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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Aussprache anhören. Ich mag es nicht, wenn Gefangene und die, die sie gefangennahmen, einander zuviel zu sagen haben. Ich frage mich dann immer, was mir entgangen ist.“
    „Das einzige, was dir entgangen sein mag, ist die Tatsache, dass Alister ein Künstler im Manipulieren von Menschen ist.“ Taya hielt tapfer stand, wich dem Blick des Hauptmanns nicht aus. „Er ist charmant und gönnerhaft, weil er genau weiß, dass er mit Unhöflichkeit und Ruppigkeit sein Leben nicht retten kann. Aber er hat versucht, Cristof ins Gesicht zu schießen, und er hätte uns beide Morde in die Schuhe geschoben, wenn er damit durchgekommen wäre.“
    „Ich hatte den Eindruck, er mag dich.“
    „Er tut so, als ob. Ich habe es ihm geglaubt, bis ich mitbekam, was für ein Mann er ist. Er meint es nicht so. Es ist einfach seine Art, mit Komplimenten um sich zu werfen und dafür zu sorgen, dass jeder, mit dem er es zu tun bekommt, das Gefühl hat, etwas Besonderes zu sein.“
    Scarios seufzte und stand mühsam auf, indem er sich auf seinem Pult aufstützte. „Man wird dich durchsuchen, ehe du zu ihm kannst. Willst du ihn in seiner Zelle sprechen oder im Verhörraum?“
    „Was ist der Unterschied?“
    „Wenn du in seiner Zelle mit ihm redest, braucht er die Maske nicht. Aber dann gibt es auch keine Liktoren im selben Raum, die dich beschützen, sollte er dich als Geisel nehmen. Wenn du dich im Verhörraum mit ihm unterhältst, stellen wir dir Wachen zur Seite, aber er wird bedeckt sein und schweigen.“
    „In seiner Zelle bitte. Ich will gar nicht versuchen, mit ihm zu kommunizieren, wenn er sich hinter einer Maske versteckt.“ Taya warf dem Hauptmann einen wissbegierigen Blick zu. „Wie macht ihr Liktoren das?“
    „Irgendwann werden wir ihn aus seiner Kaste ausschließen. Bis dahin stellen wir Fragen, die er mit ja oder nein beantworten kann. Letzte Nacht war er bereit, mit Cristof zu reden und mich zuhören zu lassen.“ Scarios warf ihr ein verkniffenes Lächeln zu. „Sein Gesicht habe ich nicht gesehen, aber ich hörte seine Stimme. Vielleicht wollte er mir das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Was meinst du?“
    „Würde mich nicht überraschen.“
    „Ich fühle mich geehrt. Komm.“
    Die „Zelle“, in der man Alister gefangenhielt, verfügte ähnlich wie das Separée im Restaurant Rodanthe über ein Vorzimmer, durch das man in ein Wohnzimmer gelangte. Im Wohnraum ließen zwei Türen darauf schließen, dass es dahinter noch weitere Räume gab. An Möbeln gab es hier einen Sekretär, einen Tisch, mehrere Stühle, ein Bücherregal und einen kleinen Kamin. Nur Fenster fehlten, sonst hätte man sich durchaus in der besten Suite eines Gasthauses wähnen können.
    Scarios wartete, bis eine Liktorin Taya durchsucht und für ungefährlich erklärt hatte, ehe er sich von ihr verabschiedete. Die Liktorin, eine schweigsame Frau mit harten Augen, blieb im Vorzimmer zurück, während Taya durch den Vorhang ging, der Vorzimmer und Wohnzimmer trennte – eine Tür war nicht vorhanden.
    Alister war bereits aufgestanden und wartete auf sie.
    „Taya! Ich war überrascht, als man mir mitteilte, dass du gekommen bist.“ Sein Lächeln war warm und heiter wie eh und je, aber Taya entging nicht der kurze, flackernde Blick auf ihre Krücken. „Ich hatte Angst, du könntest böse auf mich sein.“
    „Das bin ich auch, Erhabener.“ Taya wusste nicht, ob sie sich verbeugen sollte oder nicht, fand aber, gute Manieren seien im Zweifelsfall immer das Beste. Eine Verneigung brachte sie mit den Krücken allerdings nicht zustande. Alister musste sich damit begnügen, dass sie die Hand an die Stirn legte und den Kopf senkte. „Ich bin hier, weil ich etwas zu erledigen habe.“
    „Setz dich! Auf Krücken zu stehen kann unmöglich bequem sein.“ Alister ging um den Couchtisch, um ihr einen Stuhl zurechtzurücken. In Tayas Nacken kribbelte es, als er näher kam, aber er nahm ihr lediglich die Krücken ab, wartete, bis sie sich hingesetzt hatte, und lehnte die Krücken neben sie an den Tisch.
    Alister trug frische Gewänder, während seine öffentliche Robe sowie die Ebenholzmaske griffbereit in der Nähe auf einem Stuhl lagen. Seinen Schmuck hatte man konfisziert: Hände und Ohren waren nackt. Auch der Haarschmuck war verschwunden, und da es hier niemanden gab, der ihm das lange Haar frisieren konnte, hatte er sich damit begnügt, es mit einem leuchtend roten Tuch zusammenzubinden.
    Unwillkürlich erinnerte sich Taya an das gemeinsame

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