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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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vorsichtig in dem schmalen Raum zwischen den beiden einander gegenüberliegenden Kutschensitzen verstaute.
    „Wo fahren wir hin?“, wollte Taya wissen. „Übrigens habe ich nichts dagegen, allein zu essen, falls Ihr zu beschäftigt seid. Ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist – mich einfach so selbst einzuladen!“
    „Ich dachte, wir gehen in dieses ausländische Restaurant, das dir so gut gefällt, das mit den cabisischen Spezialitäten. Neulich abend habe ich dort ja nichts gegessen, das würde ich heute gern nachholen.“
    Taya lächelte. „Dann habt Ihr also Zeit?“
    „Ich bin immer noch suspendiert. Sie haben mir sogar meine Papiere abgenommen, damit gar nicht erst ein Irrtum aufkommt.“
    „Das tut mir leid.“
    „Ist schon in Ordnung. Augenblicklich weiß ich sowieso nicht, was ich machen will, wenn das alles vorbei ist.“ Cristof sah aus dem Fenster, zuckte zusammen und richtete den Blick hastig wieder ins Kutscheninnere. Neugierig schaute auch Taya kurz aus dem Fenster. Sie fuhren auf der Klippenstraße. Von der Kutsche aus hatte man einen herrlich weiten Blick – sah allerdings auch genau, wie tief die Stadt unter einem lag und wie steil der Abstieg dorthin sein musste. „Für die verdeckte Liktorenarbeit komme ich nun wohl nicht mehr in Frage“, fuhr Cristof fort.
    „Allzusehr scheint Euch das aber nicht zu bekümmern.“
    Gedankenverloren klopfte der Erhabene einen Trommelwirbel auf seinen Werkzeugbeutel. „Ich finde schon etwas anderes.“
    Taya zögerte kurz, aber da das Thema sowieso auf dem Tisch war, wollte sie die Gelegenheit beim Schopfe packen und ein paar Fragen klären.
    „Werdet Ihr wieder nach Primus ziehen und als Erhabener leben?“
    „Nein.“ Die Antwort kam wie der Blitz und klang entschieden. „Ich kann Maske und Amtstracht nicht mehr tragen. Könntest du wieder in einer Fabrik arbeiten – jetzt, da du als Ikarierin gelebt hast?“
    „Das lässt sich doch nicht vergleichen. Ich würde damit meine Freiheit aufgeben, das trifft auf Euch nicht zu.“
    „Auch ich würde meine Freiheit aufgeben, müsste ich mich wieder bedecken. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist. Es geht ja nicht nur um die Einschränkungen in der Öffentlichkeit, auch wenn die schlimm genug sind. Es geht um all die anderen Regeln, Traditionen und Erwartungen. Nein! Die Herrin hat einen Fehler gemacht, als sie mir eine Wiedergeburt als Erhabener schenkte. Ich bin noch nicht so weit.“
    „Vielleicht hat Euch die Herrin aus gutem Grund in Eurer Kaste sehen wollen“, gab Taya zu bedenken. „Um die Kaste ehrlicher zu machen oder um eingefahrene Traditionen ein wenig durcheinanderzurütteln, so was in der Art. Vielleicht ist es Eure Pflicht, als Erhabener zu leben.“
    „Willst du, dass ich zurückgehe?“
    „Nein!“ Sie sah ihn an. Ihm schien es sehr ernst zu sein, also wurde sie auch ernst. „Aber ich will, dass Ihr das Richtige tut. Wenn Ihr zurückgehen müsst, um Eurer Familie zu helfen, dann solltet Ihr das tun.“
    „Meine Familie braucht mich nicht. Jedenfalls braucht sie keine Hilfe, die ich nur leisten kann, wenn ich wieder die Maske anlege!“, fügte er hastig hinzu, ehe Taya Einspruch erheben konnte. „Außerdem ist es zu früh, um über eine Rückkehr nach Primus nachzudenken. Wir wissen ja noch nicht einmal, was wird.“
    Taya sah ihn fragend an. Natürlich war klar, was als nächstes kam, das wussten sie beide. Aber sie wollte ihm nicht widersprechen.
    „Na gut!“ Es wurde Zeit, die Stimmung etwas aufzulockern. „Ich wüsste allerdings zu gern, wie Ihr mit langem Haar und Juwelenschmuck ausseht.“
    „Albern.“
    „Nein! Das wüsste ich wirklich gern.“
    „Ich würde albern aussehen, meinte ich.“
    „Mit Eurem Haar sollte man aber schon mal was unternehmen. Ihr müsst aufhören, es selbst zu schneiden. Das kriegt sogar das kleine Mädchen besser hin, das bei Euch die Treppe putzt.“
    „Jessica? Sie würde mir die Ohren abschneiden.“
    „Sie war süß. ‚Uhri‘. Das hat mir gefallen.“
    „Sie ist eine Nervensäge, aber ich schaffe es nicht, sie loszuwerden.“ Er klang stoisch. „Aus irgendeinem Grund fasziniert mein Laden die Kinder.“
    „Na ja, da gibt es ja auch genügend faszinierende Dinge. Habt Ihr ihnen die fliegenden Vögel gezeigt?“
    Er murmelte etwas. Sie lachte.
    „Ich weiß nicht, warum Ihr nicht zur Abwechslung einfach nett zu ihnen sein könnt.“
    „Wenn ich nett wäre, würden sie noch öfter vorbeikommen, als sie es jetzt

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