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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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›Cyberganda‹ zur Beschreibung ihrer Internetkampagnen geprägt wurde.
    Und schließlich erschien in der Ausgabe vom 12. Januar der kürzeste der drei Einträge.
    DEMONSTRANT O’KELLY ERSCHEINT NICHT VOR GERICHT Mr. Peter Highland, der Anwalt des Newgrange-Demonstranten Dermot O’Kelly, sagte, er habe keine Erklärung, warum sein Mandant gestern nicht vor Gericht erschienen sei, um sich der Anklage zu stellen. Ein Sergeant der Polizei vertrat die Ansicht, der Beklagte habe die Kaution sausen lassen und sich der Gerichtsbarkeit des Staates durch Flucht entzogen. Gegen Mr. O’Kelly wurde Haftbefehl erlassen.
    Es gab keine weiteren Verweise auf den Fall.
    Ich dankte Elena und verließ den Kartenraum. Draußen an Deck reflektierte die Sonne grell von jeder Oberfläche, einschließlich der See. Ich hielt die Hand über die Augen und schaute die Reling hinab auf das vorüberschäumende Wasser, aber dessen hypnotisierende Wirkung vermochte den wilden Wirbel meiner Gedanken nicht zu beruhigen.
    Was hatte Deirdre mit den Aktivitäten ihres Bruders zu tun? Hatte sie mich die ganze Zeit nur benutzt? Oder bestand eine ganz vage Chance, dass sie selbst nur ein Opfer der Machenschaften ihres Bruders war?
    Unverkennbar hatte sie den gewalttätigen Protest ihres Bruders gegen Goldbergs Besuch in Irland absichtlich vertuscht, weil ihr klar war, dass ich den Zusammenhang zwischen diesem Ereignis und dem Mord in Chichen Itza sehen würde. Was bedeutete, dass Dermot an Letzterem beteiligt war.
    Hatten sie die Ladung Amhax an sich gebracht, um sie auf einem Schwarzmarkt für Biowaffen zu verkaufen? Sie kamen mir nicht gewinnsüchtig in diesem Sinn vor, doch laut FBI-Bericht hatte Dermot seit seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten fieberhaft Bargeld angehäuft, von dem er einiges für das Schnellboot ausgegeben haben musste. Doch das Boot diente nur dazu, ein noch höheres Einkommen zu erzielen, weil er keine Mittelsmänner mehr bezahlen musste.
    Und was hatte schließlich die Nachricht auf dem Handy zu bedeuten? Und hatte Deirdre vergessen, dass sie das Wort gespeichert hatte, oder war es im Gerät geblieben, als sie und Alfredo von einer Welle über Bord gespült wurden?
    Ich sah es mir noch einmal an.
    CRABFISH Je mehr ich darauf starrte, desto mehr nagte es an mir. Wie ein Wort, das einem auf der Zunge liegt und einfach nicht herauswill.

55
    »Senorita Madison?«
    Eine weibliche Stimme.
    Ich schlummerte in einem Liegestuhl unter einem großen Strohhut, den ich mir von Elena geborgt hatte. Ich wollte nicht aufwachen. Manfred offenbarte mir gerade, was das alles zu bedeuten hatte. Das Codewort im Handy, alles.
    »Wir überqueren gerade den Wendekreis des Krebses«, verkündete Elena fröhlich. Sie machte Siesta und hatte in einem Stuhl neben mir ein Buch gelesen, als ich das letzte Mal hinschaute.
    »Aha, toll«, murmelte ich.
    Der Traum verflog wie eine Seifenblase.
    Elena war aufgeregt. Sie überquerte zum ersten Mal die imaginäre Linie, die den Globus auf dem nördlichen Wendekreis umspannte, und ich hatte sie gebeten, mich zu wecken, damit wir den Augenblick gemeinsam verbringen konnten.
    Sie stand mit den Händen in den Hüften da und atmete in langen Zügen durch die bebenden Nasenflügel, als wäre die Luft jenseits des Kreises irgendwie anders.
    So nahe an Kuba war der Wendekreis eine Art Führungsleine, die einem half, in internationalen Gewässern zu bleiben, da er über Hunderte von Kilometern fast parallel zu der lang gestreckten Insel verlief. Wir fuhren also eher daran entlang, als dass wir ihn überquerten, aber um den Novizen an Bord eine Freude zu machen, verkündete Kapitän de Tajedo über Bordlautsprecher, dass er kurz die Linie überquerte.
    »Gratuliere, Elena«, sagte ich. Ich wollte gerade fragen , wann sie hoffte, den Äquator zu überqueren, aber dann hatte ich das Gefühl, das würde ihre Begeisterung über das heutige Erlebnis mindern. »Jetzt, wo Sie schon so weit nach Norden gekommen sind, müssen Sie auch einmal die Vereinigten Staaten besuchen.«
    »Sie sind aus Florida, oder?«
    »Ja, aus Tampa. Dort bin ich auch auf die Universität gegangen - genau auf der gegenüberliegenden Seite des Golfes von Veracruz aus gesehen.« Und schätzungsweise rund eintausendsiebenhundert Kilometer entfernt. Der Hafen war Elenas Heimatstadt, und weiter nördlich als Mexico City war sie nie gekommen.
    »Ein Film, den ich sehr liebe, spielt in Florida. Der mit dem huracán.«
    Ich überlegte rasch. Elena war

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