Das mechanische Herz
wieder. Aber ich kann nicht die ganze Zeit hier herumsitzen und nichts tun.“
„Wenn sich etwas Neues ergibt, schicken wir Nachricht“, versprach Isobel. Emelie nickte und verschwand, wobei sie sich im Gehen den Mantel zuknöpfte. Isobel schlug Lars aufheiternd auf die Schulter. „Kopf hoch! Es wird alles wieder gut. Eine Menge Leute suchen ihn.“
„Lasst uns diesen Anisschnaps bestellen!“, schlug Cassi vor. „Wie es sich anhört, brauchen wir etwas Stärkeres als Bier, und wenn das Zeug scheußlich schmeckt, lenkt uns das wenigstens von unseren Sorgen ab.“
So saßen sie eine gute Stunde herum, redeten und tranken. Taya entschuldigte sich und verschwand in einem Hinterzimmer, um ihren Fliegeranzug anzuziehen. Sie fühlte sich besser darin als in ihren anderen Kleidern, auch wenn ihr das zerschnittene Bein um die Wade flatterte. Kaum hatten die Chronometer der Stadt sechs geschlagen, als auch Victor und Pyke wieder auftauchten, beide mit höchst zufriedenen Mienen. Als erstes bestellten sie ein Essen für Gregor, mit dem sich der Kutscher an einen Tisch nahe der Tür hockte, wo er Pferd und Droschke im Auge hatte, während sich die beiden anderen Männer wieder zum Rest der Gruppe gesellten.
„Wo ist Em?“ Victor ließ sich auf einen Stuhl fallen. Isobel schob ihm die quadratische Schnapsflasche mit dem grünschwarzen Alkohol darin zu, woraufhin er sich das kleine Glas schnappte, das Lars vor sich stehen hatte, und sich einschenkte.
„Emelie ist nach Hause gegangen“, berichtete Isobel. „Vielleicht kommt sie später noch mal vorbei, hat sie gesagt.“
„Klar doch.“ Der bärtige Mann verzog spöttisch das Gesicht, trank, schüttelte sich, schenkte neu ein und reichte das Glas an Pyke weiter.
„Habt ihr irgend etwas über die rote Tür herausgefunden?“, fragte Taya.
„Nichts, was uns weiterbringt“, antwortete Victor. Pyke schüttete sich den Schnaps aus Tizier hinter die Binde, gab einen halb-erstickten Laut von sich und knallte das Glas auf den Tisch.
„Bei der Herrin und allen Geistern am Himmel, das ist das ekelhafteste Gebräu, das mir je über die Lippen gekommen ist“, stöhnte er.
„Isobel sammelt schlechten Alkohol“, informierte ihn Cassi lachend. „Sie sagt, das hier sei noch nicht einmal annähernd der schlimmste.“
„Die fermentierte Ziegenmilch bricht immer noch sämtliche Rekorde!“, erklärte Victor mit einem raschen Seitenblick auf Isobel. Isobel lachte – offenbar war das ein privater Witz zwischen den beiden.
Taya ließ mutlos die Schultern sinken. Es enttäuschte sie, dass Pyke und Victor in der Frage der roten Tür nicht weitergekommen waren. „Konnte euer Freund euch denn gar nicht weiterhelfen?“, wollte sie wissen.
„Scuro hat uns ein paar Ratschläge gegeben. Wir wissen jetzt immerhin, wie wir uns in Schlackenseite zu bewegen haben.“ Victor schien zuversichtlich. „Wir können also losziehen und selbst nach der Tür suchen.“
„Habt ihr keine Angst, dass wir in Schwierigkeiten geraten könnten?“
„Drei Ikarier, drei Programmierer und ein Kutscher sind unterwegs nach Schlackenseite ... ist doch ein prima Anfang für einen schlechten Witz, was?“ Victor feixte, Pyke lachte laut. Taya fragte sich, was die beiden bei Scuro zu trinken bekommen hatten – sie hatten vor Aufregung ganz rote Wangen. Kopfschüttelnd sah sie sie an – als schlagartig sämtliche Unterhaltungen im Raum verstummten.
„Wir sind nicht hier, um irgendwen zu verhaften!“, verkündete Leutnant Amcathra gleich beim Betreten der Bar, woraufhin wieder Leben in die Gäste kam. Gleich darauf jedoch verstummte erneut jedes Gespräch: Hinter Amcathra war nun auch Cristof durch die Tür getreten. Einige Programmierer brachten hastige, unbeholfene Verbeugungen zuwege, während andere nur völlig schockiert das Kastenzeichen auf dem nackten Gesicht anstarrten.
Ohne das Aufsehen, das sie erregten, zu beachten, schoben sich die beiden Männern an den Tischen vorbei und gesellten sich zu der kleinen Gruppe um Taya. Cassi und die Programmierer verneigten sich, während Pyke sich darauf beschränkte, sich mit einer vagen Geste vor dem Gesicht herumzufahren. Cristof schenkte ihnen allen keine Beachtung, hatte er doch Tayas Flugausrüstung entdeckt.
„Du hast deine Flügel wieder!“, meinte er vorwurfsvoll, indem er die Hand auf die Rückenlehne von Tayas Stuhl legte. „Ich dachte, der Mediziner hätte dir befohlen, erst einmal am Boden zu bleiben!“
„Oho, der Erhabene ist
Weitere Kostenlose Bücher