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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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kann.“
    „Ihr glaubt doch aber nicht ernsthaft, dass er sich auf Euch stürzt, sobald ich weg bin?“ Taya nahm ihm die Barren ab, um sie sich in die Taschen ihres Anzugs und am Geschirr zu stopfen.
    „Möglich wäre es, aber ...“
    „Flugbereit?“ Alister war zurück. Er hob die Gewänder auf, die er abgelegt hatte, und legte sie sich wieder um die Schultern, wobei er die fehlenden Teile gar nicht zu bemerken schien. „Ich halte es allerdings immer noch für unklug, Cristof.“
    Cristof wandte sich Alister erst zu, nachdem ihm Taya zu verstehen gegeben hatte, dass sie genügend Ondium in den Taschen hatte. „Du scheinst weniger Vertrauen in Taya zu setzen als ich, Alister.“
    „Vielleicht liegt mir nur einfach mehr an ihr.“
    „Kommt Ihr wirklich allein mit ihm zurecht?“ Tayas Blick glitt von einem Bruder zum anderen.
    „Wenn du jetzt gehst, hindert mich nichts daran, ihn umzubringen und dich als Verräterin zu brandmarken!“, warnte Alister.
    „Er bringt mich nicht um, Taya. Geh.“
    Taya zögerte einen Moment, aber eigentlich war ihr klar, dass ihr keine andere Wahl blieb. Sie musste darauf vertrauen, dass Cristof wusste, was er tat – ebenso, wie er darauf vertrauen musste, dass sie es schaffen würde, Hilfe zu holen. Entschlossen schob sie ihr ungutes Gefühl beiseite und humpelte zum Rand des Zahnrades. Alister machte Anstalten, auf sie zuzugehen, aber Cristof trat zwischen die beiden, das Messer in der Hand.
    Mit einem letzten Blick auf die Brüder schob Taya die Arme in ihre Flügel und prüfte rasch den Mechanismus. Alles schien in Ordnung, ließ sich einwandfrei öffnen und schließen. Leise stöhnend ging sie in die Hocke und stieß sich mit den Füßen vom Zahnrad ab.
    Ihr Flug verlief langsam und unbeholfen, dafür sorgten schon die überanstrengten Muskeln und die Wunde am Bein. Sooft es ging, suchte sie sich einen Aufwind und glitt einfach dahin, fragte sich voller Bangen, was Cristof und Alister gerade tun mochte. Aber sie wagte es nicht, schneller oder riskanter zu fliegen.
    Sie hatte den obersten Steg des Maschinenraum schon fast erreicht, als sie die beiden Ikarier entdeckte, die vor der Großen Maschine hin und her flogen.
    Sie kippte den rechten Flügel, damit die beiden wussten, dass sie sie gesehen hatte, und flog weiter zum obersten Steg, wo sie sich einfach gegen das Geländer prallen ließ, einen Arm aus der Halterung zog, die Kante packte und darüberkletterte. Leise winselnd ging sie zu Boden. Die Tränen flossen ihr in Strömen über das Gesicht, und sie ließ die Flügel mit einem Schultzerzucken fallen, um sie sich abzuwischen.
    Wenig später landeten die beiden Ikarier neben ihr, ließen die Flügel einrasten und streiften die Schutzbrillen ab.
    „Was zum Teufel machst du hier?“, wollte Pyke wissen.
    „Die Liktoren suchen nach dir!“, fügte Cassi besorgt hinzu.
    ***
    Mit dem Rücken zur Wand saß Taya auf dem Laufsteg und sah den Liktoren und Ikariern zu, die um sie herum ihrer Arbeit nachgingen. Nachdem sie den Freunden erzählt hatte, was alles passiert war, hatte Pyke sich Richtung Zahnrad aufgemacht, um die beiden Erhabenen zu bewachen, während Cassi die Treppe hinaufgestiegen war, um Hilfe zu holen. Taya stand unter Arrest, wobei die Liktoren, nachdem sie ihre Flügel konfisziert und sichergestellt hatten, dass sie so schnell nicht an Blutverlust eingehen würde, sie zur Zeit gar nicht mehr beachteten.
    Taya war das recht, so konnte sie nachdenken. Ihre Gedanken kreisten unablässig um den Liktor, den sie mit einem Tritt in den sicheren Tod befördert hatte. William.
    Sie hatte einen Unschuldigen getötet. Da konnte sie sich noch so oft versichern, dass es ein Unfall gewesen war, dass der Mann Cristof erschossen hätte, wäre sie nicht eingeschritten – es gelang ihr einfach nicht, sich mit ihrer Tat abzufinden. Sie hatte einen Mann getötet, Cristof einen weiteren, und beim Gedanken daran drehte sich ihr der Magen um.
    Es dauerte eine Stunde, bis man die Brüder im Rettungsgeschirr nach oben befördert und die Leichen der Liktoren geborgen hatte. Alister trug die Ebenholzmaske und schwieg, ein Recht, das ihm als Erhabenem in der Öffentlichkeit jederzeit zustand. Cristof hatte den Liktoren seine Identifikationspapiere gezeigt und darauf bestanden, dass ein Mediziner gerufen wurde, um sich Tayas Wunde anzusehen. Er hatte es sogar fertiggebracht, kurz neben Taya stehenzubleiben und ihre Hand zu drücken, ehe die Liktoren ihn weiterdrängten. Seine Finger

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