Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
er war entschlossen, dass sie in die höchsten Kreise einheiraten sollten.
Cyrus informierte seine Eltern erst dann von seinem Vorhaben, den der Familie gebührenden Rang zurückzuerobern, als er Punkt Eins bis Vier seines Plans abgeschlossen hatte — mit dem Ergebnis, dass er ein außerordentliches Aktienvermögen sein Eigen nennen konnte.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte sein Vater sich gegen Cyrus´ Plan gesperrt. „Mir wäre es lieber, wenn deine Schwestern Männer heirateten, die etwas zu sagen haben“, meinte er. „Kannst du dir vorstellen, wie langweilig es ist, wenn einer dieser Stutzer im Haus ein und aus geht und über Nichtigkeiten schwafelt — etwa die Stärke, mit der seine Halstücher behandelt werden?“
Doch Cyrus´ Mutter hatte sofort erkannt, worauf ihr Sohn hinauswollte. „Die Mädchen würden liebend gern zu Bällen und Gesellschaften gehen“, erklärte sie ihrem Mann. „Jemima ist bereits fünfzehn. Wenn Cyrus eine junge Dame von edler Geburt heiratet, kann sie Jemima in aller Form in die Gesellschaft einführen.“
„Meine Brautgabe wird es schon richten“, sagte Cyrus und hörte sehr wohl, wie zynisch das klang. „Ich mache sie zu einer reichen Erbin.“
Mr. Ravensthorpe musterte seinen Sohn eindringlich und wandte sich dann an seine Frau. „Diese Starrköpfigkeit stammt offensichtlich von deiner Seite der Familie. Ein Paradebeispiel dafür ist ja dein Verhalten damals im Jahre `78, als du beschlossen hattest, dass du lieber mich heiraten wolltest als deinen hoch angesehenen Verlobten. Du warst einfach nicht aufzuhalten.“
„Ich wusste, dass du mich glücklich machen würdest“, erwiderte sie schlicht, trat zu ihm, schlang ihre Arme um seine Schultern und küsste ihn auf den Kopf.
Cyrus hatte da schon gar nicht mehr zugehört. Da ihm nicht ausdrücklich verboten worden war, seinen Plan weiter zu verfolgen — vielmehr hatte seine Mutter ihren Segen dazu gegeben —, widmete er sich nun Punkt Nummer Fünf auf seiner Liste: der Heirat mit einer geeigneten jungen Dame von Adel. Dass sie von hohem Rang sein müsse, war seine einzige Bedingung.
Er nahm an, dass es ihm nicht schwerfallen würde, Einladungen zu Gesellschaften zu bekommen, wo er aller Voraussicht nach geeignete Kandidatinnen kennenlernen würde. Immerhin hatte es sich in London herumgesprochen, dass er an der Börse ein Vermögen — eigentlich mehrere Vermögen — erworben hatte. Überdies hatte er während seiner Jahre in Eton enge Freundschaften geschlossen, und, wichtiger noch: diese Freunde hatten Schwestern.
Trotzdem wollte er nicht unbedingt die Schwester eines Freundes heiraten, auch wenn diese ganz anständige Kerle waren und in gehobenen Kreisen verkehrten. Denn zu seinem Plan gehörte nun einmal eine Frau von Adel. Cyrus war begeisterter Anhänger von Planungen mit exakt definierten Zielen, denn schon früh im Leben hatte er festgestellt, dass Genauigkeit das unfehlbare Mittel zum Erreichen der gesteckten Ziele war.
Er beabsichtigte nicht, sich vom Schicksal leiten zu lassen. Oder vom Glück. Das überließ er gerne willensschwachen Menschen.
Seine Mutter hatte ihn darob ausgelacht. „Pläne mögen zwar die geeignete Methode für die Börse sein, nicht jedoch für Liebe und Ehe! Ich hatte nichts dagegen, als gehorsame Tochter den Earl zu heiraten, den meine Eltern für mich ausgesucht hatten ... Doch dann geschah es, dass ein junger, ernster Anwalt unser Haus betrat. Wenn ich nicht in ebenjenem Augenblick in der Eingangshalle gewesen wäre, hätte ich deinen Vater vermutlich nie zu Gesicht bekommen. Es war mein Schicksal! Denn wenn ich ihn nicht zu Gesicht bekommen hätte, dann hätte ich niemals wilde Pläne geschmiedet, um ihn wiederzusehen. Und hätte niemals am nächsten Morgen eine Mietdroschke zu seinem Kontor genommen.“
Cyrus war eher der Ansicht, dass die Liebe sich mit der Zeit schon einstellen werde; den geschäftlichen Vertrag hingegen, allgemein als Ehe bekannt, würde er handhaben können. Und so geschah es auch.
Er verlobte sich mit Miss Lucy Towerton, Tochter des Earl of Towerton. Sicher, Earls standen im Adelsrang nur an dritter
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