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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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waren kalt gewesen – wie immer.
    Jetzt, da im Maschinenraum alles unter Kontrolle schien, brachten die Liktoren auch Taya in den Turm, in dem Alister und Cristof sich bereits befanden, jeweils in getrennten Räumen. Auch Taya saß bis zur Befragung allein in einem Raum. Sie machte ihre Aussage, während ein Mediziner ihre Wunde säuberte und nach einem Paar Krücken schickte. Die Befragung dauerte ziemlich lange, und als nach einer Weile Leutnant Amcathra hinzukam, musste sie die ganze Geschichte noch einmal von vorn erzählen. Sie ließ das steinerne Gesicht des Demikaners keine Sekunde aus den Augen, hoffte sie doch auf irgendein Anzeichen dafür, dass er ihr Glauben schenkte.
    Es vergingen mehrere Stunden, ehe man ihr gestattete, zu gehen. Sie bekam ihre Flügel zurück, und eine Eskorte aus Militärikariern begleitete sie hinunter zu einer Liktorenwache in Primus. Hier brauchte sie diesmal nicht in der Zelle zu warten, sondern saß in einer der Amtsstuben, während sie das schriftliche Vernehmungsprotokoll las und unterzeichnete. Man teilte ihr mit, sie habe sich in nächster Zeit auf dem Boden aufzuhalten und es sei ihr untersagt, zu fliegen. Ihre Flügel wurden einbehalten, und sie wurde entlassen.
    Vor der Tür warteten Pyke und Cassi.
    „Wir hatten gerade deine Nachricht gefunden, als die Warnung rausging, jemand sei auf einem ungenehmigten Flug unterwegs“, erzählte Cassi, während die drei langsam die Straße hinuntergingen. „Bei den Landebahnen herrschte das komplette Chaos, als wir dort ankamen. Die Liktoren hatten das mit dem ungenehmigten Flug mitbekommen und berichteten von einem flüchtigen Verbrecher, den man verdächtigte, Terrorist zu sein. Dann entdeckte jemand das Fehlen deiner Rüstung, und es gab einen Riesenstreit darum, ob du nun selbst Terroristin wärst oder nur von Terroristen entführt.“
    „Wir haben uns freiwillig zu den Suchtrupps gemeldet, uns aber abgesetzt, sobald das irgend möglich war“, mischte Pyke sich ein. Inzwischen waren sie an einer der Haltestellen für Pferdekutschen angekommen. „Wir wussten ja aus deiner Nachricht, dass du zum Turm geflogen warst. Also machten wir uns gleich dort auf die Suche und fanden auch ziemlich schnell den Eingang zur Maschine.“
    „Uns war klar, dass du keine Terroristin bist!“, sagte Cassi. „Pyke, holst du uns eine Droschke?“
    „Klar doch.“
    „Frag nach Gregor.“ Erschöpft ließ sich Taya auf eine Bank fallen und stellte die Krücken neben sich. Sie fühlte sich gefühlsmäßig und körperlich ausgelaugt, so erschöpft wie noch selten in ihrem Leben. Pyke nickte und ging, den Kutschenmeister zu suchen.
    „Ich wünschte, wir wären schneller gewesen“, meinte Cassi mit einem Blick auf Tayas zerrissenen und blutigen Fliegeranzug. „Hat der Dekatur auf dich geschossen?“
    „Nein. Einer der Liktoren, weil er nicht wusste, wer ich war.“ Taya bebte. Zwei Menschen waren ums Leben gekommen, und irgendwie trug sie die Schuld daran. Das ließ ihr keine Ruhe. „Der Mann ist tot. Cristof und ich haben zwei Liktoren umgebracht. Unschuldige, die nicht ahnten, dass Alister ein Verbrecher ist.“
    Tröstend legte Cassi der Freundin den Arm um die Schulter. „Alles wird gut.“
    „Aber das nicht.“
    „Du hattest keine andere Wahl.“
    Taya zuckte verzweifelt die Achseln. Hatte man nicht immer eine Wahl? Hätte sie sich zwischen Cristof und William stellen sollen oder ...
    „Taya, Lass es, mach dich doch nicht so fertig! Du warst in Gefahr und hast getan, was du tun musstest. Niemand wird dir daraus einen Vorwurf machen.“
    „Die Familien der Männer schon.“
    Wortlos schloss Cassi sie ganz fest in die Arme. Nach einer Weile seufzte Taya.
    „Weißt du, ob man Cristof und Alister verhaftet hat?“
    „Uns sagt doch niemand was! Wir wollen die ganze Geschichte brühwarm zu hören kriegen, wenn wir wieder im Horst sind.“
    „Abgemacht“, stimmte Taya zu und schloss die Augen.
    Als sie den Horst erreichten, versicherte Taya sämtlichen Mitbewohnern, sie sei keine Terroristin, ehe sie sich in ihr Zimmer zurückzog. Cassi und Pyke leisteten ihr den Nachmittag über Gesellschaft, brachten Essen und Trinken und redeten über das, was im Turm geschehen war. Pyke zog ein paarmal los, um die Extrablätter der Zeitungen zu holen, wobei die Druckerschwärze oft noch so nass war, dass sie an den Fingern kleben blieb, der Satz schief und fehlerhaft. Riesige Schlagzeilen prangten über den hastig zusammengeschusterten Seiten, eine

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