Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
Vom Netzwerk:
die Schwester seines Freundes Gordon aufmerksam geworden war.
                  Sie war eben ein Mauerblümchen gewesen.
                  Und war es jetzt nicht mehr. Doch zu Rathbones Ehrenrettung musste gesagt werden, dass sein Interesse wohl kaum mit ihrer Erbschaft zu tun hatte. Denn er benötigte sie nicht.
                  „Ich fürchte, Byron könnte eines Tages zu einer Karikatur seiner selbst werden“, fuhr Lucy fort. „Zum Beispiel dieses Abschiedsgedicht von seiner Geliebten ... die Klage über den Morgentau, der auf seine Brauen sinkt, ist doch vollkommen absurd.“
                  Wieder lachte Rathbone. „Dann werde ich mich hüten, Ihnen eines meiner Gedichte zu zeigen.“
                  „Dichten Sie denn?“, fragte sie ehrlich erfreut.
                  Er nickte. „Sonette.“
                  Lucy gefiel der Ton, in dem er das sagte. Es klang weder rechtfertigend noch prahlerisch. „Sind Sie besser als Byron?“
                  „Nein.“
                  Auch diese kurze ehrliche Antwort gefiel ihr ungemein.
                  „Aber ich könnte ein Sonett auf Sie dichten.“ Seine Stimme war ein wenig tiefer geworden. „Vielleicht hat es mir einfach nur an einem Gegenstand für ein Gedicht gemangelt.“
                  „Das ist zu viel der Ehre“, erwiderte Lucy und erhob sich. Cyrus und Miss Edger saßen immer noch beieinander und unterhielten sich über einem Teller gezuckerter Trauben. Er würde nie ein Gedicht für sie schreiben. Er würde nicht einmal wissen, was ein Sonett war.
                  Rathbone sprang so ungestüm auf, dass Lucy sich geschmeichelt fühlte. In seinen Augen stand ein anbetender Ausdruck, als denke er zum ersten              Mal in seinem Leben an die Ehe.
                  Sie erwiderte sein Lächeln, als fühlte sie das Gleiche, und hakte sich bei ihm ein. Unter ihren Fingern spürte sie seine Muskeln.
                  „Reiten Sie?“ Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. Sie spürte förmlich Cyrus´ Blick auf ihrem Rücken, und erst einen Augenblick später erkannte sie, dass sie unabsichtlich Cyrus´ Frage wiederholt hatte.
                  Olivia hatte rechtgehabt. Es war geradezu ein Vergnügen, Cyrus zu demonstrieren, dass er sie nicht mehr haben konnte, nachdem er ihren Wert dermaßen unterschätzt hatte.
                  Und fast wäre ihr das Lächeln vergangen ... denn es war ja nur zu deutlich, dass sie nun an den Meistbietenden losgeschlagen werden konnte. Doch Rathbone führte sie bereits wieder zum Ballsaal, fröhlich über Byron und Pferde plaudernd. Lucy schaute zu ihm auf und überlegte, ob sie ihren Eltern sagen sollte, sie gedenke Lady Rathbone zu werden. Das war doch gar kein schlechter Einfall.
                  Endlich verließ Pole den Ball mit einem Gefolge befreundeter Glücksspieler, und Lucy konnte zu ihrer Mutter gehen. Sie hatte eben ihr Réticule geholt, als jemand sie leicht am Ellenbogen berührte.
                  Lucys Herz klopfte wie das eines Hasen, der vor einer Hecke zurückschreckt. „Oh, hallo“, sagte sie und schaffte es wie durch ein Wunder, freundlich zu lächeln.
                  „Sie sind es.“
     
     
     
     
     
     

9
     
    „Sie wirken ein wenig müde“, bemerkte Cyrus. Sie standen an der Seite des Saals; die Musiker spielten zwar noch, doch viele Gäste drängten bereits zur Tür. „Lady Towerton wird doch nicht ohne Sie gefahren sein?“
                  „Meine Mutter ruht sich bloß aus. Die Aufregung, eine ihrer Töchter in König Midas´ Armen zu sehen, hat ein wenig zu viel Champagner im Gefolge gehabt.“
                  Seine Augen blitzten belustigt. „Ich habe die ruchlose Aufregung unter Ihren Verehrern bemerkt; vielleicht ist Ihre Mutter davon angesteckt werden.“
                  „Meine Freundin Olivia hat mich mit einem goldenen Idol verglichen“, sagte Lucy lachend.
                  „Idole sind kalt“, äußerte Cyrus. Er stand mit dem Rücken zum Saal und niemand sah, wie er mit der Hand über ihren bloßen Arm strich. „ Sie jedoch, Miss Towerton, sind warm.“
                  Unter seiner Berührung erbebte sie — doch dann besann sie sich. „Mr. Ravensthorpe, man sollte doch

Weitere Kostenlose Bücher