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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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weltlichen, ja sogar gotteslästerlichen Spielkarten, die man zum Pokern verwendet, als eine Fundgrube von Bibelverweisen heraus.
    Als ich am Rand der Plaza nahe dem Ballspielplatz ankam, blieb ich unter einem Baum stehen, holte eine Flasche Wasser aus meinem kleinen Rucksack und trank ein paar Schlucke. Die Hitze war unglaublich. Selbst wenn man sich nicht bewegte, spürte man die Feuchtigkeit aus jeder Pore dringen. Während ich eine khakifarbene Eidechse beobachtete, die einen Meter entfernt reglos auf einem Stein verharrte, griff ich zu meinem Handy und rief Deirdre im Tauchclub an.
    »Ich bin’s. Ich rufe aus Chichen Itza an.«
    »Wie ist das Wetter bei euch?«, fragte sie. Eine sehr irische Frage.
    »Die Sonne sticht herunter wie ein Schweißbrenner. Ich kann’s kaum erwarten, wieder nach Cozumel zu kommen.« Im Innern der Halbinsel gab es kein Entkommen vor der Hitze, aber draußen auf der Insel wurde sie von einer kühlenden Seebrise gemildert.
    »Und, wie lief es?«
    Ich erzählte ihr kurz, was am Morgen geschehen war.
    »Ganz schön gruselig. Aber wenigstens ist es jetzt vorbei und erledigt.«
    »Ist Alfredo aufgetaucht?«
    »Nein. Er ist vielleicht krank.«
    »Ich kümmere mich darum, wenn ich heute Abend zurück bin. Sonst irgendwelche Anrufe?«
    »Lass mich nachdenken… Nein… aber dein Wasserlieferant war da.«
    »Ricardo?«
    »Ja. Er hat deine Bestellung hier gelassen und das Leergut mitgenommen. Und er hat versucht, mir etwas mitzuteilen, aber dafür reichte mein Spanisch nicht. Er hat es dann für dich aufgeschrieben… Augenblick mal, Jessica…« Ich hörte eine männliche Stimme, die ihr eine Frage stellte. »Momento«, sagte sie zu dem Unbekannten.
    »Da ist jemand im Laden, Jessica. Ich mach mal lieber Schluss.«
    »Danke, Deirdre. Bis später.«
    In der Hoffnung auf mehr Schatten ging ich zum Ballspielplatz hinüber. Ich verbarg mich in den Überresten eines kleinen Tempels vor der Sonne und betrachtete einige Steinfiguren, die ich für Jaguare hielt. Hinter mir briet die Arena in der Hitze.
    Ganz in der Nähe flüsterte jemand meinen Namen.
    Ich drehte mich um. Da war niemand. Der Ballspielplatz erstreckte sich in der Länge eines Fußballfeldes vor mir, aber er war vollkommen menschenleer. Sämtliche Besucher hatten sich um die Pyramide herum versammelt.
    »Jessica.«
    Da war es wieder. Kaum ein Flüstern, doch niemand war in meiner Nähe.

9
    »Senorita Madison«, ließ sich das Flüstern noch einmal vernehmen, und ich erkannte die Stimme von Dr. de Valdivia.
    Ich blickte mit zusammengekniffenen Augen zum anderen Ende des Ballspielplatzes und sah ihn zwischen einigen Säulen stehen und seinen Stock schwenken; er war mehr als einhundertfünfzig Meter entfernt. Dann hustete er, und ich fuhr fast zusammen. Die Akustik dieses Ortes täuschte die Sinne, sie verstärkte selbst ein Flüstern und schickte es von einem Ende des Platzes zum andern.
    »Ich komme zu Ihnen, wenn ich darf«, sagte er. Ich machte ihm ein Zeichen mit erhobenem Daumen und trat hinaus auf das grasbewachsene Feld, auf dem der kaum verstandene Blutsport zwischen Wänden gespielt wurde, die nach meiner Schätzung etwa acht Meter hoch und dreißig Meter voneinander entfernt waren.
    »Ich muss zugeben… als ich Sie dort hinaufgehen sah… beschloss ich, mir einen kleinen Spaß zu machen«, sagte er ein wenig außer Atem, als wir uns trafen.
    »Sie haben mich ganz schön erschreckt«, antwortete ich.
    »Wirklich ein irres Phänomen.«
    »Außergewöhnlich, nicht wahr? In den Zwanzigerjahren pflegte ein Forscher namens Sylvanus Morley in mondbeschienenen Nächten hier Grammofonkonzerte zu veranstalten. Er stellte das Gerät am Nordende auf, wo Sie mich stehen sahen, und die Gäste, die auf seiner Hazienda nahe der Ausgrabungsstätte wohnten, ließen sich auf Kissen auf einem Podium an Ihrem Ende nieder. Dann lauschten sie den Klängen von Brahms und Beethoven - er gestattete nur klassische Musik, um die Atmosphäre des Ortes nicht zu entweihen. Stellen Sie sich den glitzernden Nachthimmel vor, die Schatten dieser seltsamen Gebäude, die Musik, ein Glas Wein oder zwei…«
    »Eine wirklich bezaubernde Idee«, sagte ich und war ein wenig eifersüchtig auf jene eleganteren Zeiten.
    »Kommen Sie hier entlang, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Dr. de Valdivia ging vor mir her und hielt seinen Stock in der Mitte des Schafts, sodass ich den silbernen Griff deutlich sehen konnte. Der Tierkopf stellte einen Jaguar dar, ähnlich denen,

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