Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
der ihr das Blut in die Wangen trieb. Wie gern würde sie bei ihm bleiben, jeden Morgen sein Gesicht sehen, hören, wie er ... Nein .
„Ich hatte eigentlich vor, Sie zu kompromittieren“, erklärte sie freimütig, wenn auch zutiefst verlegen. „Ich wollte Sie vor Publikum küssen, denn dann wäre Ihnen gar nichts anderes übrig geblieben, als mich zu heiraten.“
Das Lächeln, das seinen Mund umspielte, hätte eigentlich gesetzlich verboten werden müssen. „Wirklich?“, fragte er, und seine Stimme schnurrte vor Verlangen. „Möchten Sie vielleicht vorher noch ein wenig üben? Wir wollen unserem Publikum doch kein peinliches Schauspiel bieten.“
Lucy schluckte. „Nein“, flüsterte sie. „Ich weiß ... ich sehe, dass Sie mich begehren, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet. Nie hat mich ein Mann so angesehen oder mich küssen wollen.“
„Dann haben die Männer nicht sorgfältig genug hingesehen“, unterbrach er sie mit krächzender Stimme. „Glauben Sie mir, ich war so blind und dumm wie alle anderen. Wenn einer der Männer dort draußen Sie wirklich angesehen hätte, dann hätte er Sie wie ein Wilder verfolgt.“
„Das kann ich mir nur sehr schwer vorstellen“, sagte Lucy traurig.
„Ich sehe Sie jetzt.“ Immer noch klang seine Stimme rau.
Das half. Sie atmete tief durch. „Dann sehen wir einander jetzt.“
In seiner Miene stand nicht einmal ein Hauch von Beschämung oder Abbitte. „Sie mussten das wissen.“
Wieder war die Spannung — das Begehren — zwischen ihnen, sie spannte sich wie ein Draht. Obgleich Lucy so etwas zum ersten Mal fühlte, erkannte sie es sofort. Doch man konnte keine Ehe auf dem Fundament bloßer Leidenschaft aufbauen. Cyrus hatte so etwas vermutlich schon für andere Frauen — schönere Frauen — empfunden.
Cyrus begriff, als sie einen Schritt zurücktrat. „Sie wollen die Verlobung immer noch lösen“, sagte er tonlos.
„Ich muss einen Ehemann finden, dem ich mehr bedeute als Ihnen“, sagte sie stockend. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so egoistisch sein könnte, aber so ist es nun einmal.“
Cyrus schwieg, und wieder sah sie die Distanziertheit in seinen Augen, die sie so verabscheute.
Lucys Stimme zitterte ein wenig. „Vielleicht werde ich auch kein Glück ... vielleicht finde ich keinen ...“
„Ich glaube, Sie werden finden, was Sie wollen.“
Sie nickte ruckartig. „Natürlich, denn eine Erbschaft ändert alles. Ich weiß.“
„Ich habe nicht von Ihrer Erbschaft gesprochen.“ Doch er verfolgte das Thema nicht weiter, sondern bedachte sie mit einem finsteren Blick. „Was wünschen Sie sich von einem Ehemann?“
„Ich wünsche mir einen Mann, der mit mir spricht und mich nach meinem Namen fragt, ohne dass ich ihn erst dazu auffordern muss. Der ...“ Sie zögerte. „Der mich vielleicht sogar liebt, wenigstens ein bisschen.“ Während die Worte ihren Mund verließen, vermochte sie es nicht zu glauben, dass sie diesen Mann abwies. Von dem Augenblick an, als man ihr Mr. Ravensthorpe gezeigt hatte — zwei Monate war das nun her —, hatte sie sich nach ihm gesehnt. Ihn leidenschaftlich begehrt.
Und nun wies sie ihn ab. Es war unglaublich. Eine leise Stimme mahnte, sie könne doch dafür sorgen, dass er sie liebte, wenn sie erst verheiratet wären.
Doch eine stärkere, klarere Stimme betonte, dass er sich wahrscheinlich niemals in sie verlieben würde. Oh, sicher, er begehrte sie. Doch sie konnte nicht ihr Leben mit der Sehnsucht nach einer Liebe vergeuden, die er ihr niemals geben würde.
Es würde ihr das Herz brechen. Sie würde daran zerbrechen.
Ohne dass Lucy es gewollt hatte, entströmten die Worte ihrem Mund. „Ich weiß, dass viele Paare nicht aus Liebe heiraten, und es stimmt auch, dass Zuneigung mit der Zeit wachsen kann, aber ich finde ...“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Sie verdienen Liebe,
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