cyrus hatte das Gefühl, als wäre sein Gehirn in einem Schraubstock gefangen, der ihn zwang, Lucy — zu spät — als vollkommen anzusehen ... schlank und mit Rundungen und genau der richtigen Größe, damit er sie küssen konnte. In ihren Haaren war die Wärme der Sonne eingefangen; manche Strähnen waren so hell wie der Morgen, während andere in der dunklen Bernsteinfarbe eines Spätnachmittags leuchteten.
                  Ihr bloßer Anblick bereitete ihm Schmerzen in der Brust. Und in anderen Teilen seiner Anatomie.
                  „Sie sind wahrlich nicht sehr redselig“, meinte Lucy seufzend. „Ich sollte vielleicht lieber in den Ballsaal zurückkehren. Mutter könnte sonst zu dem Schluss kommen, dass Sie es darauf anlegen, mich zu kompromittieren.“
                  Das könnte er wirklich! Die bloße Vorstellung versetzte Cyrus in Hitze. Wenn er sämtliche Anstandsregeln über Bord warf ... Wenn er sie kompromittierte, konnte er sie nicht mehr verlieren.
                  „Das war ein Scherz“, erklärte sie achselzuckend. „Es gibt eine Grenze für die Demütigungen, die eine Frau an einem Abend ertragen kann, meinen Sie nicht auch? Auf Wiedersehen, Mr. Ravensthorpe.“ Sie knickste höflich.
                  Cyrus war ungeheuer stolz darauf, dass er nach dem Ende seiner Schulzeit nie mehr die Regeln des höflichen Benehmens gebrochen hatte. Wie ekelhaft sein Cousin auch wurde (um das Beispiel zu nehmen, das seine Geduld am meisten strapazierte), nie verlor er die Beherrschung.
                  Und aus diesem Grund hatte er auch niemals eine feine Dame auf intime Art berührt. Wann denn auch? Er war so eifrig damit beschäftigt gewesen, ein Vermögen anzuhäufen, dass ihm keine Zeit für Vergnügungen mit feinen Damen geblieben war.
                  „Ich finde Sie nicht anziehend“, stieß er mit leicht krächzender Stimme hervor.
                  Lucys Unterlippe zitterte, doch sie nickte und sagte tonlos: „Ich nehme an, Sie ...“
                  Er streckte die Arme aus und zog sie an sich, zog diesen duftenden, nachgiebigen Frauenkörper in seine Arme. Dann starrte er zornig auf sie herab. „>Anziehend< ist ein Wort, das man für einen neuen Zweispänner gebraucht oder für eine altjüngferliche Tante.“
                  Sie schaute ihn nur an.
                  Sein Arm schloss sich enger um ihre Taille. „Sie sind nicht nur anziehend, Sie sind schön. Wie eine Blume, aber eine Blume mit Dornen.“
                  Seine Stimme war heiser geworden. In diesem Ton sollte ein Gentleman nicht mit einer Dame sprechen. Also ließ Cyrus Worte Worte sein, senkte den Kopf und küsste sie. Und es war nicht die Art Kuss, den man einer Jungfrau gibt. Er streifte nicht zart ihre Lippen, damit sie sie öffnete, er führte sie nicht mit Gewandtheit und Galanterie in die Freude des Küssens mit offenem Mund ein.
                  Nein, er stürzte sich auf ihren Mund, er küsste sie hungrig und rücksichtslos. Dieser Kuss kam von einem Ort tief innen, wo er in den letzten Minuten immer mutloser geworden war, als er mit anhören musste, wie sie sich selbst herabsetzte, obwohl sie doch vollkommen war ... absolut vollkommen.
                  Als Cyrus Lucy zu seiner Zukünftigen erkoren hatte, fand er ihre Körpergröße vorteilhaft, doch er hatte nicht bedacht, was sie noch bedeutete: Lucy passte so perfekt in seine Arme, als wäre sie für ihn maßgeschneidert worden. Er musste weder den Hals verbiegen noch den Rücken krümmen oder sie zu sich emporheben. Er presste sie einfach an sich, und sie passten ineinander wie zwei Puzzleteile, wobei seine Härte sich in die nachgiebige Weichheit zwischen ihren Beinen schmiegte.
                  Das Knurren, das aus seiner Kehle drang, war noch die pure Überraschung. Doch dann war er verloren, und all seine Selbstbeherrschung wurde wie ein Strohhalm vom Wind fortgeweht.
                  Lucys Lippen schmeckten schwach nach Limonade — und nach Frau. Selbst in seinem Liebeswahn merkte Cyrus, dass seine Verlobte, die doch eben erst ihre Verlobung gelöst hatte, seinen

Weitere Kostenlose Bücher