Das Maya-Ritual
hielt, das von roten Rosen umrankt war. Kens Haus lag nahe der Lagune, zwischen bescheideneren Hotels und Restaurants als jenen, die zum Strand auf der Seeseite hin lagen. Ich hatte Marias Hausschlüssel und einen Reserveschlüssel für den Land Cruiser, den Ken bei mir hinterlegt hatte, falls ich in Cancun Einkäufe machen musste.
Das Schloss klapperte im Tor, als ich verschiedene Schlüssel ausprobierte. Meine Hände zitterten, und ich blickte mich nervös um, obwohl ich gar keinen Grund für ein schlechtes Gewissen hatte. Schließlich fand ich den richtigen Schlüssel und drückte das Tor auf. Nachdem ich es hinter mir wieder geschlossen hatte, ging ich um die Rückseite des Hauses herum, wobei ich eine schlanke Maglite-Taschenlampe benutzte, die ich zusammen mit anderen Dingen in einem kleinen Rucksack mitgebracht hatte.
Als ich zur Giebelseite kam, richtete ich den Lichtstrahl auf die Wand um das Ausspülbecken herum, wo normalerweise die Tauchausrüstung zum Trocknen an Haken aufgehängt wurde. Dort hing tatsächlich ein Taucheranzug - weiter nichts -, und ich stellte erleichtert fest, dass es nicht der war, den Ken in Chichen Itza getragen hatte.
Ich öffnete die Hintertür und schaltete das Licht im Haus an. Alles sah sauber und ordentlich aus, wofür vermutlich Maria verantwortlich war. Das bedeutete, sie hatte wahrscheinlich einiges an Tauchausrüstung weggeräumt.
Ich suchte an einer Reihe von Orten, wie etwa dem Badezimmer, wo ein Taucher seine Ausrüstung zum Trocknen aufhängen könnte, wenn es draußen regnete. Aber selbst der Wäschekorb, in dem ich Kens Handtuch zu finden gehofft hatte, brachte kein Ergebnis. Dann bemerkte ich, dass seine Schlafzimmertür einen Spalt offen stand.
Ich holte tief Luft, stieß sie auf und schaltete das Deckenlicht ein. Der Raum war so ordentlich wie der Rest des Hauses, das Bett abgezogen und alle Kleidung im Schrank verstaut. Ich warf einen raschen Blick in den Schrank, nur für den Fall, dass Maria seinen Taucheranzug gefunden und dort aufgehängt hatte, doch er enthielt überhaupt keine Tauchsachen.
Als ich schon wieder hinausgehen wollte, sah ich Kens ramponierte alte Gitarre in einer Ecke nahe der Tür stehen. Er beherrschte ein paar Akkorde, aber sein Gesang war abscheulich. Als ich sie hochhob, um darauf zu klimpern, gab es in ihrem Innern einen dumpfen Laut. Ich setzte mich auf den Bettrand, drehte die Gitarre um und schüttelte sie. Ein kleines Päckchen in durchsichtiger Plastikverpackung fiel aus dem Schallloch, klirrte gegen die Saiten und fiel auf den Boden. Ich hob es auf, wusste aber bereits vom Hinsehen, was es war - ein Tütchen Gras. Dann hatte Ken also doch gelegentlich ein, zwei Joints geraucht. Ich lächelte bei der Vorstellung, wie er auf seinem Bett saß, auf der Gitarre klimperte und Crazy sang; in seinen Ohren hörte es sich wahrscheinlich genau wie bei Willie an.
Ich steckte seinen Geheimvorrat in die Gitarre zurück und erhob mich gerade vom Bett, als ich ein Päckchen in einem Fach seines Bettkastens liegen sah. Ich zog es heraus, und mein Herz krampfte sich zusammen - es war das Guayaberahemd, das ich ihm im Hotel Itza geschenkt hatte. Er hatte es nie getragen.
Ich hatte die Meerenge im Zodiac durchquert, als es dunkel wurde, und das Schlauchboot im Yachthafen von Playa del Carmen vertäut. Von dort hatte ich ein Taxi nach Cancun genommen und von unterwegs Maria Kuyoc angerufen, die dankbar mein Kuvert mit ein paar Hundert Dollar darin annahm.
Als ich gerade wieder ins Taxi steigen wollte, hielt sie mich am Arm fest. »Senor Arnold…« Sie furchte wieder die Stirn, als sie versuchte, ihrer Beschreibung, wie sie ihn vorgefunden hatte, noch etwas hinzuzufügen. »El no estabo… dormido.«
Er schlief nicht? »Si… él fue paralizado«, bestätigte ich in der Annahme, sie meinte, er sei gelähmt gewesen.
»Si… no…« Sie fuchtelte frustriert herum, dann ließ sie die Hände langsam vor ihren Augen vorbeiwandern und betonte überdeutlich, dass sie nicht blinzelte. Sie zeichnete eine Sprechblase in die Luft, die aus ihrem Mund kam, schüttelte dazu aber verneinend den Kopf.
Ken war offenbar nicht in der Lage gewesen, seine Augenlider zu bewegen oder zu sprechen.
Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte, und setzte mich ins Taxi.
Darauf spannte sie ihre Glieder, ihren Kiefer, ihren ganzen Körper. Sie streckte die Arme aus und verformte die Hände zu Klauen.
Ich fragte mich, weshalb sie mit ihrer Pantomime so
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