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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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aber die spielen jetzt keine Rolle mehr.“
    Viera faltete das Dokument auseinander und las es sich durch. Am Schluss angekommen, zog sie die Brauen hoch.
    „Hast du Primus deswegen verlassen, Cris?“ Sie gab ihm das Papier zurück, das er nach kurzem Zögern an Taya weiterreichte.
    Sie wusste auch ohne darauf zu schauen, was es war: seine Berufung in den Dienst der Liktoren, die amtliche Bestätigung dafür, dass er für die Polizei Ondiniums tätig war.
    Dennoch las sie sich das Schreiben durch. Angelogen hatte er sie also nicht. Taya kannte den Briefkopf und das Siegel der Liktoren, hatte sie beides doch schon auf unzähligen anderen Dokumenten gesehen.
    „Nein. Ich war schon ein paar Jahre fort, ehe ich anfing, für die Liktoren zu arbeiten. Ich hätte auch etwas gesagt, zumindest dir und Alister gegenüber, aber die Militärs waren der Ansicht, ich sei ihnen nützlicher, wenn überhaupt niemand etwas von meiner Tätigkeit ahnte.“
    „Mit anderen Worten: Sie haben einen Agenten aus dir gemacht.“ Vieras Ton war sehr eisig. „Das ist kein Beruf für einen Ehrenmann, Cris.“
    „Ich bin kein Ehrenmann, Viera.“ Cristof war der ablehnende Ton in der Stimme seiner Cousine nicht entgangen, und auch in seinem Ton lag jetzt eine gewissen Schärfe. „Ich habe dich nie belogen. Ich habe diese Information nur nicht freiwillig preisgegeben.“
    „So etwas nennt man eine Unterlassungslüge. Auch nicht besser als eine konstruierte Lüge, wenn du mich fragst.“ Viera war die Entrüstung nun deutlich anzuhören. „Anscheinend war es ein Fehler, dass ich dich all die Jahre in Schutz genommen, deinen Charakter verteidigt habe.“
    Brennende Röte stieg Cristof in die Wangen, ließ das wellenförmige Kastenzeichen auf seinen Wangen dunkler hervortreten.
    „Die Arbeit, die ich für die Liktoren geleistet habe, war eine gute Sache! Ich habe geholfen, Schmugglern auf die Spur zu kommen, ich habe Spione enttarnt – ich gehörte zu den Leuten, die herausgefunden haben, dass Neuillan unsere Geheimnisse an Alzana verriet ...“
    „Was alles höchst ehrenhaft zu nennen wäre, wäre es auf achtbare Art und Weise getan worden. Aber du hast dich als jemand ausgegeben, der du nicht bist, und das kann ich nicht entschuldigen.“
    „Ich habe getan, als sei ich jemand, der ich gar nicht bin? Wie all die anderen Erhabenen in Ondinium?“ In seiner Erregung packte Cristof die Armlehnen seines Ohrensessels und stemmte sich halb hoch. „Die sich hinter ihren Masken verstecken, um so zu tun, als seien sie ohne Fehl und Tadel?“
    „Nicht das schon wieder, Cris!“
    „Es ist dasselbe!“
    „Wenn es dasselbe wäre, hättest du jetzt keinen Grund mehr, uns zu verurteilen, oder? Eine Maske aus Fleisch und Blut unterscheidet sich in nichts von einer aus Ebenholz. Aber ich glaube, was du tust, ist schlimmer. Wenn man eine Maske aus Ebenholz trägt, dann kriegen die Leute das wenigstens mit.“
    Mit einem angewiderten Laut ließ sich Cristof wieder in den Sessel zurückfallen.
    „Du und die Ikarierin ...“, fauchte er erzürnt. „Keine von euch versteht auch nur das geringste.“
    „Als ich sagte, Ihr trügt immer noch eine Maske, da meinte ich damit nicht spionieren.“ Tayas Blick ging von einem Erhabenen zum anderen. Ein Familienzwist – der war viel schwerer zu schlichten als eine Auseinandersetzung zwischen zwei Händlern oder ein aufgrund von Missverständnissen entbrannter Streit zwischen Ausländern. „Erhabene Octavus, Euer Cousin war heute Euch gegenüber ehrlich, weil er die Person finden möchte, die Euren Mann und Alister getötet hat. Ich helfe ihm, weil auch mir daran liegt. Können wir uns nicht darauf einigen, dass wir uns in vielem uneins sind, nicht aber in einem: Der Mörder muss gefunden werden?“
    Viera nickte, musterte ihren Cousin allerdings immer noch mit zusammengekniffenen Augen.
    „Ja, gut. Aber das Thema ist noch nicht durch! Wir reden später noch darüber!“
    „Einverstanden.“ Cristof gab sich kurz angebunden. „Habe ich bis dahin deine Erlaubnis, Casters Unterlagen durchzusehen?“
    „Ehe Ihr ja sagt, Viera“, mischte Taya sich ein, „solltet Ihr noch etwas wissen. Cristofs Vorgesetzte haben ihn suspendiert. Er sagt, diese Suspendierung beziehe sich nur auf Ermittlungen in Zusammenhang mit dem Tod seines Bruders, und dass es ihm immer noch freistehe, einen Diebstahl zu untersuchen, der im Oporphyrturm stattgefunden hat. Unter Umständen helfen ihm die Papiere Eures Mannes bei der

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