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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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auf.
    „Nein.“
    „Leg sie ab, oder ich helfe mit dem Messer nach.“ Alister packte sie am Arm. „Ich muss mir deine Wunde ansehen, und das kann ich nicht, solange mir deine Schwanzfedern im Weg sind. Wenn das Geschoss ein Stückchen Leder oder Futter unter deine Haut gedrückt hat, dann kann sich die Wunde entzünden.“
    Ungläubig studierte sie sein Mienespiel, das nichts als Besorgnis erkennen ließ. Sorge um sie – als hätte sie ihm nicht gerade seinen ganzen schönen Plan ruiniert, als hätte sie ihn nicht daran gehindert, sich Zugang zur Großen Maschine zu verschaffen.
    „Was geht Euch das an?“, wollte sie wissen.
    „Du verstehst es einfach nicht! Du verstehst es immer noch nicht! Ich versuche, mich um euch zu kümmern, um dich und um Cristof. Aber ihr macht es mir wirklich nicht leicht.“
    „Was ist mit Caster Octavus?“, fragte sie. „Als Ihr ihn umbrachtet – war das Eure Art, Euch um Viera zu kümmern?“
    „Ich ...“ Er wandte den Blick ab. „Das mit Caster tut mir leid. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“
    „Ihr habt ihn ermordet!“
    Der Erhabene ging vor ihr in die Hocke, aber Taya entzog ihm ihren Arm, was er auch geschehen ließ.
    „Ich wollte allein mit der Drahtfähre fahren. Aber im letzten Augenblick sprang Caster zu mir in die Gondel. Er wollte noch einmal die Abstimmung über das mechanische Herz besprechen.“
    „Dann hättet Ihr mit der Explosion warten können.“
    „Nein, hätte ich nicht! Die Zeit war schon eingestellt, und ich konnte wohl schlecht den Chronometer aufmachen und die Bombe entschärfen, während Caster neben mir saß und sich mit mir über mein Programm stritt, oder? Außerdem war mir klar, dass Cristof kurz davor stand, mir auf die Schliche zu kommen, davon musste ich nach dem, was du mir berichtet hattest, ausgehen. Es musste etwas Drastisches geschehen, um seine Untersuchung ins Schleudern zu bringen.“
    „Also habt Ihr alles so arrangiert, dass er als Mörder dastehen musste?“
    „Die Möglichkeit musste ich mir offenhalten! Ich habe die Bombe im Chronometer deponiert und mit dem Uhrwerk verbunden, weil ich hoffte, das würde einen ersten Verdacht auf ihn lenken. Die Liktoren sollten Cristof verhaften und ihn mir so vom Hals schaffen. Ich hatte immer vor, wieder aufzutauchen und seinen Namen reinzuwaschen.“
    Sie schluckte. „Aber Octavus töten? Hättet Ihr ihn nicht einfach gefangennehmen können?“
    „Auch allein war es schwer genug, aus der Gondel zu klettern. Mit einem Mann auf dem Rücken hätte ich das nie geschafft. Aber ich habe ihn bewusstlos geschlagen, er musste keine Schmerzen erleiden.“
    Taya zitterte. Sie musste an die Leichenteile denken, die man beim Wrack gefunden hatte.
    Die Leichenteile ...
    Sie sah Alister wieder an. „Ihr brauchtet Caster! Wärt ihr allein in der Drahtfähre gewesen, dann hätte man im Wrack kein Blut gefunden, und jeder hätte sofort gewusst, dass Ihr noch am Leben seid.“
    Die grünen Augen wichen ihrem Blick aus – und in diesem Moment fiel es Taya endgültig wie Schuppen von den Augen.
    Alister log, er log immer noch. Selbst jetzt versuchte er, sie mit seinem Charme zu betören, wollte ihr einreden, sämtliche Morde, die zu seinem verrückten Plan gehörten, seien nichts als Unfälle gewesen.
    Dabei hatte er genau gewusst, was er tat, als er mit Caster in die Gondel stieg. Zum einen lieferte Vieras Ehemann – beziehungsweise sein Leichnam – den Rettungsmannschaften den traurigen Beweis dafür, dass die Passagiere dieser Gondel ums Leben gekommen waren, und dann verschwand mit Caster ein Gegner des mechanischen Herzens aus dem Rat. Alister hatte den Mord an Dekatur Octavus kaltblütig geplant.
    „Ihr seid ein Monster!“ Taya packte das Geländer und zog sich hoch, ohne die Schmerzen in ihrem Bein noch weiter zu beachten.
    Da war es wieder, das Funkeln seitlich an der Maschine. Es schien näher gekommen zu sein. Taya kniff die Augen zusammen. Ja, deutlich. Resolut drehte sie sich um, wandte der Maschine den Rücken zu.
    Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er das schaffte, aber irgendwie kletterte Cristof an der schwebenden, klippenähnlichen Großen Maschine empor, deren Einzelteile noch dazu ja ständig in Bewegung waren. Die Ondiumflügel hatte er sich als Paket auf den Rücken geschnallt.
    „Wie seid Ihr rechtzeitig aus der Gondel gekommen?“, fragte sie Alister.
    Der Erhabene hatte es aufgegeben, sie mit seinem Charme bestricken zu wollen. Seine Miene wirkte

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