Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
Vom Netzwerk:
deutlich kühler als zuvor.
    „Eine Drahtfährensteuerung umzuprogrammieren ist leicht. Ich habe die Fähre an einem der Wartungstürme halten lassen. Nur so lange, dass ich mich aus der Gondel schwingen und hinunterklettern konnte.“
    „Danach habt Ihr euch zwei Tage lang in den Bergen versteckt gehalten?“
    „Tagsüber musste ich mich vor den Bergungsmannschaften verstecken. Weitergeklettert bin ich in der Morgen- und Abenddämmerung.“ Alister zuckte die Achseln, als sei all das keine große Sache. „Ich bin schon oft gewandert. Allerdings war mir nicht klar, wie kalt die Nächte sein können.“
    „Ihr habt die Strecke in Euren offiziellen Gewändern zurückgelegt?“
    „Natürlich nicht.“ Alister lachte. „Meine Kletterausrüstung und Verpflegung hatte ich in der Nähe des Wartungsturms versteckt. Nach der Verhaftung von Neuillan ist mir klar geworden, dass ein weiser Dekatur in der Lage sein sollte, von einer Sekunde zur nächsten zu verschwinden.“
    „Emelie behauptet, Neuillan hätte es Euch zu verdanken, dass er das Loyalitätsprogramm umgehen konnte.“ Taya kramte in ihrer Erinnerung nach dem richtigen Namen. „Raffinerie – Ihr sollt ihm geholfen haben, es zu umgehen. Stimmt das?“
    „Das muss sie falsch verstanden haben.“
    „Sie schien sich ziemlich sicher.“ Taya sah ihrem Gegenüber fest in die Augen. „Ihr habt eng mit Neuillan zusammengearbeitet, nicht? Wusstet Ihr, dass Cristof geholfen hat, ihn dingfest zu machen?“
    „In seiner Funktion als Spion der Liktoren?“ Erstaunlicherweise schien Alister diesen Aspekt im Leben seines Bruders ebenso abscheulich zu finden wie Viera. „Cris hätte sich nicht einmischen dürfen. Neuillan hat sich um uns gekümmert, als wir Waisen wurden, und da geht Cristof hin und dankt es ihm, indem er ihn verhaften lässt!“
    „War er denn wirklich ein Verräter?“
    Alister seufzte. „Ich fürchte ja. Aber ich habe es nicht gewusst, ich dachte, er sei wie ich ein Schwarmgeist. Jemand, der bereit ist, die Regeln ein wenig zu biegen, aber zum Wohle des Ganzen. Ich war ebenso bestürzt wie alle anderen, als seine Verbindungen nach Alzana ans Licht kamen. Ich wäre nur anders damit umgegangen. Hätte ich herausgefunden, dass er unsere Geheimnisse an den Feind verkauft, hätte ich ihn nicht verhaften lassen. Ich hätte versucht, ihn zur Vernunft zu bringen.“
    „Wie habt Ihr es denn geschafft, das Raffinerieprogramm hereinzulegen?“
    „Ich habe das Programm nie hereingelegt!“ Alister wirkte überrascht. „Ich bin kein Verräter! Verstehst du das denn immer noch nicht? Alles, was ich tat, tat ich für Ondinium.“
    Taya wurde ganz schlecht bei seinen Worten. „Dann kann das Raffinerieprogramm also keine Mörder identifizieren?“
    „Es kann nur berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit jemand zum Mörder werden könnte. Blutvergießen ist ja nichts Schlimmes, bei manchen Menschen begrüßen wir es, wenn sie dazu in der Lage sind. Liktoren zum Beispiel müssen bereit sein zu töten, das gehört zu ihrem Job, und sieh dich doch selbst an! Du hast einen Mann in den Tod befördert, um Cris zu beschützen.“ Alisters Stimme wurde weicher, als er sah, wie diese Anklage Taya zu schaffen machte. „Ich bewundere das. Genauso, wie ich anerkennen kann, dass Cris tötete, um dich zu schützen. Sich selbst und seine Freunde schützen zu wollen ist völlig rational und logisch. Glaub mir, wenn ich meine Arbeit hier hätte verrichten können, ohne Menschenleben zu opfern, dann hätte ich das gerne getan. Wenn Pins mich nicht an die Liktoren verpfiffen hätte, wenn Caster rechtzeitig zur Vernunft gekommen wäre, wenn Cristof nicht so kurz davor gewesen wäre, mir auf die Schliche zu kommen ...“
    Taya hörte all diesen Ausflüchten und Rechtfertigungen kaum noch zu. Ihre Gedanken waren immer noch bei dem Liktor, den sie über das Geländer des Laufstegs geworfen hatte. „Wer war das?“, wollte sie wissen. „Der Mann, den ich getötet habe?“
    „Ich glaube, er hieß William, aber ganz sicher bin ich mir da nicht. Er hielt dich für eine Terroristin. Er dachte, du wärst gekommen, um mich an meiner Arbeit zu hindern.“
    „Ein Unschuldiger? Wollt Ihr das damit sagen?“ Taya wurde noch abscheulicher zumute. „Ich hielt ihn für Euren Helfershelfer.“
    „Er gehörte zu den Liktoren, die im Turm geblieben waren, um ihn zu bewachen. Er hatte keinen Anlass, mir nicht zu glauben, als ich ihm sagte, ich sei von Primus aus hier hochgewandert, um nach

Weitere Kostenlose Bücher