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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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nachdenklich aus.“
    „Ich habe mir gerade das Bild hier angesehen.“ Sie wies auf die Ikarier. „Der Künstler hat seine Sache gut gemacht.“
    „Du kannst es haben, wenn du willst.“
    „Nein! Nein, das ist schon in Ordnung.“ Sie wollte nichts von Alisters Besitztümern in ihrer kleinen Wohnung im Horst sehen. „Ich lebe mit Ikariern, ich brauche mir keine Bilder von ihnen an die Wand zu hängen.“
    „Es tut mir leid, dass ich dich so lange allein lassen musste. Das hatte ich nicht vor, aber die Angestellten hatten viele Fragen.“
    „Was wird aus ihnen?“
    „Sie können bleiben, bis ich mich entschieden habe, was aus dem Haus werden soll.“ Er trat ein paar Schritte vor. „Alisters Arbeitsraum ist oben. Hast du ausgetrunken?“
    „Ja.“ Taya schloss sich ihm an. Überall im Haus begannen Chronometer zu schlagen, alle fein abgestimmt zur gleichen Zeit. Es war fünf Uhr nachmittags. „Habt Ihr Euch um Alisters Chronometer gekümmert?“
    „Normalerweise ja.“ Sie stiegen die Treppe hinauf. „Was ist mit dem Chronometer in deinem Horst? Lässt deine Wirtin ihn richten?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Wenn sie es nicht tut, solltest du dir eine Uhr kaufen, die richtig geht.“
    „Das kann ich mir nicht leisten, Uhren sind zu teuer für uns Ikarier.“
    „Ich dachte, sie zahlten euch einen ganz anständigen Lohn.“
    „Unter dem Strich kann ich mich nicht beklagen, immerhin kommt der Rat ja auch für meine Kost und Logis auf und trägt für meine Uniform und die Flugausrüstung Sorge. Aber ein Chronometer wäre der reine Luxus. Es gibt genügend öffentliche Chronometer, nach denen ich mich richten kann, und dann sind da ja auch immer noch die Kirchenglocken.“
    „Sparst du dein Geld für etwas Wichtiges?“
    Die Frage verblüffte Taya, schien sie ihr doch seltsam intim, auch wenn sie auf Anhieb nicht hätte sagen können, was gegen eine Beantwortung sprach. „Für den Ruhestand, aber so richtig könnte ich das gar nicht sagen. Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Bloß ein paar Freunde, meine Flügel und den Himmel.“
    „Hört sich nicht schlecht an, deine Art zu leben.“
    „Es ist ein gutes Leben. Obwohl – wenn ich sehe, wie Ihr Erhabenen wohnt, dann fühle ich mich schon ein wenig unterprivilegiert. Mein Zimmer wird mir im Zukunft wohl schrecklich kahl vorkommen.“
    „Ich habe nichts, worum du mich beneiden müsstest.“
    Taya fiel sein spartanisch eingerichtetes Schlafzimmer ein. „Aber das ist Eure Entscheidung. Mögt Ihr denn keine Bilder? Oder gemütliche Sessel und schöne Möbel?“
    „Ich lebe in Tertius. Ich will keinen Einbrecher in Versuchung führen.“
    „Warum zieht Ihr nicht nach Sekundus, wo Ihr es sehr viel bequemer haben könntet? Am Geld kann es nicht liegen, Geld habt Ihr, das habt Ihr mir selbst erzählt.“
    „Vielleicht bin ich wie ein Ikarier. Ich brauche nicht viel zum Glücklichsein.“
    „Seid Ihr das? Glücklich, meine ich?“
    Cristof zuckte die Achseln. Oben an der Treppe angekommen wandte er sich zu Taya um. Ein Strahl der späten Nachmittagssonne fiel auf sein Gesicht.
    „Als mein Bruder noch lebte, war ich glücklicher.“
    „Verzeihung!“ Taya hatte ihn eingeholt, berührte sanft seinen Arm. „So hatte ich meine Frage nicht gemeint. Seid Ihr zufrieden mit der Art, wie Ihr lebt? Fühlt Ihr Euch nie ausgeschlossen, wenn Ihr seht, was Alister und Viera besitzen?“
    „Es war meine Entscheidung, ich habe die Wahl getroffen, das hinter mir zu lassen.“ Cristof entzog Taya seinen Arm und rückte seine Brille auf der Nase zurecht. Er wirkte befangen. „Die Tür hinter dir führt in Alisters Arbeitszimmer. Wahrscheinlich herrscht wieder das totale Chaos.“
    Natürlich hatte er recht. Als Taya die Tür aufdrückte, konnte sie sich ein trauriges Lachen nicht verkneifen. Alister hatte das Ablagesystem, das ihr aus dem Turm schon vertraut war und bei dem auch der Boden miteinbezogen wurde, auch in seinem privaten Arbeitszimmer beibehalten. Vorsichtig suchte sie sich einen Weg ins Zimmer, wo sie ihr Weinglas auf einem Bücherregal abstellte.
    „Eines kapiere ich wirklich nicht“, stöhnte sie. „Wie hat er bei dieser Unordnung je etwas erledigt bekommen?“
    „Irgendwie hat er es immer geschafft.“ Cristof tastete sich bis zum Sekretär vor. „Höchstwahrscheinlich konnte er dieses Chaos lesen wie die Löcher in einer Lochkarte.“
    „Bei unserer ersten Begegnung hat er sich über seine eigene Unordnung lustig

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