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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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können und sich vielleicht in einem der anderen Räume zu einem Nickerchen hingelegt. Das passiert manchmal. Ich machte mich auf die Suche und entdeckte Fußspuren am Boden und Schrammen. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmte ...“
    „Schrammen?“
    „An der Wand – Ihr wisst doch, wie leicht man die Wände beschädigt, wenn man etwas Großes bewegt. Ich entdeckte diesen langen, schwarzen Kratzer, und da war mir klar, dass etwas im Busch war.“
    „Wie kamst du auf die Sache mit der Maschine?“ Cristof zog sich den Mantel an, wobei er Lars keine Sekunde lang aus den Augen ließ.
    „Ich habe nachgesehen. Es gibt da unten vier Räume, wir haben für alle die Schlüssel. Ich habe eine Tür nach der anderen aufgeschlossen.“ Lars sah ganz krank aus. „Sie ist weg! Die ganze Maschine! Es muss Stunden gedauert haben, sie auseinanderzubauen, die ganze Nacht!“
    „Dann war eure Gruppe gestern abend nicht in der Hochschule? Niemand von euch?“
    „Nein.“ Lars trat von einem Bein aufs andere. „All die Nachrichten, Ihr versteht das doch. Dass Alister lebt, aber verhaftet wurde, weil man ihn erwischt hat, als er versuchte, die Große Maschine zu sabotieren ... das war zuviel, wir konnten es einfach nicht glauben. Wir hockten im EO und warteten auf die neuesten Ausgaben der Extrablätter, versuchten, uns irgendwie einen Reim auf die Geschichte zu machen, uns vorzustellen, was passiert sein könnte. Keiner von uns hätte sich auf die Arbeit konzentrieren können, solange all diese Gerüchte umherschwirrten.“
    „EO?“, hakte Taya leicht verwirrt nach.
    „Der Eingelegte Ozeanaut – eine Kneipe, in der sich vorwiegend Programmierer treffen“, erklärte Lars. „Gestern war ungefähr jeder Programmierer der Stadt da, alle wie vor den Kopf geschlagen. Dann kamen die Liktoren und fingen an, Fragen zu stellen, und nahmen unser Team mit auf die Wache und ... es war einfach alles zuviel. Ich glaube nicht, dass gestern in der Stadt auch nur ein einziges Loch in eine Lochkarte gestanzt wurde.“
    Cristof grübelte finster vor sich hin.
    „Ihr seid suspendiert!“, rief ihm Taya ins Gedächtnis. „Und Ihr wisst genau, wen man als erstes verdächtigt.“
    „Alister kann es nicht gewesen sein. Der saß letzte Nacht schon im Gefängnis.“
    „Hat er denn wirklich ...?“ Lars vermochte den Satz nicht zu beenden. Hilfesuchend sah er Taya an.
    „Ja. Es tut mir leid. Er hat gestanden.“
    „Herrin.“ Lars schüttelte den Kopf. Er sah aus wie ein Bär, dem man das Herz gebrochen hat. „Ich fasse es nicht.“
    Taya tätschelte seinen Arm, ohne Cristof aus den Augen zu lassen. In dessen Kopf drehten sich die Zahnräder – fast hatte sie das Gefühl, ihnen zusehen zu können. Wie sie ineinandergriffen, sich drehten, sich regten, nach einem Weg suchten, wie Cristof trotz seiner Suspendierung den Fall übernehmen konnte. Die Rädchen rotierten vergeblich, auch das sah sie dem Freund an.
    „Du sagst, jeder in der Gruppe besitzt einen Schlüssel zu dem Raum, in dem die Maschine stand?“, fragte sie.
    „Ja. Natürlich auch Alister und das Ingenieurteam vom Fachbereich für Wissenschaft und Technologie, das die Maschine gebaut hat, und wahrscheinlich noch ein, zwei Leute aus der Verwaltung, aber da müsstet ihr den Dekan fragen.“
    „Wie viele von diesen Menschen waren mit einer gewissen Regelmäßigkeit im Maschinenraum?“
    „Nur Alister und der Chefingenieur. Die Maschine wurde immer noch getestet, ich glaube nicht, dass bislang mehr als ein paar einfache mathematische Programme darauf gelaufen sind ... Testprogramme eben.“
    Taya hörte genau, dass er da etwas ausließ. „Ist das ein Geheimnis?“
    Die Frage schien Lars unangenehm zu sein. „Nichts, was euch groß weiterhelfen würde ... aber wir haben uns schriftlich zur Vertraulichkeit verpflichtet und ...“
    „Schon gut.“ Taya nickte. Dass Lars ins Stottern geriet, hatte ihre Neugierde geweckt, aber noch mochte sie die Sache nicht weiterverfolgen. Auch von ihr verlangte man oft Verschwiegenheit, sie war es gewohnt, vertrauliche Nachrichten und geheimnisvolle Päckchen zu befördern, und wenn sie erst als diplomatische Botin arbeitete, würde dieser Teil ihrer Arbeit noch stärker an Bedeutung gewinnen. „Wie schwer ist es, eine analytische Maschine auseinanderzubauen?“, fragte sie statt dessen.
    Lars runzelte die Stirn.
    „Das kommt darauf an. Wenn man sie später wieder verwenden will, dann muss man schon beim Auseinanderbauen genau wissen, was man

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