Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
zutastete. Gerade als ich die Tür erreichte, blitzte es wieder, und zu meinem Entsetzen sah ich in dem kurzen hellen Moment die Gestalt eines Mannes draußen unter der palapa stehen. Ich schlug die Tür erschrocken zu und verriegelte sie.
    Mit dem Abdruck einer Gestalt in einem langen Mantel auf der Netzhaut stolperte ich zur Couch und fand die Taschenlampe sowie Kerze und Streichhölzer. Meine Finger zitterten, als ich die Kerze anzündete und zusah, wie sie in der unruhigen Luft schwankende Schatten an die Zimmerwände zu werfen begann.
    Ich schaute nervös zur Tür und stellte mir alle möglichen Schrecken da draußen vor.
    Doch dann wurde mein Blick von einem langbeinigen Schatten abgelenkt, der sich knapp über dem Boden an der Wand bewegte. Zuerst dachte ich, eine Krabbe würde ihn werfen, die von der tobenden See auf die Terrasse geschleudert worden war.
    Dann aber sah ich das Geschöpf selbst. Es kroch unsicher über den Boden auf mich zu und hinterließ eine nasse Spur auf den Fliesen. Es war eine sehr große Spinne.

42
    Womit ich im Freien ohne Zögern fertig geworden wäre, wurde nun zu einem Gegenstand von Angst und Ekel. Das Biest war völlig unerklärlicherweise ins Haus gelangt, dazu kam die Furcht, es könnte etwas mit dem Mann draußen zu tun haben.
    Ich wich von der Couch zurück, mein Mund war vollkommen trocken. Dann ließ mich ein Klopfen an der Tür einen Schreckenslaut ausstoßen.
    »Gehen Sie weg«, rief ich kläglich. »Ich habe die Polizei gerufen.«
    »Ich bin die Polizei«, sagte der Mann an der Tür. »Hier ist Zedillo.«
    Was hatte der hier verloren? »Was wollen Sie?« Das Spinnentier war mittlerweile irgendwo auf der anderen Seite der Couch, was es noch bedrohlicher machte.
    »Sanchez bat mich, vorbeizuschauen.«
    »Um diese Uhrzeit? In einer solchen Nacht?«
    »Es geht um Alfredo Yam.«
    Ich nahm meinen Mut zusammen und rannte zur Tür, wobei ich es nicht wagte, auf den Boden zu blicken. »Wir machen einen Deal. Hier drinnen ist eine große Spinne. Sie dürfen hereinkommen, wenn Sie schwören, sie rauszuschaffen.«
    »Äh… also gut.«
    Ich entriegelte die Tür und öffnete sie. Als Zedillo hereinkam, sprang ich hinaus zur Küche und rief ihm Anweisungen zu.
    »Auf dem Boden bei der Couch, da, wo die Kerze ist.«
    »Wo? Ich sehe sie nicht. Es ist zu dunkel.«
    Vielleicht neckte er mich, weil er glaubte, er hätte es mit einem dieser hysterischen Weiber zu tun, die aus Angst vor einer Maus auf den Tisch springen. Doch inzwischen beruhigte ich mich nach den beiden Schockerlebnissen schon wieder und wäre mit der Spinne wahrscheinlich allein fertig geworden.
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich mach das selbst.« Aber ich hatte es überhaupt nicht eilig, die Küche zu verlassen.
    »Jetzt sehe ich sie«, sagte Zedillo. »Ein Riesenvieh. Warten Sie, ich brauche irgendwas.« Ich hörte ihn stöhnen, als er sich hinabbeugte, um die Spinne, die sich offenbar unter der Couch versteckt hatte, hervorzuziehen.
    »Nehmen Sie das hier«, sagte ich, ging ins Wohnzimmer und schob den Mopp mit dem Stiel voran über die Couch, vor der Zedillo kniete. »Aber tun Sie ihr nichts.«
    »Noch irgendwelche Befehle?« Er griff sich den Mopp.
    »Ja. Packen Sie das Biest hier hinein.« Ich nahm den Aktenkoffer und stellte ihn auf die Couch.
    Zedillo brummte noch ein paar Mal, dann richtete er sich auf.
    »Sie ist im Koffer«, sagte er, rot im Gesicht vor Anstrengung, das nasse Haar derart zerzaust, dass ich beinahe lachen musste.
    »Bringen Sie sie einfach in die Küche. Hier, ich leuchte Ihnen.« Ich ließ den Strahl der Lampe über den Boden wandern, und Zedillo folgte ihm in seinem langen Ledermantel, die eingesperrte Brachypelma vor sich hertragend.
    »Stellen Sie den Koffer hier ab.« Ich leuchtete auf das Ablaufbrett neben der Spüle. »Und halten Sie ihn noch rasch zu, bis ich ein Gewicht zum Drauflegen gefunden habe.«
    »Behandeln Sie alle Ihre Gäste so?«, sagte er und lächelte anzüglich.
    Ich hatte einen Satz Messinggewichte auf meiner Küchenwaage und suchte das schwerste davon heraus.
    »Nur die achtbeinigen«, erwiderte ich und setzte das Gewicht auf den Deckel.
    »Ich trag sie morgen früh wieder raus.«
    »Ich glaube, sie war nur vom Regen durchnässt«, sagte Zedillo, als wir ins Wohnzimmer zurückgingen.
    »Wahrscheinlich ist sie aus einem überfluteten Erdloch gekrabbelt und wurde dann ins Haus geweht.«
    »Wahrscheinlich. Aber weshalb waren Sie auf der Terrasse?«
    »Der Blitz muss Ihre

Weitere Kostenlose Bücher