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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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gemacht.“
    „Alister hat sich über ein Menge Sachen lustig gemacht.“ Cristof sah sich um, man konnte an seinem Gesicht nicht ablesen, was er empfand. „Ich nehme mir den Sekretär vor. Da drüben, in dem Schrank mit den Glastüren, hat er seine Programme aufbewahrt. Fang du doch dort an zu suchen. Ich könnte mir denken, dass sich der wichtigste Teil dieser Chaoswirtschaft dort befindet.“
    Um zum Schrank zu gelangen, musste sich Taya an mehreren Bücherstapeln vorbeischieben. Der Anblick der Schranktür ließ sie stutzen.
    „Müsste der Schrank nicht abgeschlossen sein?“
    „Natürlich! Schließlich hat er Programme des Rates dort aufbewahrt. Soll ich das Schloss aufbrechen?“ Cristof klopfte seine Taschen ab. „Ich habe meinen Mantel mit dem Werkzeug unten gelassen. Im Beutel ist auch ein Schraubenzieher.“
    „Den brauchen wir nicht, die Tür ist nicht abgeschlossen. Deshalb fragte ich ja.“ Taya schob die Glastür beiseite: Regale voll langer, akkurat beschrifteter Behälter kamen zum Vorschein. Gegen seine sonstige Gewohnheit schien Alister bei der Aufbewahrung seiner Programme dem Alphabet gefolgt zu sein. Unter ‚M ‘ fehlten drei Behälter. Spuren im Staub auf den Regalbrettern ließen darauf schließen, dass man sie erst vor kurzem entfernt hatte.
    „Hier fehlt ein Programm. Ich wette, es ist das mechanische Herz.“
    „Was?“ Cristof war neben sie getreten. „Ob seine Arbeitsgruppe die Karten mitgenommen hat? Vielleicht war das die Kopie, die da letzte Nacht lief.“
    „Aber wie sind sie daran gekommen?“
    „Ich erkundige mich bei Mitta.“ Schulter an Schulter sahen sich die beiden die Beschriftungen auf den übrigen Behältern an.
    „Wenigstens hatte er das Labyrinthprogramm nicht hier im Schrank“, meinte Taya.
    „So schlampig war er dann doch nicht.“ Cristof schob die Schranktür wieder zu und prüfte das Schloss. „Gewaltsam wurde es nicht geöffnet.“ Er zuckte die Achseln. „Er oder seine Arbeitsgruppe hat das Programm also selbst entnommen. Die Abstimmung im Rat stand kurz bevor, vielleicht wollte er unten im Labor noch daran arbeiten.“
    Sie setzten ihre Suche fort. Jeder von ihnen nahm sich einen Stapel Papiere vor. Oft, wenn Taya von der Arbeit aufsah, fand sie Cristof reglos dasitzen, das hagere Gesicht angespannt, voll Kummer ins Leere starrend. Sie sprach ihn nicht an, und nach ein paar Minuten, nachdem er sich die Augen gerieben hatte, fing er jedesmal wieder an zu arbeiten.
    Der Anblick stimmte sie traurig. Sie brachte es inzwischen fertig, sich ganz auf die Suche zu konzentrieren und die beiden Toten über lange Zeit zu vergessen. Aber immer wieder kehrte auch bei ihr die Erinnerung zurück, warf geheimnisvolle Schatten auf alles, was sie tat. Sie empfand großen Respekt vor Cristofs Art, die Ermittlungen voranzutreiben, auch wenn das harsche, reizbare Verhalten des Erhabenen sie oft irritierte. Wieviel einfacher wäre es für ihn gewesen, sich dem Kummer hinzugeben und nur noch zu trauern.
    Arbeit ist immer eine gute Therapie.
    Wenn er nur nicht so ein Dickkopf wäre und ständig seine Gefühle unterdrückte!
    Sie seufzte.
    „Was ist?“ Als Cristof ihr sein Antlitz zuwandte, vermochte sie seine Züge in den dämmrigen Schatten, die das Zimmer füllten, kaum zu sehen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sich schon seit geraumer Zeit ziemlich anstrengen musste, um die Papiere in ihren Händen zu entziffern. Die Sonne war hinter den Bergen untergegangen.
    „Es ist dunkel.“
    „Stimmt.“ Cristof suchte auf dem Schreibtisch nach einer Schachtel Streichhölzer, stand auf und zündete die Gaslampe an, die an der Wand hing. „Besser so?“
    „Viel besser.“ Tiefe Schatten höhlten seine Wangen aus. „Wie geht es Euch?“
    „Noch habe ich nichts gefunden, was mir relevant scheint.“
    „Das hatte ich nicht gemeint.“
    Nach kurzem Zögern zuckte er die Achseln.
    „Ich habe dir doch versprochen, nicht in Tränen auszubrechen.“
    „Ich würde nicht geringer von Euch denken, wenn Ihr es tätet.“
    „Aber es wird nicht geschehen.“ Cristofs Ton verbot jede weitere Diskussion. Seufzend ließ sich Taya auf den Rücken fallen und starrte zur Decke hinauf. Das Leder ihres Fliegeranzugs knarrte, als sie die Arme unter dem Kopf verschränkte.
    „Lasst Ihr eigentlich auch mal locker? Oder habt Ihr Euch immer so eisern im Griff?“
    „Ich lasse locker, wenn all das hier vorbei ist.“
    Taya hob den Kopf. Cristof saß stocksteif auf dem Schreibtischstuhl,

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