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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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erzählt, ich hätte einen anonymen Tipp bekommen. Und das war auch gut so, denn sonst wäre die erste Fähre aus Playa heute Morgen unter dem Gewicht von Journalisten und Fotografen gesunken, die alle nach der Amerikanerin gesucht hätten, die rein zufällig letzte Nacht in Chichen Itza war.« Er glaubte nicht an die Erklärung, die ich für meine Anwesenheit dort abgegeben hatte.
    Wir hörten das Tor unten in den Angeln knarren.
    Ohne auf mich zu achten, starrte Sanchez nun Deirdre durchdringend an. »Senora O’Kelly, hier ist jemand, den ich Ihnen gern vorstellen möchte.« Es war merkwürdig, Deirdre als »Senora« angesprochen zu hören. Bei Zweifeln hinsichtlich des Familienstandes einer Frau galt in Mexiko die Faustregel, dass man sie jünger machte, indem man sie als »Senorita« ansprach. Deirdre war nicht verheiratet, obwohl sie Mutter war - eine Tatsache, die Sanchez wohl kaum bekannt sein durfte.
    Deirdre spielte ein wenig nervös mit den Fingern, sie zwickte und drückte sie, als wären sie kalt und als musste sie ihre Durchblutung wieder in Gang bringen.
    Ein Mann kam unter dem Hibiskusbogen die Treppe herauf und betrat die Terrasse. Mit dem im Nacken zusammengebundenen Haar, dem bunten Hemd und der weißen Hose, die er nun trug, brauchte ich ein, zwei Augenblicke, bis ich ihn wieder erkannte. Aber die Nase war unverwechselbar.

29
    »Das ist mein Kollege, Hector Zedillo«, sagte Sanchez.
    »Ich glaube, Sie sind sich schon begegnet.«
    Ich warf einen Blick zu Deirdre. Ihre Reaktion war eher Erleichterung als Überraschung.
    »Ich wollte Sie neulich nicht beleidigen«, sagte Zedillo und nahm am Tisch Platz. »Hab nur meine Rolle gespielt.«
    Irgendetwas sagte mir, dass die Rolle, die er gespielt hatte, seinem Wesen sehr nahe kam. »Dasselbe gilt für uns, wir haben auch nur eine Rolle gespielt«, antwortete ich. »War nicht persönlich gemeint.«
    »Schön, dass das geklärt ist«, sagte Sanchez sarkastisch.
    »Und ich bewundere, wie Sie, meine Damen, dazu neigen, für die jeweils andere zu antworten. In diesem Fall würde ich jedoch gern von Senora O’Kelly persönlich hören, welche Rolle sie denn spielt.«
    Deirdre und ich tauschten verdutzte Blicke. Wollte er zu verstehen geben, sie sei lesbisch und solle es zugeben?
    Zedillo setzte nach. »Wir reden von der Rolle, die sie hier auf Cozumel spielt. Ist die echt?«
    Nun platzte Deirdre endlich der Kragen. »Wovon zum Teufel reden Sie?«
    Sanchez beugte sich über den Tisch und blickte ihr forschend in die Augen. »Davon, dass Sie angeblich hier sind, um bei Ihrer Freundin Urlaub zu machen, und aus keinem anderen Grund.«
    Deirdre furchte die Stirn. »Welchen anderen Grund könnte ich haben?«
    »Sie wurden in der Jazzkneipe im Gespräch mit Cruzob-Extremisten gesehen, von denen wir vermuten, dass sie Cozumel als Operationsbasis benutzen. Wir wissen, dass mexikanische Rebellengruppen in der Vergangenheit Unterstützung aus Irland erhielten… von IRA-Veteranen… und militanten Priestern.« Er hielt den Blick weiter auf Deirdre gerichtet, um ihre Reaktion zu beobachten. Hätte er mich angesehen, er hätte Fassungslosigkeit über diese lächerliche Richtung der Befragung in meinem Gesicht lesen können.
    Deirdre seufzte geduldig. »Ich habe mich in einer Bar kurz mit zwei Fremden über Sprache und Literatur der Maya unterhalten. Mehr habe ich mir nicht zu Schulden kommen lassen. Und falls Sie auf meinen Onkel anspielen, der hat in Mittelamerika gearbeitet, nicht in Mexiko.«
    »Haben Sie irgendwann seit Ihrer Ankunft hier das Festland besucht?«, fragte Zedillo.
    Wieder tauschten Deirdre und ich kurze Blicke.
    »Ja, äh, einmal«, erwiderte sie. »Wir waren zusammen in Cancun, um uns die Sehenswürdigkeiten anzuschauen.«
    »Und nur bei dieser Gelegenheit haben Sie die Insel verlassen?«, fragte Zedillo.
    »Von Ausflügen zu den Riffen abgesehen, ja«, entgegnete Deirdre.
    Ich konnte jetzt schon hören, wie sie später sagen würde: Großer Gott, Jessica, für all diese Lügen werden wir in der Hölle braten.
    »War’s das dann?« Deirdre stand von ihrem Stuhl auf.
    »Bitte setzen Sie sich, Senora«, sagte Zedillo. Sie waren noch nicht fertig.
    Sanchez: »Wo waren Sie. bevor Sie nach Cozumel kamen?«
    »In Florida.«
    Zedillo: »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Meinen Bruder besucht.« Sanchez: »Wie heißt Ihr Bruder?«
    »Dermot O’Kelly.«
    Zedillo: »Was treibt er dort?«
    »Er ist in der Reisebranche tätig.«
    Sanchez: »Was tut er - bringt er

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